Kapitel 53 - Ich hab Probleme

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//TW: suizidale Gedanken & Handeln, detaillierte (?) Beschreibung der Selbstverletzung//

*

Legolas hatte weitaus früher den Erebor erreicht, als beabsichtigt. Das hatte daran gelegen, dass er auf dem Weg einem besonders schnellen Pferd begegnet war, von dem er sicher war, es hatte Mearas-Blut. Haryon hatte ihn schneller als ein Sturm vor die Tore des Berges gebracht, und er wurde von der Nachtwache eingelassen.
Ihm wurde eine komfortable Zwergenwohnung als Warteraum angeboten, aber er wollte vorher die Person besuchen, für die er hauptsächlich gekommen war. Natürlich; er hatte einen Auftrag seinen Vaters und Königs bekommen, aber insgeheim machte er sich zutiefst Sorgen um den neuen Prinzen unter dem Berge. Er wusste, es würde ihm nichts als Verderben bringen, aber gegen seine Gefühle konnte er eben nicht ankämpfen.
So stand er bei Morgendämmerung vor der Tür seines neuen Freundes. Natürlich klopfte er, und natürlich antwortete niemand.
Er hatte sich bereits gedacht, dass Callisto noch schlief, aber seine geschärften Sinne sagten ihm, dass etwas nicht stimmte. Er klopfte erneut. Keine Antwort.
Er war kurz davor, aufzugeben und doch das Quartier anzunehmen, aber er drehte sich wieder zurück zur Tür. Zögerlich öffnete er sie; sie war unverschlossen.
Er hörte ein leises Tropfen und roch... Blut? Schon verstärkten sich all seine Sorgen, und er folgte den Spuren.
Die Tür zum Badezimmer war nur leicht angelehnt und schwaches Kerzenlicht schien durch den Spalt auf den Flur.
Als er die Tür auf schob, setzte sein Herz für einen Moment aus.
Da lag sie in der Wanne; der Körper noch leicht nass, die Haut kränklich blass. Das Wasser hatte eine rote Färbung angenommen. Eine Hand war in die Wanne gerutscht, die andere lag noch auf dem Rand und ließ mit jeder Sekunde mehr Blut auf den steinernen Boden tropfen.
Noch während die Augen des Elben feucht wurden, setzte sein Verstand wieder ein. Er stürzte auf den Prinzen zu und hob ihn vorsichtig aus der Wanne. Wie eine Braut trug er ihn zurück ins Wohnzimmer, um ihn auf ein großes Sofa bei dem Kamin zu legen.
Keine Zeit um Verbände zu suchen, also riss er einfach zwei Stofffetzen von seiner Tunika und band sie um beide Handgelenke, um die Blutung zu stoppen.
Besorgt legte er seine Hand auf Callistos Stirn. Sie war eiskalt. Er lief schnell ins Schlafzimmer, holte eine dickere Decke und legte sie über den Körper des Prinzen. Er entzündete noch das Kaminfeuer, aber viel mehr konnte er im Moment nicht tun.
Er hatte dem Burschen das Leben gerettet, Wochen vorher auf dem Rabenberg. Etliche Orks hatte er getötet, um Callisto und den Körper des toten Zwerges zu schützen. Und er hatte sie damals schon vorm Verbluten gerettet. Sicher würde er es jetzt nicht zulassen, dass der Prinz sich das eigene Leben nahm.
Nun konnte er nur noch warten. Bald lief er los, um den neuen König unter dem Berge zu alarmieren. Legolas war sich wohl bewusst, dass er nicht der einzige war, der sich um den Krieger aus fernem Lande sorgte.



*



Ich öffnete die Augen und starrte an die dunkle Steindecke. Mir war kalt und ich zitterte, obwohl ich in eine dicke Decke eingepackt war und eindeutig ein Feuer knistern hörte.
Dann erinnerte ich mich wieder. Und ich verdrehte genervt meine Augen.
„Mahal, kann man nicht einmal in Ruhe sterben?", seufzte ich schwach.
„Du bist wach", bemerkte eine bekannte Stimme. Langsam drehte ich meinen dröhnenden Kopf zur Seite und erkannte gleich zwei meiner blonden Freunde. Das war ein völlig fremder Anblick; Legolas und Fíli, die nebeneinander auf Höckern vorm Kamin saßen und sich tatsächlich zu verstehen schienen.
„Ihr seht schlimm aus", murmelte ich, um von der Situation abzulenken. Und es stimmte; beide waren kreidebleich, wahrscheinlich vor Schreck und Sorge. Der blanke Horror stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Aber das endete nichts an meinem Wunsch, Mandos' Hallen zu sehen.
„Kein weiteres Wort für den Suizidalen?", wunderte ich mich etwas mürrisch. Stumm wendeten die beiden sich ab und starrten weiter in die Flammen.
Mehr noch als ihre Gesichtsausdrücke schmerzte der Fakt, dass sie nichtmal mit mir reden konnten. Gekränkt drehte ich mich auf die andere Seite, die Sofalehne vorm Gesicht. Dann schloss ich die Augen, kuschelte mich tiefer in die Decke und weinte mein Kissen voll. Ich versuchte, leise zu bleiben, aber ganz gelang es mir nicht. Das ganze ging so lange, bis ich mich verzweifelt zurück in den Schlaf heulte.

Mittelerde... Ernsthaft?! //Hobbit ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt