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Keine 10 Minuten später lag meine Konzentration auf den leckersten Waffeln die ich je essen durfte. Sie waren so saftig weich und einfach nur göttlich. Für einen Moment lang hatte ich sogar den Mann gegenüber von mir vergessen. „Ich..", verlegen räusperte ich mich. „Ich wollte mich entschuldigen. Ich hätte dich nicht gleich so angehen dürfen." Seinen Blick nach zu urteilen, schätzte er gerade ab, ob ich mich über ihn witzig machte, oder auf den Kopf gefallen war. Honestly, beides war nicht sehr charmant. „Hunger macht die Leute scheinbar wirklich bissiger." Hustend versuchte ich das Stück Waffel aus meiner Luftröhre zu quetschen, welches ich vor Schreck inhaliert hatte. Hat er eben versucht einen Witz zu machen?! Vorsichtig ließ ich meine Augen über seine Figur gleiten. Er sah jedenfalls normal aus. Ich konnte ihn jedoch schlecht fragen, ob er wieder vergiftet wurde. Das wäre Selbstmord und soweit wollte ich mein Glück nun doch nicht puschen.
„Wo wir beim Thema ˋLeute '  sind. Kannst du mir etwas über John Stuart erzählen?" Angespannt legte ich meine Gabel auf den mittlerweile leeren Teller. Gedankenverloren spielte Gellert mit seinem Weinglas. „Ich habe befürchtet das du fragen wirst. Also, was willst du wissen?" Kooperativ war er wohl. Wahrscheinlich hatte er Angst, ich würde sonst wieder an die Decke gehen. Das er so gehorsam ist, war irgendwie gruselig. „Wer ist er und NEIN, ich meine nicht das was jeder weiß." Schmollend stellte er sein Glas ab. Höchstwahrscheinlich war er beleidigt, weil ich dachte er würde so billig spielen. Leider tat er genau dies in der Vergangenheit, nur um mich zu ärgern. „Er ist ein wichtiger Partner." Super, jetzt war ich genauso schlau wie vorher. „Weiter?" Grummelnd schien er seine nächsten Worte abzuwägen. „John ist jemand dem man nicht auf der gegnerischen Seite begegnen will. Er liefert mir nicht nur Informationen an die sonst keiner kommt, sondern auch andere Dinge. Umgekehrt genauso." Gellert warnte mich vor ihm? Ich habe ihn noch nie in so hohen Tönen von jemanden sprechen hören. „Wo kommt er her?" „London." Mein Blick schien ihm zu symbolisieren, dass ich keinerlei Genugtuung bei diesen Antworten verspürte. Entweder er antwortet mir ordentlich, oder er soll es gleich ganz lassen. „Du erinnerst dich gewiss an den großen Brand vor 25 Jahren?" Da klingelte tatsächlich etwas. „In diesem Manor?" Nickend fuhr er fort. „Es war das Manor einer sehr prominenten Familie. Bis wenige Jahre vor diesem Unfall waren sie sozial und politisch an oberster Stelle gereiht. Diese Familie fiel besonders durch ihren Intellekt auf. Was jedoch nur wenige wissen ist, dass diese Familie eine besondere ˋBegabung 'hat. Jeder einzelne von ihnen scheint in der Dunkelheit geboren worden zu sein. Sie alle waren talentiert, intelligent, äußerst begabt und dennoch lief die Dunkelheit immer mit ihnen. Aus diesem Grund wurden sie bald gemieden, bis sie schlussendlich vergessen wurden. Selbstverständlich gehörten sie noch zum Adel, jedoch haben sie sich soweit zurückgezogen, bis niemand mehr wusste wo oder wer sie waren. Als das Manor dann schließlich brannte, wurde der Name das erste Mal seit langem wieder verwendet, jedoch nicht mit dem alten Ruhm oder der Furcht, sondern als ein ganz normaler Name ohne Bedeutung. Es hieß es gab keine Überlebenden. Personal hatte die Familie nicht, bis sich eines Tages ein junger Mann im Ministerium bewerben hatte." Stille umhüllte uns. Details wusste ich nicht, nur war es ein großer Brand mit einem Feuer, das scheinbar nicht erlöschen wollte. Daher war es in jeder Zeitschrift abgedruckt worden. „John Stuart." Meine Antwort war eher eine Feststellung, als eine Frage. Das Gellert nicht antwortete, bestätigte meine Aussage. „Hat er das Feuer gelegt?" Irgendetwas in mir sagte mir, das ich die Antwort nicht wissen sollte. Man sollte nur fragen, wenn man mit der Antwort umgehen kann. In diesem Fall war ich mir nicht sicher. „Weiß ich nicht, jedoch bezweifle ich es. Was er im all den Jahren gemacht hat, oder weswegen nur er überlebt hat, weiß ich auch nicht." Normalerweise wusste Gellert alles über die Leute, mit denen er zusammenarbeiten wollte oder es bereits tat. „Er ist also aus der Dunkelheit gekommen?" Gellert nahm einen großen Schluck von seinem Wein. „Mehr kann ich dir zu ihm nicht sagen, jedoch solltest du es dir mit ihm nicht verscherzen. Ich weiß nicht wozu er fähig ist." Morgana, allmählich wurde mir echt komisch zu Mute. „Denkst du er wird dir in den Rücken fallen?" Warum interessiert mich das? Was mit ihm geschah konnte mir eigentlich egal sein. „Nein, zumindest nicht solange wir das selbe verfolgen. Was danach passiert weiß ich nicht. Können wir nun das Thema wechseln?" Scheinbar war die Situation nicht nur mir zu bizarr. „Danke für die Waffeln. Ich weiß es sehr zu schätzen, immerhin magst du solche Dinge nicht." Nickend widmete er sich wieder seinem Wein. Okay? War es das jetzt mit Smalltalk? „Wie geht es dir?" Allein durch mein Ego konnte ich es nicht dabei belassen. „Ich lebe. Das zählt doch, auch wenn manch einer lieber auf das Gegenteil gehofft hatte." Warum habe ich gerade den Eindruck er wollte mir damit etwas sagen? „Nun, ich denke das klingt gut?" Achselzuckend nahm er erneut einen kräftigen Schluck. Musste er jetzt wirklich weiter schmollen? Merlin, Gellert konnte wirklich kleinlich sein. Dabei hatte ich mich dich schon entschuldigt! In letzter Zeit verstand ich seine Probleme überhaupt nicht mehr. Da sagte man ein kleines Wort und schon änderte sich seine Gemütslage von positiv zu negativ. Versuchte man es dann im Ordnung zu bringen, oder sich zu entschuldigen, machte er einen auf kleines Kind und schmollte. Bis jetzt wusste ich noch immer nicht, was ich vor einer Woche falsches gesagt habe. Er selbst rückt ja nicht mit der Sprache heraus und die Fähigkeit Hellsehen zu können, hatte ja wohl nur er.
Elegant erhob er sich aus dem Stuhl vor mir. „Ich muss jetzt leider weiter arbeiten. Du kannst die Elfen gern um einen Nachschlag bitten." Als ob ich so verfressen wäre! Sehe ich für ihn aus wie ein Nilpferd, oder ein Erumpent? „Darf ich nicht lieber mit dir mitkommen?" Die Worte verließen meinen Mund schneller als ich denken konnte. Wie bitte kam ich auf den Stuss?! Gellert selbst hielt in seiner Bewegung inne. Ich stellte mir bereits den Vortrag vor, in welchem er mich belehrt, jedoch kam es etwas anders. „Von mir aus, nur wird es dir bestimmt zu langweilig werden."

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