Sonntagabend

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Marcos Sicht:
Langsam fahren wir auf den Parkplatz vor meiner Garage und ich bin froh, dass Milena entschieden hat, nicht wegzufahren. Laut ausatmend lässt sie sich in den Fahrersitz fallen und guckt mit blinzelnden Augen in den Rückspiegel. "Wo ist er?", fragt sie leise und ich frage mich, ob es nicht vielleicht gut ist, dass Erik uns zusammen sieht. Beruhigend lege ich meine linke Hand auf ihr Knie, bis ein Klopfen an meiner Scheibe uns hochschrecken lässt und Eriks Kopf direkt neben mir erscheint und er mich fragend ansieht. Schnell nehme ich meine Hand von Milenas Knie und sehe, wie sie ihre linke Hand bereits an den Türgriff legt. Danach höre ich, wie die Fahrertür ins Schloss fällt und steige auch schnell aus, um sie auf keinen Fall alleine zu lassen. "Was machst du hier? Oder was macht ihr zwei zusammen hier?", fragt Erik tonlos und sieht Milena und mich abwechselnd an. Er steht genau vor dem Auto und somit zwischen Milena und mir, was mich dazu veranlasst schnell das Auto zu umrunden und mich neben sie zu stellen. "Gehen wir lieber rein", sage ich und schiebe beide Richtung Haustür, bis ich Eriks starren Blick auf mir spüre, weil ich wie automatisch meinen Arm um Milena gelegt habe.

"Warum bist du noch in Dortmund?", fragt Erik Milena und seine Stimme hört sich sofort viel weicher an, wenn er mit ihr spricht. Ich kann sehen, wie sie ihre Finger unruhig knetet und offensichtlich nach den richtigen Worten sucht, während Erik sie erwartungsvoll anblickt und mich vorerst keines Blickes würdigt. Immer noch sieht er sie abwartend an und ich frage mich, wo er diese Geduld hernimmt. "Wegen Marco", flüstert Milena fast und mir fällt ein Stein vom Herzen, weil ich mir nicht sicher war, was sie sagen wird. Schnell stelle ich mich neben sie und lächle sie vorsichtig an, was sie erwidert und sich ein kleines Stück näher an mich schiebt. Erik beobachtet uns nur skeptisch, bis sich anscheinend ein Schalter in seinem Kopf umlegt und er einen Schritt näher auf Milena zugeht und sie mit seinen Augen fixiert, was sie ihm gleichtut. "Sammelst du Fußballer, oder was?", bringt er mit bebenden Lippen hervor und ich frage mich, ob ich ihn jemals so wütend gesehen habe. "Ganz sicher nicht", antwortet Milena mit kalter Stimme und sofort werden Erik Gesichtszüge wieder weicher und mich würde es nicht wundern, wenn er jetzt versuchen würde Milena zu umarmen. "Und du bist auch nicht besser", wendet Erik sich jetzt laut an mich und ich sehe, wie Milena den Kloß in ihrem Hals runterschluckt und sich an den Esstisch lehnt. Seine Stimme klingt viel aggressiver als eben und auch Milena scheint das zu bemerken, denn sie schüttelt vorsichtig den Kopf, als ich sofort antworten will.

"Nur weil du nicht in der Lage bist eine Beziehung zu führen", gebe ich zurück, nachdem ich einen Moment abgewartet habe um Erik nicht total zu provozieren. Und trotzdem weiß ich genau, dass er nicht ganz Unrecht hat. "Ihr seid zusammen?", fragt er entsetzt und starrt jetzt Milena an, die einfach nur unendlich traurig aussieht und einen Schritt auf ihn zugeht. "Das ist einfach so passiert..", versucht sie zu erklären und ich stelle mich hinter sie um meine Hände auf ihre Schultern zu legen, um sie zu beruhigen, weil ihre Stimme schon anfängt zu zittern. "Pass bloß auf, dass er dich nicht in einer Woche fallen lässt", sagt Erik leise zu Milena und guckt sie einen kurzen Moment liebevoll an, um sofort danach seinen Blick zu mir zu lenken und mich um einiges wütender ansieht. "Du wolltest sie doch schon von Anfang an ins Bett bekommen", behauptet Erik und Milenas Schultern spannen sich unter meinen Händen merklich an. "Das stimmt nicht", sage ich mehr zu Milena als zu Erik, der mich mit zusammengekniffenen Augen ansieht. "Natürlich stimmt das! Du meinst es doch nie ernst mit einer Frau", gibt Erik zurück und sieht wieder zu Milena die genau zwischen uns steht, wie draußen auch schon. "Milena, lass dir nicht wehtun", flüstert er leise zu ihr und es fehlt noch, dass er ihr über die Wange streichelt. "Und wir zwei sprechen uns nochmal", wirft Erik mir noch hin, ehe er sich umdreht und kurz darauf die Tür ins Schloß fällt.

Ganz still stehen wir da, bis ich Milena vor mir leise aufschluchzen höre und das Gefühl habe, selbst Schmerzen zu empfinden, weil sie so traurig ist. Langsam dreht sie sich zu mir um und eine einzelne Träne läuft ihre Wange hinunter. Vorsichtig lege ich meine Hände an ihre Wangen und gebe ihr einen Kuss, um die einzelne Träne wegzuküssen. Milena beobachtet mich aus ihren blauen Augen und ich habe das Gefühl, sie sind noch größer als sonst.

Ganz still liegt Milena neben mir im Bett und ich kann ihren flachen Atem spüren und suche nach ihrer Hand um unsere Finger miteinander zu verschränken. "Marco?", unterbricht sie die Stille und ich frage mich, wie Milena es schafft, mich zu beruhigen, indem sie einfach nur bei mir ist. "Ja", gebe ich leise zurück, um immer noch ein bisschen Stille beizubehalten. "Es war schön bei deiner Famile", beginnt sie und ich muss Lächeln. Heute Mittag war alles fast perfekt und dann kam Erik. "Ich muss noch was fragen", erklärt sie mir und klingt deutlich nervöser als eben. "Du kannst mich jetzt alles fragen. Wir sind ein Paar", gebe ich zurück und lasse meine Hand in ihre Haare wandern und lehne meinen Kopf zu ihr um sie zu küssen. "Wolltest du mich am Anfang wirklich nur ins Bett bekommen", fragt sie leise und ich habe das Gefühl ihr Blick durchdringt mich, obwohl es dunkel im Zimmer ist. "Vielleicht als ich dich das erste Mal gesehen habe, aber nachdem wir dann mitsingen gesprochen haben wollte ich dich eigentlich kennenlernen", gebe ich zu und werde kurz darauf umarmt. "Danke, dass du so ehrlich bist", flüstert sie mir zu, während ich beruhigt ausatmen kann. "Ich habe Angst", sagt Milena nach einer Weile und hat Glück, dass ich mich nicht schlafe. "Wovor?" "Um dich", sagt sie ganz leise und ich ich ziehe überrascht eine Augenbraue nach oben.

Der Abend, der alles verändert (Erik Durm & Marco Reus FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt