Kapitel 2 - Öhm lol ich krieg Level-Up?

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Nach tatsächlich über einem Monat voller Qualen erreichte ich endlich den Waldrand Lothlóriens. Ich stieß einen erleichterten Schrei aus und war selbst davon überrascht, dass ich noch genug Energie aufbringen konnte, so hoch zu schreien.
Kaum hatte ich den Waldrand hinter mich gebracht, wurde mein Körper und Geist von einer undefinierbaren Energie durchflutet, die mir neue Kraft gab.
Ich blieb kurz auf dem weichen Moos stehen und beobachtete, wie goldene Sonnenstrahlen durch das dichte Blätterdach den Boden beleuchteten. Ich schloss meine Augen und sog die frische Waldluft ein, hörte das Zwitschern der Vögel und spürte die ruhige Atmosphäre des nahen Elbenreichs. Es war, als hätte es innerhalb der Grenzen nie einen Winter gegeben, und als herrschte hier ewiger Frühling.
Etwa anderthalb Kilometer folgte ich dem immer lauter werdenden Plätschern der Flüsse Silberlauf und Nimrodel, bis ich die Stelle erreichte, in der beide Flüsse ineinander flossen.
Wieder atmete ich tief und mir kam der Gedanke, wie die Gefährten im ersten Teil mit den Füßen in der Nimrodel zu baden, da sie ja von Müdigkeit und Erschöpfung heilen sollte.

Meine Pläne wurden zunichte gemacht, als eine groß gewachsene Gestalt sich mir aus dem Nichts in den Weg stellte.
Ich erschrak und sah an ihm hoch, und er kam mir allzu bekannt vor. Sein helles Haar fiel ihm anmutig über die Schultern, und an seinem Gürtel hing ein langes Elbenschwert. Jetzt erst bemerkte ich zwei weitere Elben, die links und rechts von mir standen und ihre Bögen auf mich richtete.
Reflexartig riss ich meine Arme in die Höhe und wusste keine Antwort.
Wer hier vor mir stand, war Haldir, und er schien gnädiger gestimmt als seine beiden Begleiter.
„Was führt einen Menschen ins Reich Lothlórien?", sagte er mit klarer Stimme.
„Ähm", machte ich. Dann erinnerte ich mich an meine guten englischen Manieren, und ich hatte die gewisse Fähigkeit, mein Sprachmuster dem meiner Gesprächspartner anzupassen.
„Ich suche den weisen Rat der Herrin Galadriel, möge ihr Licht niemals erlöschen."
Haldir verzog amüsiert das Gesicht, als sei ich ein Kleinkind, das sich in der elbischen Sprache versuchte. Dann senkte er den Kopf und gab ein Handzeichen, worauf seine Begleiter ihre Bögen senkten.
„Wir werden sehen, ob sie ihn Euch gewährt. Folgt mir." Beim letzten Satz war seine Freundlichkeit schon wie weggeblasen.
Ich traute mich nicht, noch weiter zu reden, und ich folgte ihm im Stillen, während die beiden Wächter mich nicht aus den Augen ließen.
Die Präsenz der Elben gab mir noch mehr Stärke und Kraft als der Wald sowieso schon, und so hatte ich kein Problem damit, eine längere Wanderung bis ins Herz des Waldes zu machen.

Der Weg musste um die anderthalb Tage gedauert haben, doch die Kraft der Eldar ließ es lange nicht so weit erscheinen.
Ich fand mich auf einer großen Lichtung wieder, zwischen riesigen Mallornbäumen, deren glatte Rinde silbrig in der Abendsonne glitzerte. Hell strahlende Treppen führten hinauf in die Baumkronen und alles hier schien eine strahlende Aura zu haben.
Die schweigsamen Wachen blieben zurück, und Haldir führte mich hinauf in die Baumkronen, die langen Treppen hinauf.
Unter der weißen Plattform ragten dicke Äste hervor und bildeten eine Art Geländer.
Ich sah ein gleißendes Licht vor mir und eine Silhouette, die heraus trat, während Haldir in den Hintergrund verschwand.

Das einzige Wort, das mir zu ihr einfiel, war wunderschön. Ihre langen goldenen Locken fielen bis zur ihrer Hüfte und es war, als würden die Sterne der ältesten Zeiten sich im Blau ihrer Augen widerspiegeln. Sie war in ein weißes Kleid gehüllt, das bis zum Boden reichte und noch weiter, sodass es eine Art Schleier bildete.
Ich verspürte den Drang, mich zu verbeugen und nie wieder aufzustehen, da ich es nicht Wert war, in der Präsenz solcher reinen Schönheit stehen zu dürfen.
Ich bekam nur schwer meine Gedanken unter Kontrolle, konnte mich aber schlussendlich halbwegs gegen den Drang wehren. So senkte ich nur respektvoll den Kopf.
„Ähm", brachte ich hervor, zu ehrfürchtig, als dass mir angemessene Worte einfielen.
Ich hörte die klare Stimme der Herrin in meinem Kopf, als würde sie direkt in meine Gedankenwelt eindringen können.

Nun sind deine fernsten Träume in Erfüllung gegangen, doch sei auf der Hut, denn bald wirst du eine Last auf dich nehmen müssen, die dich für immer verfolgen wird.

Mir fiel keine Antwort ein, und ich starrte sie nur weiter an.
„Willkommen, Charissa aus der anderen Welt, die uns ein Geschenk der Valar ist", sagte sie laut, und ihre Stimme war schöner als das Plätschern von Wasserfällen und Singvögeln am Morgen.
Erst mein vollständiger Name brachte Ordnung in meine Gedanken, und selbst von einer so hohen Frau wie Galadriel es war, wollte ich ihn nicht hören.
„Höre zu, Adaneth, und ich will dir überbringen, was die Valar mir auftrugen."
Adaneth gehörte zu den wenigen Wörtern in Sindarin, die ich kannte; sterbliche Frau. Als sie mich so nannte, musste ich wieder den Drang bekämpfen, auf die Knie zu gehen.
„Solange du auf Arda wandelst, wirst du ein Schicksal mit den Eldar teilen. Kein Alter kann dich erreichen, und der Tod kann dich nur in der Schlacht und in Trauer finden. Mit dem Hauch der Jugend genießt du weitere Vorzüge, die du sicher bald bemerken wirst.
Du sollst leben können, wo du willst, so haben die Valar dir das Geschenk gemacht, deine Größe der Umgebung anzupassen. Im Gegenzug wirst du tun, was du für richtig erachtest. Du weißt, was am morgigen Abend geschieht?"
Ich war komplett sprachlos, nickte aber langsam: morgen Abend würden sich Gandalf und Thorin im Tänzelnden Pony treffen.
„Dann weißt du, was du zu tun hast. Gehe nun und ruhe. Morgen erwarten dich weitere Geschenke. Aber bis dahin ordne deine Gedanken und erhole dich von deiner Reise."

*

Noch immer nicht im Stande, irgendwas zu sagen oder einen klaren Gedanken zu fassen, wurde ich wieder von Haldir abgeholt. Er führte mich zu einer kleinen Höhle unter dicken Baumwurzeln, unter denen sich Betten befanden.
„Schlaft nun, und würdigt die Geschenke der Hohen, die noch nie einer zuvor erhalten hat."
Ich nickte langsam und dankte sehr höflich. Scheinbar zufrieden ließ Haldir mich allein.

Ich sank in die weichste Matratze, auf der ich je gelegen hatte, und dachte lange über die Worte der hohen Dame nach.
Anscheinend hatten die Valar, die Götter von Arda höchstpersönlich, mich von meiner Welt hierher geholt. Warum mich, das war eine ganz andere Frage. Aber nicht nur das; sie hatten mir das Geschenk der Unsterblichkeit gemacht, nur Wunden und Schmerz konnten mich einholen. Elben konnten an gebrochenem Herzen sterben, aber ich fragte mich, ob das nicht einfach nur Selbstmord sein würde.
Ich fragte mich, wie das mit der Größe verändern funktionieren sollte, und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr kribbelte mein ganzer Körper. Plötzlich fand ich, dass mein Bett doppelt so groß war, und das Wurzeldach doppelt so dick. Ich stand auf und stellte fest, dass ich geschrumpft war.
„Holy shit", murmelte ich fasziniert und dachte intensiv darüber nach, wieder auf meine originale Größe zu kommen. Wieder kribbelten sämtliche Gliedmaßen, und die Welt erschien mir wieder normal. Ich grinste breit und legte mich zurück ins Bett, meine Gedanken voll und ganz auf den morgigen Tag gerichtet.
Zu diesem Zeitpunkt dachte ich, dass es nur immer besser werden würde, je länger ich in Mittelerde blieb.
Dabei ignorierte ich gekonnt die Prophezeiung der hohen Dame, von wegen ich würde bald eine Last auf mich nehmen, die mich für immer verfolgen würde, und konzentrierte mich auf die frohen Tage, die mir bevorstanden.


*


as promised, chapter two.^^

~💀👑

(Bearbeitet: 24.10.2020/ 30.09.2023)

Mittelerde... Ernsthaft?! //Hobbit ff Where stories live. Discover now