Nehm ich!

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"Komm schon, Sam! Wir haben nicht ewig Zeit.", rief Alice. "Eigentlich ja doch.", gab ich zurück und band einen Gummi um den Ende des Fischgretenzopfes, den ich gerade eben noch geflochten hatte. In Vampirgeschwindigkeit rannte ich die Treppen herunter und stand auch schon neben ihnen. Bella zuckte erschreckt zusammen. 

Grinsend winkte Alice mit ihrer goldenen Kreditkarte. "Dann lasst uns mal gehen.", lachte sie und wir verließen zu dritt das Haus, da Esme nicht so der Typ für Shopping war und Rosalie war mal wieder "beschäftigt". Vielleicht würde sie aber nachkommen.

Nervös setzte ich mich auf den Beifahrersitz von Alice' gelben Porsche und wurde ein klein wenig neidisch, da ich mein Auto nicht leiden konnte. Es war viel zu alt und auch zu langsam. "Sam, wie alt bist du eigentlich?", fragte mich Bella von der Rückbank aus. 

"Bald ist mein vierhundertstes Jubiläum des Vampirdaseins.", antwortete ich ihr. Ich hörte sie scharf die Luft einziehen. "Das ist ja krass. Dann bist du ja total alt. Und mit wie vielen Jahren wurdest du verwandelt?"

Seufzend lehnte ich mich zurück. "Mit siebzehn. Ich hatte gerade erst geheiratet und dann kamen sie und haben mir mein Leben gestohlen. Die Ewigkeit kann schön sein, wenn man sie mit jemandem teilt, aber bist du alleine, dann wünschst du dir jeden Tag, dass es der letzte ist."

Sie schluckte schwer. "Das tut mir Leid, Sam.", flüsterte sie doch ich winkte ab. "Man gewöhnt sich daran. Immerhin hatte ich schon genug Zeit mich damit abzufinden.", sagte ich monoton. 

Den Rest der Fahrt redeten wir noch ein bisschen über die bevorstehende Hochzeit, wobei Alice' Licht immer heller strahlte. Wenig später erreichten wir auch schon Portland. Auf meinen Wunsch hin gingen wir als aller erstes in den H&M, da ich dort wohl am ehesten etwas finden würde.

Als wir den Laden betraten waren sofort alle Augen auf uns gerichtet. Die Mädchen warfen uns böse Blicke zu, ihre Lichter verdunkelten sich sofort. Mein Blick fiel auf eine schwarze Lederjacke mit Nieten. Schnell eilte ich auf sie zu und nahm sie vom Haken.

Ein bisschen zu schnell für menschliche Geschwindigkeit, doch noch akzeptabel. Sie passte perfekt und grinsend hängte ich sie wieder auf den Bügel. "Nehm ich!", rief ich Alice zu, die mich anlächelte. Wir verbrachten drei Stunden im Geschäft und ich wurde dazu gezwungen mir Kleider zu kaufen. Vier Stück! 

Die Rechnung war monströs, doch anscheinend war das für Alice' Verhältnisse noch gar nichts, denn sie zuckte nicht einmal mit der Wimper. Voll beladen mit Tüten trotteten wir weiter zum nächsten Laden.

"Schau mal, Bella! Wie findest du das?", fragte ich. Wir waren gerade auf der Suche nach einem Kleid, das sie nach der Zeremonie tragen könnte. Es war cremefarben mit einem schwarzen Gürtel an der Taille. 

"Ich weiß nicht.", meinte Alice. "Das ist doch viel zu langweilig.", schmollte sie. "Also ich finde es perfekt.", sagte Bella und probierte es sofort an. "Es ist unglaublich schön.", stellte sie fest, als sie sich im Spiegel betrachtete.

"Du hast eine super Figur.", bemerkte ich gerade und sie errötete leicht. Ich fand es immer unheimlich süß, wenn sich die Wangen der Menschen rot färbten, sobald sie sich für etwas schämten oder sie eine Situation als unangenehm empfunden.

Bella schlief auf der Hälfte der Strecke ein, neben ihr war alles voll mit den Tüten, die nicht mehr in den Kofferraum gepasst hatten. Man hörte ihr gleichmäßiges Atmen und das rhythmische Schlagen ihres Herzens.

"Können wir noch mal nach Seattle, wenn wir Bella abgesetzt haben?", fragte ich Alice so leise, dass unser kleiner Mensch es nicht einmal im wachen Zustand gehört hätte.

"Klar. Mit Charlie habe ich vereinbart, dass wir sie nach Hause bringen. Er hat es nicht so gerne, wenn sie wo anders ist. Okay... Er kommt noch nicht so gut mit Edward klar, aber das wird schon noch."

"Und wer bist du?", fragte Bellas Vater, nachdem diese im Schlafzimmer verschwunden war. Ich konnte sie genau mir Edward reden hören. Sei mal leiser, schrie ich ihm in Gedanken zu und sofort nahm ich nur noch ein entferntes Flüstern wahr.

Höflich reichte ich ihm die Hand. "Ich bin Sam.", stellte ich mich vor. "Woher kennst du die Cullens?", hakte er nach und ich warf Alice Einen fragenden Blick zu. Für Charlie lief das alles viel zu schnell ab.

"Sie wird meine neue Schwester.", antworte sie kurzerhand und er  schaute mich verwundert an. "Ist das jetzt nicht ein bisschen spät?"

Sofort schüttelte ich den Kopf. "Nein. Ich kenne Carlisle nun etwas länger und er ist sowieso schon wie ein Vater für mich. Meine Eltern sind schon lange tot und es fühlt sich gut an jemandem zu haben der für einen sorgt.", erklärte ich. 
 
Charlie nickte. "Wie schade... Edward war gerade noch frei...", seufzte er. Von oben hörte ich ein Lachen. "Ja, ehm... Er ist so gar nicht mein Typ.", versuchte ich ihn von diesem Thema abzubringen und er seufzte noch einmal. "Das kann ich von meiner lieben Tochter nicht behaupten..."

Alice lächelte. Ich war mir gerade gar nicht so sicher, ob er überhaupt schon von der Hochzeit wusste, aber wohl eher nicht. "Wir werden dann mal gehen.", sagte Alice. "Es war mir wie immer ein Vergnügen, Charlie.", lächelte sie und sein Licht wurde sofort heller.

"Mir ebenso. Und du bist auch sehr nett, Sam." Ich lächelte ihn an und wir gingen. "Küssen die sich immer so laut?", fragte ich genervt, als wir an dem Fenster von Bellas Zimmer vorbei liefen. 
Alice nickte. "Ja, das tun sie. Ist echt anstrengend, aber vor anderen nehmen sie sich noch ein bisschen zurück.", seufzte sie. "Das kann man von Rose und Emmett nicht behaupten.", lachte ich. 
 
Wieder nickte sie. "Früher war es noch schlimmer." Fassungslos schüttelte ich den Kopf. "Kann man sich schwer vorstellen, oder?", fragte sie. "Ich will mir das gar nicht vorstellen.", sagte ich und stieg wieder ins Auto.

In einem schön schnellen Tempo rasten wir die Straßen runter und bogen in den Wald ab. "Wir könnten das eigentlich machen.", sagte Alice plötzlich. "Was?", fragte ich verwirrt. "Dich adoptieren.", erklärte sie.

Samantha Cullen | Twilight  - FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt