Sentenced - The last day

By ChaosMary

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๐’๐ž๐ข๐ง ๐”๐ซ๐ญ๐ž๐ข๐ฅ: ๐’๐œ๐ก๐ฎ๐ฅ๐๐ข๐  ๐’๐ž๐ข๐ง๐ž ๐’๐ญ๐ซ๐š๐Ÿ๐ž: ๐ƒ๐ž๐ซ ๐“๐จ๐ ๐’๐ž๐ข๐ง๐ž ๐‡๐ข๐ง๐ซ๐ข๐œ๐ก๐ญ๐ฎ๏ฟฝ... More

Vorwort
Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
Epilog
Nachwort

35. Kapitel

133 41 14
By ChaosMary

Ich lasse Claire los, als ob ich mich an ihr verbrannt hätte. 

Die Bedeutung ihrer Worte macht mich fassungslos. Mein Gehirn ist wie leer gefegt, ich weiß nicht, wie ich mit dieser Information umgehen soll. 

Mechanisch bringe ich etwas mehr Abstand zwischen uns und lasse mich kraftlos auf meinen Stuhl fallen. Meine Gedanken überschlagen sich, aber mir will die Bedeutung dieser Worte doch nicht bewusst werden. Nein, das kann nicht sein. Nicht meine Frau, für die ich alles tun würde, mit meinem verfluchten Bruder! 

Wütend und verzweifelt zugleich, schlage ich mit der Faust auf die Tischplatte. Claire zuckt in meinem Augenwinkel zusammen. 
»Bitte lass es mich erklären!« Sie fleht mich an, aber ich höre sie fast gar nicht. Das Rauschen in meinen Ohren ist viel lauter, es überlagert alles andere.

Ich kneife meine Augen zusammen, um die schwarzen Punkte aus meinem Sichtfeld zu vertreiben. Ich spüre, wie Claire ihre klammen Finger auf meine zur Faust geballten Hand legt. Reflexartig will ich sie zurückziehen, aber sie hält meine Hand unerbittlich fest, so wie ich gerade noch ihre.

Hilflos blicke ich zu ihr hoch, da ich absolut keine Ahnung habe, was ich nun machen soll. Claire hockt sich verzweifelt vor mich hin.

»Es war dumm gewesen, ein einmaliger Fehler. Ich würde es nie wieder tun«, flüstert sie und sieht mich dabei eindringlich an. »Du bist mir so wichtig, das glaubst du gar nicht. Ich wollte dich nicht verletzen...ich wollte...dir nicht die Erinnerungen an uns zerstören, du sollst an die schönen Dinge zurückdenken, die wir hatten und nicht daran... Gerade an diesem Tag wollte ich es dir ersparen. Natürlich hattest du ein Recht darauf, es zu erfahren...aber jetzt konnte ich es dir einfach nicht mehr sagen...bitte versteh das. Oder versuch es zumindest...Ich konnte es dir nicht sagen...und durfte auch nicht...«

Irritiert blinzle ich sie an. Mich ärgert es, dass sie so gute Argumente bringt. Ich weiß insgeheim, dass sie Recht hat. Dieser Ausrutscher ist schon sehr lange her und holt sie nun ein. Seitdem haben sich viele Dinge geändert und ich glaube ihr, dass sie es nie wieder tun würde. Und vielleicht bin ich auch einfach nur dumm, da ich bereits anfange, ihr zu verzeihen.

Mir bleibt aber auch nicht viel Zeit, um sauer auf sie zu sein. Ich möchte im Guten mit ihr auseinandergehen und nicht zerstritten. Mir bleibt quasi keine andere Wahl.

»Wieso durftest du nicht?« Meine Stimme hört sich blechern und fremd an. Claire presst ihre Lippen zusammen. »Dein Bruder...er hat mich erpresst... Wenn ich die Wahrheit über die Mordnacht sage, sagt er dir, dass ich fremdgegangen bin.«

Fassungslos blicke ich sie an. Wie konnte ich mich all die Jahre lang nur so in meinem Bruder täuschen? Ich habe ihn immer verteidigt, nun fällt er mir in den Rücken und erpresst sogar meine Familie? 

Er sorgt dafür, dass sie mich anlügen müssen, damit er nicht als Mörder entlarvt wird? 

Diese ganze Situation ist so skurril, dass ich kurz überlege, ob es ein schlechter Traum ist. Aber es ist die Realität, so brutal kann kein einziger Traum sein. Und so kreativ wäre mein eigenes Unterbewusstsein nicht, um sich so etwas auszudenken. Es kann also nur die Wahrheit sein. 

»Ich weiß, wie das für dich klingen muss.« Claire seufzt, aber ich bin mittlerweile bereits ein paar Gedanken weiter. Angestrengt schiebe ich die ganzen negativen Aspekte an die Seite und betrachte diesen Horror, den sie mir gerade entblößt hat, als meine neue Chance.

»Claire...nun weiß ich es«, sage ich langsam und sie nickt traurig. Dann scheint es bei ihr Klick zu machen und sie reißt ihre Augen auf. Geschockt schlägt sie sich ihre Hand vor den Mund, als sie versteht, was sich ihr nun für neue Möglichkeiten bieten. 

»Oh mein Gott«, haucht sie, erhebt sich langsam und auch etwas steif vom Boden. Sie ist weiß wie eine Wand und ihre kreisrunden Augen machen mir fast ein wenig Angst, beruhigen mich aber gleichzeitig, weil sie endlich anfängt, ernsthaft nachzudenken. »Er hat kein Druckmittel mehr...« Laut überlegt sie und fährt sich mit den leicht zitternden Händen durch ihre Haare, bis sie wild von ihrem Kopf abstehen. 

»Du kannst aussagen. Du machst nichts mehr kaputt.« Ich setze ihren Gedanken fort und sorge dafür, dass sie noch ein Stück blasser wird. 

Seit Jahren hat sie die Wahrheit verschwiegen, sich damit abgefunden, mich anlügen zu müssen. Und das nur, weil sie ihren eigenen Fehler nicht zugeben wollte. Hätte sie mir eher davon berichtet, oder es am besten damals gar nicht erst getan, dann hätte Luke sie niemals mit irgendwas erpressen können. Aber so, hatte er sie in der Hand. Und Liv vermutlich auch. 

So schmerzhaft es ist, endlich die Lösung zu wissen, warum mich meine Familie angelogen und nicht verteidigt hat, so gut fühlt es sich jetzt an, endlich alle Fakten klar auf dem Tisch liegen zu haben. 

Claire hat es nun in der Hand, mich zu retten. Sie weiß mehr und kann all diese Informationen der Polizei erzählen. Sie wird sagen können, dass Luke an diesem Tag dort war. Und auch die Aussage von Liv bestätigen, was für ein Arsch Jason Burne in Wirklichkeit war. 

Vielleicht bekommt sie Liv nun sogar dazu, zuzugeben, dass sie die Verursacherin für die amputierten Finger war. Nun hat auch Liv nichts mehr zu verlieren. Gemeinsam können sie es schaffen, endlich den wahren Mörder hinter Gitter zu bringen. 

Liv wird keine Strafe bekommen, sie hat sich nur verteidigt. Gegen Selbstverteidigung und Notwehr kann niemand etwas sagen. Luke wird nicht als Mörder eingesperrt werden, sondern wegen Totschlag. Denn Jason ist erst kurz nach der Tat gestorben, Luke hat nicht so lange auf ihn eingedroschen, bis er tot war. Endlich kann sich alles aufklären.

Alles, abgesehen von dem mysteriösen Notruf. 

Aber das ist nur eine kleine Sache bei diesem ganzen Mordfall, die anscheinend ungeklärt bleibt. Da muss der Richter drüber hinwegsehen. Denn all die anderen Sachen, machen nun einen Sinn und entlasten mich. Endlich. 

Das Öffnen der Tür reißt mich aus meinen Gedanken. Claire und ich blicken den Wärter an, der uns verkündet, dass die 15 Minuten Besuchszeit vorbei sind. Claire blickt mich an und schlingt kurz ihre Arme um mich. 

»Ich rede mit deiner Anwältin. Ich versuche alles, was ich tun kann«, verspricht sie mir flüsternd und ich sehe sie dankbar an. Bevor ich mir etwas überlegt habe, was ich darauf erwidern kann, ist sie verschwunden. 

Connor schließt die Tür hinter sich und lässt mich mit meinen Gedanken allein zurück. 

Erschöpft stütze ich meinen Kopf auf meiner Hand ab und atme tief durch. 

Ich fühle mich wie in einem Wirbelsturm gefangen. Alle möglichen Emotionen und Ereignisse prasseln auf mich ein und ich kann nichts dagegen tun. Bevor ich es schaffe, irgendwas neues zu verarbeiten, stürzt direkt das nächste auf mich herunter. Begräbt mich unter sich.

Mir fehlt die Kraft, um mich nochmal zurück nach oben kämpfen. Müde lege ich meine Stirn auf die Tischplatte. Ich kann nicht mehr. 

Aber nun fühlt es sich endlich so an, als hätte ich es geschafft, alles in die richtigen Wege zu leiten. Es liegt nun nicht mehr in meiner Hand. 

So konnte ich erst jetzt auftreten, weil ich bereits schon fast alles wusste. Diese zwei Tage, an denen ich das alles hier bereits schon einmal in abgeänderter Form erlebt habe, retten mir nun höchstwahrscheinlich das Leben.

Denn ansonsten hätte ich Claire nicht mit all den Anschuldigungen treffen können, sie in die Enge treiben, sodass es letztendlich dazu geführt hat, dass ich ihre Schutzmauer eingerissen habe. Ich habe es endlich geschafft, dass sie sich mir geöffnet hat. 

An mir nagt der Gedanke, dass sie schon die ganze Zeit über die Möglichkeit gehabt hat, mich zu retten. Es hätte nie so weit kommen müssen. 

Aber Luke hat mit ihrer Angst gespielt. Ihrer größten Angst, mich zu verlieren. Ich weiß nicht, wie ich früher reagiert hätte, wenn ich erfahren hätte, dass sie mich betrogen hat. Ausgerechnet auch noch mit Luke. 

Auch jetzt fühlt es sich einfach nur schrecklich an, aber ich versuche, nicht so stark darüber nachzudenken. Es ist viel wichtiger, dass sie nun keine Angst mehr davor haben muss und endlich aussagen kann. Das muss doch etwas Gutes sein. Es muss doch endlich mal wieder aufwärts gehen, denn tiefer kann ich langsam nicht mehr sinken. 

Angestrengt überlege ich, wie viel Uhr es mittlerweile sein muss. Claire hatte eine Armbanduhr getragen, die ich ihr vor Jahren mal zum Hochzeitstag geschenkt hatte. Seit dem hat sie diese nur zum Duschen abgenommen. Wie standen die Zeiger darauf?

Konzentriert rufe ich mir das Bild des Ziffernblattes in Erinnerung. Es muss 9:15 Uhr gewesen sein. Also nicht mehr viel Zeit, um den Richter zu überzeugen.

Marina muss erst alle Aussagen zu Papier bringen, sie untereinander abgleichen und anhand dieser Fakten eine Anklage gegen Luke formulieren. Der Richter muss all diese Dokumente lesen, sich mit seinen Beratern zurückziehen und eine Entscheidung treffen. 

Stöhnend schlage ich meine Stirn einmal auf die Tischplatte. Das ist zu wenig Zeit. Das kann doch gar nicht funktionieren.

All die Hoffnung, die ich mir gemacht habe, verschwindet langsam wieder. 

Höchstwahrscheinlich wird der Richter sich weigern, diese neuen Aussagen überhaupt zu lesen, sie als neue Beweise für diesen Fall zuzulassen. Er will diesen Fall endlich abschließen. Die ganze Welt wartet darauf, dass ich sterbe. 

Marina muss sehr überzeugend sein. Oder ihm selbst mit der Presse drohen, dass er Beweismittel unterschlägt. Das könnte dem Richter seine Karriere kosten. Und Marinas selbst auch. 

Warum muss es nur alles so kompliziert sein? Mir raucht langsam der Kopf. Und ich merke, wie die Kopfschmerzen langsam von meinem Körper Besitz ergreifen. Gar nicht gut. 

Dabei muss ich konzentriert bleiben. Aber ich kann es nicht mehr.

Ich schließe meine Augen und bleibe regungslos mit dem Kopf auf der Tischplatte sitzen. 

Ich weiß nicht einmal, ob ich heute überhaupt noch Besuch bekomme. Denn alle Personen, die sonst jetzt kommen würden, müssten in diesem Moment im Verhörraum sitzen. Ob das nun gut oder schlecht ist, kann ich nicht beurteilen. 

Dafür fehlt mir jegliche Kraft.

Ich bilde mir ein, das Ticken eines Sekundenzeigers ganz nah an meinem Ohr zu hören. Die Zeit arbeitet gegen mich.

Ich habe noch 2 Stunden und 15 Minuten Zeit. 

Der Countdown läuft. 

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