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Bereits drei Tage später sah Gellert viel besser aus. Woher ich das wusste? Sagen wir's so: die Elfen machten sich seit meiner kleinen Auseinandersetzung mit ihrem Meister noch mehr Sorgen als zuvor. Scheinbar sprach diese blonde, manipulative Ananas kein Wort und sein Essverhalten ließ auch zu wünschen übrig. Wer wusste schon was dem quer saß. Kurzum: Ich durfte dem Herrn bereits heute Morgen seine Medizin geben und jetzt durfte ich ihn noch füttern. Wie konnte jemand nur so stur sein?! Langsam verstand ich warum er meinen Hungerstreik nicht halb so witzig fand wie ich. „Hör endlich auf so doof zu gucken und iss dein Essen! Du weißt ganz genau was die Elfen sich antun wenn du nichts anrührst." Ein weiterer Grund warum ich genervt war. Sobald die Teller im selben Zustand wie sie ausgeteilt worden sind zurück in die Küche kamen, brachen die Elfen die dort arbeiteten in einen Heulkrampf aus und versuchten sich gegenseitig ihre Gesichter in die Bratpfannen zu schlagen. Anfangs recht amüsant, dann jedoch ne ziemliche Sauerei. So würde es dieses Arschloch vor mir gewiss beschreiben. „So langsam fang ich an wirklich zu glauben das du gern Sadist spielst." Gereizt ließ ich den Löffel zurück in die Suppe fallen. Wüsste ich es nicht besser, würde ich denken er steckt bis zu den Knien in einer Midlifecrisis. „Tatsächlich? Dabei dachte ich du hättest dich über diese Information schon bestens selbst überzeugt." Ah ja. Punkt drei: Gellert antwortete nur noch in Form von Sarkasmus. Himmel noch eins, so anstrengend war kein Teenager in Hogwarts. „Wie kommst du denn jetzt auf den Unsinn? Ist es denn nicht Beweis genug, dass ich hier festgehalten werde?" Aus dem Augenwinkel heraus nahm ich eine Bewegung wahr, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Klirren. Der Suppenteller war so eben an der Wand zerschellt. Die Suppe verteilte sich über dem gesamten Boden und begann in den Teppich einzusinken. Ich bekam jetzt schon Kopfschmerzen wenn ich mir die Reaktion der Elfen ausmalte. „Musste das jetzt ernsthaft sein? Was hat die Suppe dir getan?" Voller Wut bohrten sich zwei Augen in meine Seele. Es kostete mich ungemein seinem Blick stand zu halten. „Tut mir leid. Meine sadistische Ader hatte einfach das Bedürfnis etwas durch die Gegend zu werfen. Sollte ich das nächste Mal nach einer Elfe rufen lassen? Das Ergebnis ist bestimmt noch befriedigender als ein einfacher Teller mit Suppe." Natürlich legte er das sofort auf die Goldwaage. „Du bist kindisch, weißt du das eigentlich? Wie kann man sich so dermaßen daneben benehmen?! Siehst du nicht wie besorgt die Elfen sind?!" Das Funkeln aus seinen Augen verschwand und für einen kurzen Moment funkelte etwas anderes in seinem Blick auf. „Natürlich, ich vergaß. Du musst hier nicht sein. Sag den Elfen einfach das du besseres zu tun hast. Ich will nicht das du länger als nötig in meiner Nähe sein musst. Scheinbar leidest du so schon mehr als genug." Ging das wieder los. „Ja, ja ich leide und weißt du warum? Weil mir dein Sturkopf gehörig auf die Nerven geht! Davon abgesehen heulen mir deine Elfen deinetwegen die Ohren voll. Hast du auch nur den Hauch einer Ahnung wie anstrengend das ist?!" Wütend sprang ich von dem Stuhl auf. Das Blut kochte in meinen Adern. „Also ja, ich leide! Wo wir schon mal dabei sind. Es gibt noch etliche andere Dinge die mir stinken. Zum Beispiel das du noch immer davon besessen bist diesen verfluchten Fehler von Blutpakt dafür zu nutzen, mich am Kettchen zu halten. Glaubst du wirklich ich bin so blöd und merke das nicht? Merlin, die Panik in deinen Augen als du dachtest er sei weg. Hast du wirklich geglaubt ich hätte nichts besseres zu tun als dieses verfluchte Ding bei jeder Gelegenheit an mich zu reißen nur um dich zu zerstören? Zu deiner Information: Ich heiße nicht Gellert Grindelwald." Aufgebracht rasselte ich das herunter, was mich seit Tagen, Monaten störte. Ich war so in Rage, dass ich nicht bemerkt hatte, dass der Mann vor mir seine Position verändert hatte und nun im Bett saß. Noch während meiner letzten Worte, spürte ich einen brennenden Schmerz auf meiner Wange. Die Erkenntnis kam erst zeitverzögert. Gellert hatte mir eine geklebt. Fassungslos tastete meine Hand die gereizte Wange ab. Der letzte der mir eine geklebt hatte , außer mir selbst, war mein Bruder. Aberforth brach mir bei Ariana's Beerdigung die Nase. „Und Menschen sagen ich bin ein Monster." Mein Herz blieb stehen. Langsam wurde mir überhaupt bewusst, was ich so eben ausgesprochen hatte. „Gellert ich.." „Spar es dir. Es ist gut zu wissen was du ehrlich von mir denkst. So vornehm wie du bist, hättest du mir wohl nie offen ins Gesicht gesagt was du von mir hältst." Scheiße, so war das eigentlich nicht geplant gewesen. Sein Gesicht wirkte wie immer undurchdringlich, aber seine Augen brüllten vor Schmerz. Es war ein Anblick der mich mit den Tränen kämpfen ließ.
Ruhig zog ich den Stuhl wieder zu mir und ließ mich auf diesem nieder. „Du weißt das ich das so nicht gemeint habe." Jetzt hieß es irgendwie die Situation zu entschärfen. Lachend ließ Gellert sich zurück ins Bett fallen. So ausgiebig hatte er ewig nicht gelacht. Sein Arm lag über seinen Augen und etwas schimmerte auf seiner Wange, wie ein nasser Film, welcher nur durch die wenigen Sonnenstrahlen zu sehen war. „Doch. Du hast es ganz genau so gemeint mein Schatz." Nach diesen Worten herrschte für einige Zeit Ruhe. Keiner von uns gab einen Ton von sich. Womit hatte ich ihn nur so verletzt? Was hatte ihn dazu gebracht so emotional zu reagieren. Vermutlich war es etwas ähnliches wie vor ein paar Tagen. Seit dem benimmt er sich so merkwürdig.
Ein leises Klimpern riss mich aus meinen Gedanken. Gellert spielte mit dem Anhänger des Paktes, bevor er diesem kurz an sich drückte. Die Szene sah wirklich bizarr aus, als würde er sich von etwas sehr wichtigem verabschieden. „Hier. Nimm ihn. Ich will ihn nicht mehr. Mach damit was du willst, zerstöre ihn, rahm' ihn dir ein oder verschenk ihn, Hauptsache ich muss ihn nicht länger sehen." Vor meiner Nase baumelte der Blutpakt. Sein Blutpakt. „Was?" Er sah mich überhaupt nicht an. „Ich sagte du sollst ihn nehmen und mich in Ruhe lassen. Mir tut der Kopf weh und ich will schlafen."
Zögerlich nahm ich die Kette entgegen. Ehrfürchtig drehte ich das wertvolle Stück in meiner Handfläche. War dies keine Chance all das zu beenden? So müsste ich nicht auf ewig hier bleiben und die Muggel als auch die Zauberer wären sicher und Frieden würde einkehren.
Warum also fühlte sich dieses Stück Hoffnung so falsch an?

When History Is Rewritten.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt