24 Unschöne Zwischenfälle

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Sonnenstrahlen kitzelten mein Gesicht. Aus Reflex strich ich mir mit einer Hand über jenes und wollte mich bereits auf die andere Seite drehen, als meine Nase gegen etwas festes gedrückt wurde. Alarmiert öffnete ich die Augen, nur um das vielleicht niedlichste überhaupt zu sehen. Gellert schlief noch, die dünne Decke an welche ich mich noch wage erinnern konnte, lag mehr schlecht als recht über ihm. Sein Haar war total zerzaust. Ich sah überall rote Flecken und Kratzer auf ihm. Ein wenig tat er mir ja schon leid, jedoch hatte er es nicht anders gewollt. Wenn er schlief waren seine Gesichtszüge entspannt, wahrscheinlich passierte dies nicht so oft. Überraschender Weise ließ es ihn um einiges jünger wirken. Wie einen Engel. Für einen Bruchteil einer Sekunde sah ich den Jungen von damals neben mir liegen. Es war so verlockend wie es verboten war. behutsam strich ich ihm durchs Haar. Es fiel ihm kurz darauf von selbst zurück ins Gesicht. Verstohlen warf ich einen Blick auf die Uhr. Dann traf mich der Schlag. Der Dienst hatte schon vor zwei Stunden begonnen! Panik überkam mich. Ein Glück das die Tür erschlossen war, jedoch würde das die Präsidentin nicht aufhalten. Sie war was das anging recht hart im nehmen. Behutsam schob ich Gellert neben mir an. "Gellert? Gellert wach auf. Wir haben verschlafen! Es sind schon alle da und ich weiß nicht wie lange wir uns noch hier verstecken können!" Gellert murmelte etwas und versuchte sich von mir weg zu drehen. Trottel. Er war schon immer ein Morgenmuffel, ich wollte also nicht wissen wie er gelaunt war, wenn er geweckt wurde. Seufzend erhob ich mich. Gut, dann gebe ich ihm halt noch Frist bis ich angezogen bin. So gut wie möglich sammelte ich meine Kleidung auf, welche im ganzen Raum verstreut war, ohne großartig Lärm zu machen. Bevor ich mich jedoch anzog, nahm ich noch die verordneten Tränke. Ein weiterer Blick zum Sofa verriet mir, dass Gellert noch immer meinen musste zu schlafen. Typisch. Gut, er hat es nicht anders gewollt. Mit einem kräftigen Ruck zog ich ihm die Decke weg, mit erwünschtem Erfolg. Gellert öffnete sofort die Augen. "Sag mal geht's noch?!" Er wollte gerade beginnen weiter auf deutsch zu fluchen, als er mich bemerkte. "Oh, du bist es", nuschelte er. "Wer sonst. Wäre dir die Präsidentin lieber gewesen? Wie hättest du ihr denn erklärt, dass du, Gellert Grindelwald splitterfasernackt auf dem Sofa ihres Direktors liegst?" Beleidigt verengte er die Augen. "Wie spät ist es?" Mühsam setzte er sich auf und rieb sich das Gesicht, in der Hoffnung wach zu werden. "Nun, ich würde mal sagen zwei Stunden nach DU BIST ZU SPÄT!" Grummelnd erhob er sich. "Schrei nicht so. Ich bin nicht schwerhörig und Englisch kann ich auch sehr gut." Wütend verschränkte ich meine Arme vor der Brust und ließ ihn keine Sekunde mehr aus den Augen. "Thank you very much", schmollte er. Genervt verdrehte ich die Augen. Wie konnte er in so einer Situation nur so ruhig bleiben? "Du benimmst dich wie ein kleiner Junge!" Ups, falsche Wortwahl. Seine Augen verengten sich und von Müdigkeit war nichts mehr zu sehen. Er hasste es abgrundtief gemaßregelt zu werden. Seine Eltern mussten da wohl recht speziell gewesen sein. Selbst Bathilda hatte Mitleid mit ihm. Er war immer ihr Liebling. Sie liebte ihn wie ihren eigenen Sohn, obwohl Gellert dies nie sah. Als er verschwand brach es nicht nur mir das Herz. "Sag mal, gefällt dir der Job als Direktor eigentlich?" Glückwunsch, ich schaffte es ihn innerhalb weniger Sekunden von Null auf hoch misstrauisch zu bekommen. Hat nicht jeder diese Gabe. "Der Job ist ganz oke denke ich. Ich habe es mir schlimmer vorgestellt. Man kann die Präsidentin so gut beeinflussen, dass man im geheimen den ganzen MACUSA leiten könnte. Die meisten Gesetze könnte ich über eine Hintertür auch durchsetzen. Graves hatte alle Türen offen und dieser Idiot hat nichts draus gemacht. Er war so fanatisch. Er hielt sich strickt an die Gesetze und hat ernsthaft geglaubt das es das richtige sei. So lächerlich." Wütend zog er sich an. "Klingt für mich ja sehr wie nach jemanden den ich gut kenne.. kommt mir alles sehr bekannt vor." Gellert stoppte in seiner Bewegung. Ich konnte förmlich spüren wie die Luft im Raum kälter wurde. "Überschreite nicht deine Kompetenz, Dumbledore", zischte er so kalt, dass es mir den Rücken herunter lief. "Und jetzt geh. Ich hab zu tun." Schnell strich er seine Kleidung glatt und trat hinter den Schreibtisch. "Gellert", setzte ich an. Jedoch war es sinnlos jetzt noch etwas zu sagen. Es würde nur in einem Streit enden. Frustriert schüttelte ich den Kopf und schluckte das Wort hinter. Wenn es um sowas ging machte er sofort dicht. "Wir sehen uns sicher heute Abend?" Ohne auf eine Antwort zu warten verließ ich den Raum. Auch wenn er es nie hören wollte, benahm er sich wie ein stures Kind. Das würde sich nie ändern. 



*


Der Abend kam schneller als erwartet. Da ich am Tag zu vor viel gearbeitet hatte, staute sich bis heute nicht viel neues an. Mal eher nach Hause zu kommen war auch schön, besonders da ich ungeplanter Weise im MACUSA genächtigt hatte. Der Abend an sich war wirklich toll, da gab es gar nichts. Das Sofa jedoch verfolgte mich noch bis in die Träume, da war ich sicher. Freunde sind wir die Nacht über nicht geworden. Schmunzelnd zog ich den Mantel enger an mich. So langsam verstand ich, was Leute so toll an Sex fanden. Die Betonung lag leider auf Sex. Das einzige Mal wo man es unter dem Begriff 'Liebe machen' laufen lassen konnte, war nachdem wir den Blutpakt besiegelt hatten. Ich erinnerte mich kaum noch. Gedankenverloren bog ich in die nächste Straße ein. Es war erstaunlich dunkel, wahrscheinlich ist das Licht kaputt. Ein Wunder das Muggel so lange brauchen um solch Kleinigkeiten zu reparieren. Dabei war es doch sicherlich recht simpel. Der Versuchung widerstehend meinen Stab zu nutzen, tastete ich mich weiter vorwärts. Die nächste links und dann rechts. Dann müsste ich in der richtigen Straße sein. Im hellen war es schon schwer sich zu orientieren. Das nächste Mal appariere ich einfach. Nachdem Gellert jedoch immer noch angefressen war, brauchte ich etwas frische Luft um einen klaren Kopf zu bekommen. Es war schwer zu glauben das er so lange wegen einer Lappalie schmollte. Genervt schüttelte ich den Kopf. Ich würde mir nicht durch eine seiner Launen den Abend kaputt machen lassen. Die nächste Kurve war schon zum greifen nahe, als ich auf eine Person aufmerksam wurde. Die Person trug schwarz, weswegen man sie kaum erkennen konnte. Automatisch machte sich ein merkwürdiges Gefühl in mir breit. Behutsam lief ich an ihm vorbei. Da ich meine Händen in den Taschen hatte, war nicht zu sehen, dass ich durch diese kontrollierte ob ich meinen Stab bei mir hatte. Es mag naiv klingen, aber sicher war sicher. Beinah war ich an dem Mann vorbei, welcher lässig an der Hauswand lehnte, als ein spöttisches Lachen zu hören war. "So so. Das ist also Grindelwalds ganzer Stolz. Oder sollte ich lieber seine kleine Schlampe sagen?" Gekonnt drückte er sich von der Wand ab und stand nun direkt vor mir. Er war einen Kopf größer als ich und ich erkannte, dass es sich um den Head des MACUSA handeln musste. Er war zuvor auf einem Einsatz in Deutschland. Ich hörte das er zurück war, jedoch wusste ich nicht wann, aber das Bild seines Büros passte genau zu seinem jetzigen Erscheinen. Das war David Woodmaker, ganz sicher. Spöttisch betrachtete er mich. "Und wegen sowas hat Gellert sich Gedanken gemacht. Ich fass es nicht. Wahrscheinlich hatte er einfach Angst das du etwas von den Bettgeschichten ausplauderst." Sein Blick war stur auf mich gerichtet. So wie er sprach, musste es sich um einen seiner Anhänger handeln. Gab es im MACUSA überhaupt jemanden der kein Verräter war? "Wie kann ich Ihnen helfen?" Freundlich bleiben war in solch einer Situation wichtig. "Helfen? Gar nicht. Ich war einfach nur neugierig und wollte wissen was so besonders an dem großartigen Albus Dumbledore ist. Schließlich bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es da nichts gibt. Du bist stink normal und demnach langweilig wie jeder andere auch.  Ich fühle mich sogar ein wenig beleidigt und enttäuscht." Sein Spott war nicht zu überhören. Was bitte hatte Gellert denn über mich erzählt? Warum bei Merlin dachte jeder ich sei Morgana persönlich?? Natürlich war ich nur ein Mensch, was erwarteten den Leute auch?! "Ich denke ich sollte weiter", sagte ich schließlich. Der Mann war mir nicht geheuer. "Ich denke auch das du das solltest. Es ist jedoch wunderlich das Gellert sein Spielzeug allein hier draußen rumlaufen lässt. Dabei kann hier doch so viel passieren, die große böse Welt ist gefährlich, mit bösen, bösen Menschen.  Unfälle passieren immerhin." Seine Stimme war drohend, auch wenn er es versuchte zu vertuschen. "Wollen Sie mir etwa drohen?" Nun war es an mir näher zu kommen. Ein süffisantes Grinsen umspielte die Lippen des Mannes. "Sowas würde mir nie einfallen. Ich wollte nur vor möglichen Gefahren warnen." Erneut entkam ihm ein leises Lachen. "Natürlich. Schönen Abend noch." Ich drehte auf dem Absatz um und ließ ihn stehen, wohl wissend das das Lächeln auf seinen Lippen schon längst verschwunden war. Es hatte seine Augen eh nie erreicht. Was ich jedoch nicht wusste war, dass eine zweite Person aus dem Schatten trat, mit weißem Haar und einem dunkel blauen Mantel. 

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