Donnerstagmorgen

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Milenas Sicht:
Ich bin schon seit einer Stunde wach und wir haben gerade mal 7 Uhr. Kevin ist auch nicht zu Hause und Gassi war ich auch schon. Dann kann ich jetzt auch in Ruhe zu Erik fahren, das habe ich mir gestern schon vorgenommen. Was soll schon passieren, ich hoffe er freut sich.

Heute muss ein guter Tag werden, es gibt einen großen Parkplatz direkt vor Eriks Wohnung. Und mir kommt eine Frau entgegen, die die Haustür auflässt, also kann ich schon mal bis direkt vor die Wohnungstür und muss nicht draußen warten und klingeln. Ich weiß noch, wie aufgeregt ich war, als ich das erste Mal hier geklingelt habe. Jetzt freue ich mich einfach. Es dauert ein bisschen, bis mir die Tür aufgemacht wird, aber es steht auch nicht die Person dahinter, die ich erwartet habe.
Eine blonde Frau öffnet mir die Tür und außer Unterwäsche und einem fast durchsichtigen Shirt trägt sie nicht viel. "Ja?", fragt sie mit einer rauen Stimme. So klingt man nur nach einer Nacht mit viel Alkohol. "Oh, ich wollte zu Erik. Aber ich will jetzt auch nicht stören", sage ich, weil ich so überrascht bin. "Er schläft sowieso noch", kriege ich als Antwort. "Maike? Was machst du an der Tür?", höre ich Erik und schon kommt er mit verstrubbelten Haaren und in Boxershorts um die Ecke. Seine Stimme klingt allerdings so klar, wie immer. Keine Spur von Alkohol oder einer langen Nacht zu hören. Also ist er doch wach. "Hey Milena", sagt er lächelnd. Anscheinend merkt er nicht, dass hier noch eine andere Frau steht. Und zwar zwischen uns. "Hey. Du ich wollte auch garnicht stören. Ich hab gedacht, wir frühstücken zusammen, aber ich gehe besser", sage ich. Zum Glück habe ich schon früh gelernt immer ruhig zu bleiben. Aber diese Maike ist doch wirklich so dreist meine Brötchen zu nehmen und zu sagen:"Dann frühstücken wir halt zusammen, Erik."

"So eine unangenehme Situation", geht es mir durch den Kopf als ich die Treppe runtergehe. Ich merke jetzt erst, wie mich diese Situation gerade verletzt hat. Erik hat zwei Worte mit mir gewechselt und mit dieser Maike hat er wahrscheinlich Körperflüssigkeiten ausgetauscht. Eifersucht ist normalerweise ein Gefühl, dass ich nicht kenne. Noch nie so intensiv verspürt habe. Dann fahre ich halt wieder, zum Glück ist mein Wagen vollgetankt.

"Milena! Warte bitte", höre ich Eriks Stimme hinter mir. "Ich hatte nichts mit ihr. Sie wohnt nicht hier und ich konnte sie ja schlecht auf der Straße schlafen lassen", erklärt er sich. "Du musst dich nicht rechtfertigen. Alles okay", sage ich, fühle mich aber nicht so, als wäre alles okay. Meine positive Stimmung ist weg, kaum zu glauben, dass ich eben noch Glück verspürt habe.

Eriks Sicht:
"Ich will es dir aber erklären", rede ich weiter. "Musst du nicht", sagt Milena und sieht mich mit einem eisigen Blick an. Ihre Augen sind dunkler als sonst und fixieren mich so genau, dass es schwer fällt, ihrem Blick standzuhalten. Allerdings wird ihre Stimme kein bisschen lauter dabei. "Wieso?", stammle ich vor mich hin. "Erik, ich kann nichts dafür, dass du manchmal so unsicher bist oder nicht weißt, was du willst. Aber vielleicht gehst du einfach wieder rein. Da hast du ja Brötchen und eine Frau", sagt Milena mit ganz kalter Stimme, aber sie wird immernoch nicht laut oder schreit mich an. "Gerade weiß ich was ich will", flüstere ich und Milena guckt mich nur an. "Dann los", fordert sie mich auf. "Ich will, dass du mit mir reingehst und wir einen schönen Tag haben", sage ich, habe aber gleichzeitig Angst vor ihrer Reaktion. "Achja?", fragt sie, sieht allerdings wieder leicht besänftigt aus. "Da sind wir aber nicht alleine", sagt Milena und ich bilde mir wahrscheinlich nur ein, dass sie traurig klingt. "Doch, wetten wir? Der Sieger darf sich was wünschen", sage ich grinsend und entlocke auch Milena ihr wunderschönes Lächeln. Ich erinnere mich daran, wie Kevin an dem Abend, als wir uns kennenlernten, zu Mats gesagt hat, dass Milena nie wirklich böse sein kann. Sie ist bestimmt nicht naiv, eher das genaue Gegenteil, aber nachtragend anscheinend auch nicht. Sie ist zu gut. Wahrscheinlich zu gut für mich.

Im Treppenhaus begegnen wir Maike. "Danke, dass ich im Gästezimmer schlafen durfte. Ich bin dann auch weg", ruft Maike und ich danke ihr im Stillen, dass sie nichts Anzügliches gesagt hat. Unseren kurzen Kuss hat sie hoffentlich auch vergessen und hoffentlich sehe ich sie so schnell nicht wieder. "Und pass auf sie auf, das sieht ja ein Blinder", flüstert sie mir zu. Was sieht ein Blinder? "Und wer hat jetzt gewonnen?", fragt Milena und guckt mich fragend an.

Der Abend, der alles verändert (Erik Durm & Marco Reus FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt