Ein Dienstag im April

1.9K 45 7
                                    

Ich muss gestern bei Marco eingeschlafen sein, denn ich wollte schon längst wieder zu Hause sein. Als Erstes strecke ich mich genüsslich und nehme wahr, wie auch Marco sich neben mir bewegt. Unschlüssig, ob ich aufstehen , oder mich einfach zurück ins Bett kuscheln soll, starre ich gedankenverloren in Marcos Schlafzimmer herum und frage mich, wieso er eigentlich keine Freundin hat. Bis jetzt ist mir nicht eine Sache an ihm aufgefallen, die Frauen abschrecken könnte. "Komm wieder her", höre ich Marco verschlafen murmeln und spüre wie sein linker Arm sich um meinen Bauch legt und er sich näher an mich kuschelt. "Hast du nicht gesagt, dass du heimfährst", fragt er mich und ich spüre seinen ruhigen Atem an meinem Hals. "Ich will aber nicht alleine sein", sage ich leise und spüre, wie er mich weiter in seine Arme zieht und mir einen Kuss gibt. "Ich will auch nicht alleine sein", flüstert er mir zu und wir bleiben beide im Bett liegen und hängen unseren Gedanken nach.

"Was hast du jetzt vor?", fragt Marco mich, während er seelenruhig in seinem Müsli rumrührt und ich den Teebeutel aus meiner Tasse hole. Was habe ich jetzt vor? Die Frage, die ich nicht beantworten kann. Und wenn ich es nicht kann, dann niemand. Schulterzuckend gucke ich Marco an und ernte ein aufmunterndes Lächeln von ihm. "Wann musst du wieder in die Uni?", führt er die Fragestunde fort. "Mitte April erst. Noch ein bisschen Zeit", erkläre ich ihm und gleichzeitig fällt mir ein, dass es mein vorerst letztes Semester an der Uni sein wird. "Dann bleib doch solange hier", schlägt er mir vor und ich lasse vor lauter Überraschung meinen Löffel fallen. Theoretisch ist es egal, wo ich bin. Ich muss einfach nur mal mein Leben sortieren, bevor ich weiß, in welche Richtung es gehen soll. "Milena, wenn du nicht willst, ist das okay", sagt Marco gerade, aber ich habe meine Entscheidung schon längst getroffen. "Doch, ich bleibe gerne", erkläre ich ihm und sehe, wie er mich lächelnd betrachtet. "Na dann: Hallo neue Mitbewohnerin ", grinst Marco mich an und ich muss herzhaft lachen.

"Was hast du nach deinem Studium so vor?", fragt Marco gerade, als ich vergeblich versuche den Einkaufswagen durch den Supermarkt zu steuern, er aber vor fast jedem Regal stehenbleibt und sich etwas ansieht. 'Wie ein kleines Kind', geht es mir durch den Kopf und ich beobachte ihn einen Moment. Immerhin hat er erst morgen Mittag wieder Training und so können wir seinen leeren Kühlschrank auffüllen. "Erstmal nur arbeiten und vielleicht danach noch meinen Master machen", erkläre ich ihm und werfe eine Packung Kekse in den Wagen. "Weißt du was heiß ist?", fragt Marco, während er die Nährwerte der Kekse studiert, um sie mit einem Schwung wieder zurück auf unser restlichen Einkäufe zu werfen. "Es macht dich noch heißer, dass du so intelligent bist", erklärt er, während er sich auf die Unterlippe beißt und mein Blick daran hängenbleibt. "Wer will schon dumm sein", gebe ich zurück und fahre ihm mit meiner rechten Hand durch die Haare, die jetzt deutlich besser sitzen, als heute Morgen im Bett. "Milena!", ruft er streng und ich gehe nochmal einen Gang zurück, um Joghurt zu holen.

Marcos Sicht:
Milena ist glücklicherweise nochmal zurück, denn genau in diesem Moment steht Erik, samt neuer Freundin, an der Kasse. Ich hoffe sie braucht länger, um sich einen Joghurt auszusuchen, denn dann sind beide hoffentlich schon weg. Sieht wirklich aus, als sind die beiden zusammen. Sie lächelt Erik dauernd von der Seite an und er sieht nicht so aus, als ob er Milena vermisst. Obwohl man jemanden wie sie nur vermissen kann, wenn sie nicht da ist. "Wieso guckst du so verträumt?", reißt Milena mich aus meinen Gedanken und ich werfe einen schnellen Blick zur Kasse und sehe Erik zum Glück nicht mehr. "Ich hab an was Schönes gedacht", gebe ich wahrheitsgemäß zu.

"Marcel kommt später vorbei", rufe ich zu Milena ins Wohnzimmer und hoffe sie ist nicht sauer, weil beim letzten Mal hatte ich nicht das Gefühl, dass sie ihn mag. "Alles klar", kommt es von ihr zurück und ich lächle vor mich hin. Angenehm mit einer Frau im Haus. Mittlerweile ist Marcel hier und es läuft bis jetzt alles ziemlich gut. "Trinken wir noch was anderes?", fragt Marcel gerade zwinkernd und holt eine Flasche Wodka hervor. "Ihr könnt trinken. Ich hab morgen Training", antworte ich und bin gespannt, wer von beiden länger durchhält. Nach mindestens fünfzehn Shots sieht Marcel nicht mehr so taufrisch aus, Milena hingegen sieht immer noch ziemlich wach aus. "Also ich schlafe hier. Jetzt!", erklärt Marcel uns gerade kichernd und liegt im nächstens Moment schlafend zwischen uns. "Trägst du mich hoch?", fragt Milena mich und steht direkt vor mir.

"Schläfst du etwa angezogen?", fragt sie mich und ich starre sie einfach nur an, weil sie nur noch in Unterwäsche vor mir steht und ich nicht in der Lage bin, mich zu bewegen. Kopfschüttelnd sehe ich sie an und habe das erste Mal Angst, in welche Richtung die Sache hier laufen wird. "Ich kann dir ja helfen", erklärt Milena mir wie selbstverständlich und hat mir schon mein Shirt über den Kopf gezogen, wie bei unserem ersten Mal. Unfähig irgendetwas gegen ihre Berührungen zu unternehmen, spüre ich ihre Hände an meiner Hose und schon stehe auch ich nur noch in Boxershorts da, während Milena mich einfach nur ansieht. "Und jetzt?", fragt sie unschuldig. Ohne Vorwarnung lege ich meine Lippen auf ihre und drücke sie auf mein Bett, während sie jetzt schon ihr rechtes Bein um mich schlingt und ich sofort auf diese Nähe reagiere. Während wir heiße Küsse austauschen, wandern Milenas Hände immer tiefer und streifen meine Boxershorts nach unten und ich bin froh über diese Befreiung. Im Gegenzug entledige ich sie ihres Höschens und lege ihre Beine auf meinen Schultern ab. Milena beobachtet das Ganze und ihre Blicke erregen mich nur noch mehr. Mit dem Bewusstsein, dass sie mich in dieser Stellung besonders intensiv spüren kann, dringe ich hart in sie ein und höre ihr kehliges Stöhnen. Als ich mich vorlehne um sie zu küssen verschränkt Milena ihre Hände in meinem Nacken und ich bin mir sicher, dass ich noch nie so intensiven Sex hatte. Immer wieder dringe ich tief in sie ein und kann mich selbst kaum noch konzentrieren, wenn sie mir ihr Becken weiter so entgegenstreckt. Als ich zum Orgasmus komme, stöhne ich ihren Namen und kann spüren, wie auch sie kommt und meinen Kopf mit beiden Händen umschließt, dass wir uns ansehen können. Nach einer Weile tauschen wir einen Kuss aus und ich ziehe sie in meine Arme. "Wie machst du das nur?", frage ich gedankenverloren und sehe, wie sie mich fragend ansieht. "Dass ich mich so lebendig fühle", gebe ich leise zurück und frage mich, wann es mir das letzte Mal so gut ging, abseits des Fußballplatzes.

Der Abend, der alles verändert (Erik Durm & Marco Reus FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt