Sentenced - The last day

By ChaosMary

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Vorwort
Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
Epilog
Nachwort

29. Kapitel

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By ChaosMary

Angestrengt versuche ich, meine Augen geöffnet zu lassen. Meine Lider fühlen sich schwer wie Blei an und ich nehme nur ganz am Rande meines Bewusstseins wahr, wie Sadie sich um meine blutige Hand kümmert.

Ich weiß nicht, wie lange ich bereits in ihrem Arztzimmer sitze, aber sie hat noch kein einziges Wort mit mir gewechselt, sondern starrt nur konzentriert auf meine Verletzung. Ein bewaffneter Wärter ist mit im Raum und behält jede meiner Bewegungen im Auge. Scheinbar rechnet er damit, dass ich jederzeit erneut ausrasten und die Kontrolle verlieren würde.

Aber was auch immer Sadie mir gegeben hat, führt dazu, dass ich einfach nur müde werde. Meine Gedanken sind wie in Watte gepackt, immer wieder fallen mir die Augen zu. Ich bin seltsam ruhig, obwohl ich gerade noch am hyperventilieren war. Diese verdammte Tablette, kapselt mich völlig von der Realität ab. 

Nur verschwommen nehme ich wahr, wie Sadie mit meiner Hand fertig ist und mir die Manschette um den anderen Arm bindet, um meinen Blutdruck zu messen. »90/60«, seufzt sie, als sie damit fertig ist. 

Ich nehme zur Kenntnis, dass dieser Wert um einiges niedriger ist, als in der vorherigen Version dieses Tages. »Die Tablette scheint sehr gut zu wirken...vielleicht hätte eine halbe auch gereicht.« Sie überlegt und mustert mich. Konzentriert versuche ich meine Augen geöffnet zu halten, auch wenn die Müdigkeit mich bereits wieder droht zu übermannen. 

»Es tut mir leid, so sehr wollte ich dich nicht abschießen«, flüstert Sadie leise, sodass ich kurz überlege, ob ich es mir nur eingebildet habe. Ich öffne meinen Mund, um etwas zu erwidern, aber meine Muskeln gehorchen mir nicht. Erst, als sie sich einem Klemmbrett zugewandt hat, öffnen sich meine Lippen und da habe ich es schon wieder aufgegeben, etwas dazu zu sagen. Ich schließe meinen Mund wieder und sehe sie abwartend aus halb geschlossenen Augen an.

All meine Sorgen und Gedanken, ob Marina noch kommen wird, wirken so weit entfernt. Dabei weiß ich insgeheim, dass sie gerade mein größtes Problem sein sollten. Die einzige Sache, mit der ich mich noch beschäftigen sollte. Aber ich kann nicht. Ich kann keinen einzigen klaren Gedanken fassen.

Mit den verstreichenden Minuten wird mir bewusst, dass ich in diesem Zustand absolut nichts mehr ausrichten werde. Ich kann nichts verändern, nicht mehr kämpfen. Ich bin handlungsunfähig.

Und das alles nur, weil ich die Kontrolle verloren habe. Wäre ich in meiner Zelle ruhig geblieben, dann hätte ich nicht diese Tablette bekommen. Aber nun ist es zu spät. 

Sie ist in meinem Organismus und ihre Wirkung wird vermutlich so lange anhalten, dass ich selbst die Hinrichtung nur in diesem seltsamen Zustand erleben werde. Was natürlich gar nicht so schlecht ist.

Dazu soll es jedoch gar nicht erst kommen, so war zumindest mein ursprünglicher Plan. Warum muss denn nur alles schief gehen?

Teilnahmslos sehe ich Sadie dabei zu, wie sie ihre Liste ausfüllt und mir dabei die Wirkung der einzelnen Medikamente erklärt, die sie mir bei meiner Hinrichtung spritzen wird. Ich höre ihr nicht wirklich zu, immerhin kenne ich diese ja bereits. 

Stattdessen versuche ich krampfhaft, mein eigenes Gehirn wieder zum Arbeiten zu bekommen. 
Eigentlich habe ich jetzt sowieso nichts mehr in der Hand, ich bin auf die anderen angewiesen. Auf den Richter, auf Marina und auf meine Familie, die mich mit einer Aussage retten könnte. Vor allem Luke. 

Ich selbst sitze nur hier drin herum und warte darauf, dass sie mich in dieses Zimmer bringen, in dem ich sterben muss. In dieser restlichen Zeit kann ich mit niemandem mehr reden, ich habe alles gesagt, was ich weiß. Also sollte es mich eigentlich gar nicht stören, in diesem schläfrigen Zustand hier zu sitzen. Mich verlässt trotzdem nicht dieses Gefühl, meine letzten Minuten zu verschenken. 

Lautlos verlässt eine Träne mein Auge und ich wundere mich selbst darüber, wo sie herkommt. Mir ist eigentlich gar nicht nach weinen zumute, eher nach schreien. Aber das lässt diese Beruhigungstablette nicht zu.

Seltsam verlangsamt gelingt es mir, die Träne von meiner Wange zu wischen. Wieso zum Teufel kann ich nicht endlich mit meinem Leben abschließen? 

Das würde so vieles einfacher machen. Dann würde ich akzeptieren, dass ich sterbe und damit meine Familie beschützen. Ich könnte aufhören zu kämpfen und einfach nur in diese wartende Dunkelheit fallen und alles hinter mir lassen. 

Aber stattdessen bäumt sich mein Verstand immer wieder dagegen auf, dass darf einfach nicht das Ende sein. Nicht mein Ende, nicht mein Tod. Ich will nicht sterben.

Vermutlich bin ich der einzige Mensch, der behaupten kann zu wissen, wie sich der Tod anfühlt, immerhin war ich es bereits gewesen. Und genau deswegen habe ich solch eine panische Angst davor. Wenn ich an die Schmerzen zurückdenke, die ich während des Sterbens hatte, wird mir ganz schlecht. 

Das war schlimmer als jegliche körperliche Folter, es war eine Qual, die nicht geendet hat. Das will ich nicht nochmal spüren, das halte ich nicht aus. Es muss doch einen anderen Weg geben!

Eine plötzliche Berührung an meiner erhobenen Hand lässt mich zusammenzucken. Erschrocken reiße ich meine Augen auf und blicke in Sadies besorgtes Gesicht. Ich hasse sie dafür.

Wieso ist sie jetzt so einfühlsam und wirkt ehrlich interessiert an meinen Problemen, nur um mich in einer halben Stunde zu töten? Wie kann ein Mensch nur innerlich so gespalten sein? Wie hält sie es aus, mit mir in einem Raum zu sitzen und zu wissen, dass sie in einer Stunde genau diesen toten Körper vor sich liegen haben wird? Das ist doch krank. 

»Rede mit mir«, haucht Sadie leise und drückt beruhigend meine Hand. Störrisch presse ich meine Lippen zusammen. Ich möchte nicht mit ihr reden, es ist doch sowieso egal, was ich ihr erzähle. Sie wird mich umbringen, das ist ihre Aufgabe und die wird sie erfüllen. Sie hat gar keine andere Wahl, als mir diese tödlichen Substanzen zu spritzen. 

»Ich kann das nicht.« Ohne mein Zutun bricht es aus mir heraus und ich bin selbst darüber verwundert. Dafür, dass ich eigentlich so überzeugt davon bin, nicht mit ihr zu reden, übernimmt mein Körper anscheinend die Kontrolle und macht, was er will. 

»Du bist stark, Steve.« Sadie redet mir weiter ins Gewissen und ich sehe sie innerlich zerrissen an. Sie wirkt so weit entfernt, obwohl sie direkt vor mir sitzt. Aber es fühlt sich so an, als wäre zwischen uns eine unsichtbare Mauer, die ihre Stimme dumpf und meine eigene blechern klingen lässt. 

Stockend schüttle ich mit dem Kopf. »Nein...ich habe Angst davor zu spüren, wie mein Herz stehen bleiben wird...diese Schmerzen, der Druck auf meiner Brust, wenn ich nicht mehr atmen kann. Und das einige Minuten lang«, plappere ich vor mich hin und merke erst, als ich fertig bin, was ich da gerade von mir gegeben habe. 

Sadies Finger werden eiskalt und sie zieht schnell ihre Hand zurück. Verwirrt blinzelt sie mich an. »Ich...wie...du...« Hilflos stottert sie und ich sehe, wie ihr langsam die Farbe aus dem Gesicht weicht. »Woher weißt du...«, startet sie einen erneuten Versuch, bricht aber überfordert ab. 

Sie legt ihre Checkliste an die Seite und fährt sich mit ihren Händen durch die Haare. Ich meine erkennen zu können, wie ihre Fingerspitzen zittern. »Das kann nicht sein...«, haucht sie und jetzt bin ich es, die nach ihrer Hand greift. 

Mit weit aufgerissenen Augen starrt sie zu mir hoch und ich kann deutlich die Angst in ihrem Blick erkennen. 

Genau dieser Ausdruck auf ihrem Gesicht ist die Bestätigung für mich, dass sie tatsächlich etwas mit meiner mysteriösen Auferstehung zu tun hat. Träge setzen sich meine Gedanken in Bewegung. Ist es gut oder eher schlecht, dass sie nun weiß, dass es funktioniert hat? Was auch immer sie mit mir gemacht hat, dass ich nun wieder hier sitze und diesen Tag erneut erleben darf, wie in einer Zeitschleife? Wird sie mir diese Chance erneut geben und zu meiner Verbündeten werden? Oder aber wird sie es nicht mehr tun, um ihren Job nicht zu gefährden?

Aber andererseits...außer uns beiden weiß es niemand. Oder? 

Ich verrenne mich in meinen eigenen, wirren Gedanken. Diese ganze Situation wird immer skurriler. Bin ich ein Teil eines großen Experiments, von dem ich aber eigentlich nichts erfahren darf?

»So stelle ich es mir vor, nach den Sachen, die du gerade über den Ablauf erzählt hast.« Reflexartig rudere ich zurück. Ich vertraue Sadie, aber nicht genug, um sie in die Tatsache einzuweihen, dass dies der zweite Tag ist, den ich über meine eigene Hinrichtung erlebe.

Weil wenn sie nicht bewusst etwas getan hat, um mich zu retten, kann ich mit dieser Aussage genau das gefährden, dass sie es unbewusst erneut tut. Ich muss weiter so spielen, als würde ich diesen Tag das erste Mal erleben. Das ist mir seit dem Aufstehen gelungen, dann wird es mir wohl in den letzten Minuten auch noch gelingen. 

Sadie blinzelt mich an, nickt dann aber stockend. Ihre verkrampften Finger in meiner Hand entspannen sich ein wenig. »Achso. Ich dachte schon...keine Ahnung, das wirkte komisch«, seufzt sie und ich nicke langsam. »So war es aber nicht gemeint.« 

Sie nickt und löst sich dann wieder von mir. Ihre Augen überfliegen ihre dämliche Liste und sie setzt ihre Unterschrift darunter. Das Kratzen des Kugelschreibers hört sich unangenehm in meinen Ohren an. Und so laut, weil keiner von uns beiden es wagt, zu geräuschvoll Luft zu holen.

Wir haben die Situation beide gerettet, zumindest mit den Worten, die wir gesagt haben. Aber wir wissen beide, dass es nicht der ganzen Wahrheit entspricht. Diese Tatsache steht zwischen uns, jedoch wagt es keiner von uns, ernsthaft darüber zu reden. Wir können es auch gar nicht, denn der junge, blonde Wärter an der Tür macht sich räuspernd bemerkbar. 

Wie zwei Teenager, die beim Knutschen erwischt werden, fahren Sadie und ich zusammen und zu ihm herum. Fast schon entschuldigend blickt der Wärter uns an. »Es ist Zeit«, informiert er uns dann. 

Sofort setzt mein Herz einen Schlag aus. Hilfesuchend blicke ich zu Sadie, die mich aus weit aufgerissenen Augen anschaut. Wir wissen beide, dass wir über dieses eine Thema reden sollten, oder eher müssten. Aber wir können nicht, dafür fehlt uns die Zeit. 

Der Wärter zieht mich langsam von dem Stuhl hoch, aber ich lasse Sadie nicht aus den Augen. 

Angestrengt überlege ich, wie ich diese Situation noch retten und zu einem besseren Ende führen kann. Damit Sadie weiß, dass sie es nochmal versuchen soll. Wenn sie die Chance dazu hat, mein Leben zu retten, soll sie es tun. Auch wenn es eine sehr komische Möglichkeit ist, die jeglicher Physik widerspricht, die es auf dieser Welt gibt. Aber sie muss es versuchen, wenn sie es kann. 

Sadie erhebt sich auch langsam von ihrem Stuhl und starrt mich überfordert an. Während der Wärter mich in Richtung Tür dreht, komme ich ihr ein bisschen näher. 
»Bitte nimm mehr Schmerzmittel«, sage ich schnell und sehe aus dem Augenwinkel, wie sie perplex nickt. 

Dann zieht mich der Wärter aus ihrem Raum und durch die verlassen wirkenden Gänge. Mit jedem Schritt nähere ich mich nun meiner Hinrichtung und bin innerlich total aufgewühlt. 

Ich habe panische Angst davor zu sterben. Aber gleichzeitig macht sich die Hoffnung in mir breit, dass mein eigener Tod nicht das Ende sein wird. Vielleicht ist er wieder nur ein neuer Anfang, zu einer neuen Chance. 

Oder aber ich bin verrückt und habe in Sadies Reaktionen zu viel hinein interpretiert. Das werde ich nun nicht mehr erfahren. 

Bin ich verrückt?
Oder befinde ich mich wirklich in einer Situation, die es sonst nur in schlechten Filmen gibt?

Hilflos lasse ich mich durch die Gänge führen.

Ich kenne die Antwort nicht.
Und ich werde sie auch von niemandem mehr bekommen. 

Dazu fehlt mir die Zeit.

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