Schmarotzer

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"Seit wann bist du ein Vampir?", fragte mich Carlisle interessiert, Edward saß neben ihm und schaute noch immer sehr grimmig. "1623.", antwortete dieser, bevor ich die Chance dazu hatte. "Woher weißt du das?", zischte ich und der Blonde lächelte.

"Er kann Gedanken lesen.", schmunzelte er und ich rollte mit den Augen. "Ich mag solche Schmarotzer nicht.", knurrte ich und entlockte ihm ein Lachen. Auch ich hatte mit den Jahren herausgefunden, dass ich eine Gabe hatte.

Ich hatte Kontrolle über Wärme und Licht und das Gegenteil davon, also Kälte und Dunkelheit. "Interessant.", meinte Edward. Hör auf damit, brüllte ich in Gedanken und er musste Lachen. Wut kochte in mir. Es waren meine Gedanken und dieser arrogante Bängel hatte NICHTS in ihnen zu suchen.

Also versuchte ich etwas. Über die Jahrhunderte hatte ich meine Fähigkeiten ausgebaut und konnte so einiges damit anfangen. Ich legte komplette Dunkelheit über meine Gedanken und tatsächlich verschwand das dämliche Grinsen aus Edwards Gesicht.

"Wie machst du das?", fragte er und ich liebte den leicht genervten Unterton in seiner Stimme. "Edward, wie du selbst gesagt hast: ich lebe seit mehr als drei Jahrhunderten als Vampir auf dieser Welt. Mit der Zeit lernt man seine Gabe anzuwenden.", erklärte ich lächelnd.

"1623.", wiederholte Carlisle. "Du bist älter als ich. Seit ich bei den Volturi war habe ich niemanden kennengelernt, der länger lebt als ich.", staunte er. Von den Volturi hatte ich bereits einiges gehört. Sie galten als die Königsfamilie der Vampire. Sie wachten über unsere Art.

Besonders Jane hatte es mir irgendwie angetan. Dinge, die man über sie hörte waren schrecklich. Man redete über schreckliche Schmerzen, die sie einem zufügen konnte. Man sagte, sie sei eine kleine sadistische Hexe, doch ich bewunderte sie.

Ihre Gabe war so stark. Grausam natürlich, aber stark. Und auch über das Alter der Volturi hatte ich mehrere Dinge auf geschnappt. Länger als unsere 19 Jahrhunderte lebten sie schon gefangen in ihrem Körper als Vampire in diesem Leben und regierten seit einer nicht viel kürzeren Zeit.

Wie gesagt, es waren nur Legenden, doch sie klangen wahr. "Wie war deine Zeit bei den Volturi?", fragte ich Carlisle interessiert. Er lächelte mir zu und begann:

"Die Volturi sind sehr beeindruckend und man empfindet Respekt ihnen gegenüber sobald man sie nur ansieht. Sie sorgen dafür, dass unsere Art sicher vor den Menschen bewahrt bleibt. Jedoch gehen sie bei dieser, nennen wir es mal "Säuberung", gehen sie sehr sadistisch vor.

Und sie geben keine zweiten Chancen. Meistens werden die Verbrecher von Jane gefoltert, bevor man ihre Körper in Stück zerreißt und verbrennt. Nur so kann unsere Rasse getötet werden. In meiner Zeit habe ich oft versucht sie von diesen Methoden abzubringen, doch das half nichts.

Sie hören nicht auf andere und sehen es eher als ein Versuch sie von ihrem Thron zu verstoßen, als ihnen zu helfen. Man sollte sie nicht verägern, denn sonst ist man nicht mehr lange am Leben."

Er atmete - unnötigerweise - einmal tief durch. "Ich habe sie schnell wieder verlassen. Ich habe begonnen den Menschen zu helfen, bin Arzt geworden. Das ist mein Traumberuf. Allerdings muss ich wegen der Unsterblichkeit sehr oft umziehen."

Ich seufzte. "Ich hatte noch nie ein Haus oder eine Wohung. Ich meine, ich muss ja auch nicht schlafen, also bin ich meistens einfach unterwegs. Als ich in Dörfern war verbrachte ich die Nächte meistens im Wald oder aß ein paar Kilometer entfernt.  

Möglicherweise wurde ich deshalb so oft als Hexe angeklagt, doch.. nunja... es ist schwer mich zu töten..."

Wir redeten noch eine Weile, bis die Nacht vorbei war und Carlisle sich wieder auf den Weg zu seiner Arbeit ins Krankenhaus machte. Edward und ich waren nun alleine. Ich mochte ihn nicht besonders, genauso wenig wie er mich leiden konnte.

"So schlimm bist du nicht.", sagte dieser zu meiner Verwunderung. Schnell ließ ich wieder die Dunkelheit über meine Gedanken schweifen. "Ich habe sie sowieso nur flüstern gehört.", verteidigte er sich.

"Es ist äußerst interessant in deinen Gedanken zu lesen. Du hast schon viel erlebt. Könntest du mir vielleicht mal von deinen Zeiten als Piratin erzählen? Das würde mich sehr interessieren.", bat er mich, doch ich schüttelte den Kopf.

"Tut mir Leid, Edward, doch ich werde jetzt gehen. Ihr wart sehr nette Gastgeber, doch ich passe nicht zu euch. Ich bin es nicht gewohnt unter meines Gleichen zu sein und werde weitergehen.", beschloss ich und stand auf.

"Schreibe Carlisle wenigstens noch einen Zettel. Er mag dich sehr gerne und fände es schade, wenn du gehen würdest. Er ist gewissermaßen... fasziniert von dir." Er verschwand und kam keine Sekunde später mit einem Stift und einem Block in der Hand zurück.

Seufzend nahm ich beides entgegen und schrieb in meiner sauberen Handschrift, die ich den heutigen Zeiten angepasst hatte, eine Nachricht an ihn:

Lieber Carlisle,


Du warst mir ein sehr netter Gastgeber und es war interessant mich mit dir und deinem Sohn zu unterhalten, doch ich werde weiterziehen. Ich war nie sonderlich gesellig, dafür habe ich zu viel Zeit alleine verbracht. 

Sollte ich dir eines Tages wieder begegnen würde ich mich freuen, wenn du mich ebenso freundlich wieder aufnehmen würdest, doch bis dahin werde ich erst mal wieder alleine durch die Welt reisen.

Deine Ernährungsweise finde ich sehr spannend und werde sie möglicherweise mal ausprobieren. Ich konnte in diesen paar Stunden einiges von dir lernen und denke, dass es nach meiner Lebenszeit durchaus gut wäre, mich einfach neu einzurichten.

Bis zu unserem hoffentlich Wiedersehen, wüsche ich die alles Gute und hoffe, dass du bald deine Gefährtin findest. Bitte sei nicht sauer, dass ich gehe, doch es muss sein. Ich bin mir sicher, dass ich noch einige Zeit über dich nachdenken werde.

Samantha

Es hatte etwa fünf Sekunden gebraucht die paar Sätze niederzuschreiben. Ich verabschiedete mich noch schnell von Edward, dann ging ich wieder meines Weges und vermisste Carlisle irgendwie jetzt schon.

Mein Weg führte mich aus Alaska raus. Ich überquerte noch am gleichen Tag die Grenzen Kanadas und blieb in Seattle hängen. Hier gab es viele Menschen, viel zu viele, doch dieser Ort reizte mich. Englisch konnte ich natürlich.

Genauso wie Deutsch, Französich, Italienisch und Spanisch. Ich hätte noch mehr Sprachen lernen können, doch irgendwie reizte mich es mich nicht. Lernen klang allerdings gut. Es war Sommer und ich beschloss einfach mal auf eine Schule zu gehen. Vielleicht würde das meine Sozialkompetenz steigern.

Die Schule war sehr einfach gehalten und ich musste nicht mal eine Adresse angeben. Dennoch besorgte ich mir eine Wohnung und einen Job. In einer Bar hatte ich sofort Erfolg. Wer würde schon nicht gerne von einer wunderschönen Frau bedient werden?

Samantha Cullen | Twilight  - FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt