Montagmittag

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Kevins Sicht:
Müde schleiche ich die Treppen zu unserer Wohnung hoch. Anni ist so anstrengend und dauernd hat sie gute Laune. Ich bemerke erst garnicht, dass jemand vor mir stehen bleibt. "Hey Kevin! Alles klar?", werde ich gefragt und sehe, dass Erik vor mir steht, der sehr glücklich aussieht. "Ja klar und bei dir?", frage ich und muss endlich mal wieder lächeln, weil ich genau weiß, dass Milena auch so glücklich aussehen wird. "Ja auch. Ich muss aber los. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder", sagt er und schlägt bei mir ein.

"Bin zurück", rufe ich und Milena springt mir quasi in die Arme. "Hab dein Auto gesehen", ruft sie und meine Vermutung bestätigt sich: Sie sieht glücklich aus. Sofort fühle auch ich mich besser, wenn einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben so lächelt. "Wieso strahlst du so?", frage ich. "Echt?", fragt sie und sieht sofort in den Spiegel. "Tatsächlich. Also Erik und ich sind zusammen", erzählt sie und hüpft auf und ab. "Wusste ich doch", sage ich und umarme sie. "Was du immer alles weißt", antwortet mir Milena lachend.
"Und wie war dein Abend?", fragt Milena mich, nachdem sie mir erzählt hat, was alles bei ihr passiert ist. "Anstrengend", gebe ich ehrlich zu. "Hm", antwortet Milena nur und genau das ist etwas, was ich so an ihr zu schätzen weiß. Sie fragt nie weiter nach, sondern wartet lieber ab, bis man es selbst erzählt. Und wenn man es nicht erzählt, auch okay. "Anni ist ja echt lieb. Aber wie kann man nur dauernd gute Laune haben?", sage ich. "So ist sie halt", gibt Milena schulterzuckend zurück. "Weißt du was ich mich frage? Ob da draußen irgendwo eine passende Frau für mich existiert", sage ich nachdenklich. "Irgendwo bestimmt. Aber Kevin im Ernst: Du siehst gut aus, verdienst gutes Geld, bist garnicht mal so dumm und charmant bist du auch. Man kann halt nicht alles haben", sagt sie und versucht ernst zu bleiben. Plötzlich prustet sie aber los und muss lachen, dass man einfach mitlachen muss. "Du bist doch unmöglich", gebe ich zurück. "Das höre ich andauernd", antwortet Milena und lacht immernoch.

"Wieso bist du eigentlich nicht in der Uni?", frage ich Milena, während wir uns fertigmachen, um zu ihren Eltern zu fahren, weil Milena meint, dass ich unbedingt mit soll. Warum auch immer. "Ob du es glaubst oder nicht: Die Vorlesung fällt aus", erklärt sie triumphierend.

"Kommt rein", ruft Milenas Mutter und öffnet die Tür. "Du warst ja ewig nicht mehr hier", sagt Helena zu mir, als wir uns umarmen. "Ja, leider", antworte ich ihr und finde es wirklich schade. Über Helenas Schulter sehe ich schon Marie stehen, Milenas Tante. Dass ich Milena nie haben werde, hat sie mir bei unsere ersten Begegnung klargemacht. Ich hätte nie gedacht, dass eine Frau mich mal abweist. Mit ihrer Tante ist das allerdings etwas anderes. Ich frage mich jedes Mal wieder, wenn ich Milenas Familie sehe, wie soviele gute Gene in nur einer Familie verteilt werden konnten. "Na Kevin", raunt Marie mir ins Ohr und umarmt mich viel enger als nötig. Von ihrem Charakter ist sie das genaue Gegenteil von Milena, was den Männerverschleiß angeht auch. Vom Äußeren sehen die zwei sich allerdings so ähnlich, mit ein paar Jahren Altersunterschied, aber trotzdem. "Vielleicht sollten wir uns mal wieder alleine treffen, wenn ich dich so sehe", fügt sie hinzu und streichelt mir über den Arm. "Warum nicht", antworte ich ihr, fühle mich aber unwohl bei dem Gedanken daran, und wir gehen schnell ins Wohnzimmer zu den anderen. Wenn Milena jemals rausbekommt, dass ich schon mehr als einmal was mit ihrer Tante hatte, frage ich mich wirklich, wie sie reagieren wird.

"Kevin, kennst du diesen Erik?", fragt Christian mich nach dem Essen. Milenas Familie sind Menschen, bei denen man sich immer willkommen fühlt und die mittlerweile auch für mich unendlich wichtig sind. "Ja, spielt Fußball in Dortmund. Und er tut Milena ziemlich gut", sage ich. "Das Gefühl hatte ich auch", sagt Christian und ich frage mich, wann er Erik denn zusammen mit Milena gesehen hat. Mein Handy reißt mich aus meinen Gedanken. Eine Nachricht von Marco: <Nächsten Sonntagabend bei mir? Sag Milena auch Bescheid, ich erwarte euch> "Milena, fahren wir nächsten Sonntag zusammen nach Dortmund? Marco hat gefragt, ob wir zu ihm wollen", sage ich zu Milena, die verträumt aus dem Fenster schaut. "Okay", antwortet sie nur. "Alles okay bei dir?", frage ich nach und beobachte sie. Ihre Haare strahlen noch mehr als sonst, ihre Haut ist makellos, aber was niemand übersehen kann ist, wie sehr ihre Augen leuchten. Wenn man sie nicht kennt denkt man immer, dass ihr Leben perfekt ist. Sie ist schön, um Geld muss sie sich wahrscheinlich nie in ihrem Leben Gedanken machen, sie hat tolle Freunde und eine Familie, die immer für sie da ist. Wenn man sie aber näher kennt, merkt man, dass Milena immer auf der Suche nach etwas ist. "Ich habe das Gefühl, dass ich glücklich bin", antwortet sie mir ihrer klären Stimme und lächelt weiter vor sich hin.

Der Abend, der alles verändert (Erik Durm & Marco Reus FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt