Dienstag 1.1

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Mit einem strahlenden Lächeln begrüßt Erik mich und ich lächle vorsichtig zurück. Obwohl alles noch genauso aussieht, wie bei meinem letzten Besuch hier, ist es mir nicht mehr so vertraut. Es fühlt sich fremd an. "Setzen wir uns?", fragt Erik und lässt mich vor sich Richtung Wohnzimmer gehen. Währenddessen nehme ich seinen Geruch war und er riecht anders, wie ich es in Erinnerung habe. "Ich weiß nicht wo ich anfangen soll", erklärt er mir und mir geht es nicht anders. Mein Bedürfnis hier zu sein ist gesunken. Es fühlt sich irgendwie falsch an. "Ich hab dich mit deiner neuen Freundin gesehen", sage ich und warte auf seine Reaktion. Wieder einmal bin ich es, die den Anfang machen muss und genau das wollte ich vermeiden. Verwundert blickt Erik mich an: "Wann?" "Ist doch egal", gebe ich zurück und würde am liebsten meine Tasche nehmen und gehen. "Das ist nichts Ernstes", erklärt er mir und irgendwie tut mir die Brünette leid. Sie hat ihn auf jeden Fall verliebt angesehen. Niemand hat es verdient bloß ein Lückenfüller zu sein. "Ich vermisse dich Milena", flüstert er leise und anstatt mich zu freuen, frage ich mich, ob Marco mich gerade auch vermisst. Langsam schüttle ich den Kopf. "Ich würde alles rückgängig machen, nur damit wir wieder zusammen sein können", erklärt er weiter und berührt vorsichtig meine Hand, ohne mich wirklich zu berühren. Er berührt nur meine Haut, nicht mehr mich.

"Es ist zu spät, Erik", sage ich und sehe, wie er die Augen aufreißt, aber meine Hand immer noch festhält. Viel zu fest. Vorsichtig löse ich mich von ihm, will aber auch nicht, dass es ihm schlecht geht. Er ist mir nicht unwichtig. Trotzdem fühle ich nichts mehr, was mich noch hier hält. "Weißt du noch, als ich dich gefragt habe, ob du an ein 'für immer' glaubst?", spricht Erik weiter und sieht mich fragend an. "Ja", bestätige ich leise und habe die Szene ganz genau vor Augen. "Bei und gibt es wohl kein 'für immer'", sage ich vorsichtig und sehe ihn an. Er sieht kaputt aus. Mitgenommen und traurig. Aber ich bin jetzt nicht die Richtig, dafür, dass es ihm besser geht. "Wir können es doch einfach nochmal versuchen", spricht Erik weiter und sieht mich bittend an. "Erik", beginne ich langsam und weiß nicht, ob es richtig ist, was ich gleich sagen werde. "Ich habe jemanden kennengelernt", sage ich und sehe, wie die letzte Farbe aus seinem Gesicht weicht. Und das nur wegen mir. "Wann? Und wen?", fragt er vor sich hin und ich stehe auf, um Richtung Flur zu gehen. "Milena, bitte", höre ich Eriks verzweifelte Stimme und drehe mich nochmal zu ihm um. "Es tut mir leid", flüstere ich leise und gehe aus der Tür.

In meinem Auto lasse ich mich erschöpft in den Sitz sinken und das Gespräch mit Erik Revue passieren. Ich fühle mich frei und bin mir sicher, dass es richtig so ist. Allerdings tut es mir auf der anderen Seite weh, wie Erik sich jetzt fühlt. Es ist einfach zu spät. Während ich den Motor starte, frage ich mich, wie Marco darauf reagieren wird. Vielleicht hat er insgeheim gehofft, dass ich wieder mit Erik zusammenkomme und er einfach weiterleben kann, wie vorher. Angespannt fahre ich durch den Dortmunder Verkehr und bin froh, heil bei Marco anzukommen. So unkonzentriert bin ich noch nie gefahren.

Marcos Sicht:
Geduld ist wirklich nicht meine Stärke. Vorallem weiß ich nicht, ob Milena wiederkommt oder bei Erik bleibt. Ungeduldig werfe ich meine Trainingssachen in die Tasche im Flur, als ich ein Auto in der Einfahrt höre. Gespannt öffne ich die Tür und kann nicht anders, als zu lächeln, während Milena aus ihrem Auto steigt. Sie ist hier. Bei mir. Scheu lächelt sie mich an und sieht irgendwie erleichtert aus, als sei alles Belastende weg. "Ich bin froh, dass du wieder da bist", flüstere ich in ihre Haare und drücke sie nah an mich. "Ich auch."

"Marco? Ich habe Erik gesagt, dass ich jemanden kennengelernt habe", sagt Milena und ich muss wieder lächeln. "Hast du ja auch irgendwie", antworte ich ihr und bin gleichzeitig gespannt, wie es ist im Training auf Erik zu treffen. "Ich muss jetzt leider los. Wir reden später, okay? Mach es dir gemütlich", sage ich liebevoll und sehe wie sie nickt. Vorsichtig gebe ich ihr einen Kuss und bin froh, als sie diesen erwidert. Ein schüchterner Kuss, wahrscheinlich der sanfteste Kuss, den ich je hatte.

"... und dann hat sie gesagt, dass sie jemand Neuen kennengelernt hat", höre ich noch Erik zu Mats sagen, während ich die Kabine betrete. "Hey", begrüße ich die Jungs und lasse mich auf meinem Platz nieder und Blicke unsicher zu Erik. Ob man mir wohl ansieht, dass ich eben Milena geküsst habe? "Das wird schon wieder", versucht Mats Erik zu beruhigen, der wirklich ziemlich mitgenommen aussieht. So schlecht sah er den ganzen letzten Monat nicht einmal aus. "Ich frage mich wer das ist. Neulich habe ich gedacht, ich hätte ihr Auto in Dortmund gesehen", erzählt Erik weiter und ich schlüpfe eilig in meinen zweiten Schuh. Am liebsten wäre ich jetzt bei Milena um einfach Zeit mit ihr zu verbringen. Ich merke, wie ich bei dem Gedanken an sie lächeln muss, was auch von Mats nicht unbemerkt bleibt. "Wieso siehst du so glücklich aus?", fragt er auch gleich und ich gucke erschrocken auf und sehe, wie er und Erik mich mustern. "Donnerstag war Marco mit einer Frau unterwegs und hat sie vor mir versteckt", sagt Erik und hat das Grinsen offensichtlich nicht komplett verlernt. Manchmal ist er wie ein Schulmädchen, wenn er solche Sachen erzählt. "Ach. Hast du etwa jemanden kennengelernt, der länger bleibt als eine Nacht?", fragt Mats neugierig. "Ich hoffe", sage ich leise und wäre froh, wenn es so ist. Wenn Milena an dem Abend nicht neben Erik , sondern mir gesessen hätte, vielleicht wäre dann alles ganz anders gekommen. Erstaunt sieht Mats mich an und ich habe in diesem Moment das Gefühl, er hat einen Verdacht, wer die Frau sein könnte. "Ich gehe schon mal raus. Hoffentlich stellst du sie uns bald mal vor", ruft Erik mir noch zu und ich bin Mats alleine. Unruhe macht sich in mir breit, was noch alles passieren wird. Aber ich bin mir sicher, dass Milena das wert ist. "Marco?", reißt Mats mich aus meinen Gedanken und ich gucke auf. "Kenne ich die Frau?"

Der Abend, der alles verändert (Erik Durm & Marco Reus FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt