Kapitel 56 - Nein, das ist kein neuer Ship. Mein Verlobter ist grad gestorben hä

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Die nächsten Tage verbrachten wir weitgehend mit singen. Ich präsentierte ein paar Lieder aus meiner Welt, Legolas sang all die Lieder aus alten Zeiten. Außerdem erzählte er gern von den großen Taten seiner Vorfahren; sein Großvater Oropher und Thranduil hatten noch im Ersten Zeitalter in Doriath gelebt, bis es fiel. Danach hatte Thranduil mit Gil-Galad höchst selbst in Lindon gelebt.
In der Schlacht auf der Dagorlad war Oropher dann gefallen, und Thranduil war selbst König des Waldlandreiches geworden.
Da ich inzwischen nicht mehr viel zu erzählen hatte (ich war immer noch erst einundzwanzig), hörte ich nur aufmerksam zu.
Anfang bis Mitte Januar erreichten wir Bree, wo wir nach langer Zeit wildcampen mal wieder guten Service genießen konnten.
Die Pferde hatten endlich frisches Heu und ein Dach über dem Kopf, und wir genossen in einer Ecke des Pubs warmes Essen und guten Wein.

„Ich fürchte, dank der Weinliebe meines Vaters bin ich besseres gewohnt", sagte Leggy und betrachtete bedenklich den dunkelroten Alkohol in seinem Glas, welches er leicht hin und her schwenkte.
„Legolas, der Weinkritiker", kommentierte ich amüsiert. „Naja, Hauptsache Alkohol."
Und ich kippte mir das Zeug runter. (Nochmal: Kinder, werdet keine Alkoholiker. Und nicht suizidal. Lol. Holt euch Hilfe bitte.)
„Wie dem auch sei, ich werde schonmal zwei Zimmer reservieren. Wird nicht lange dauern."
Damit stand der Elb auf und verschwand Richtung Theke.
Ich war weiter vertieft in mein Essen und hörte aufmerksam den Gesprächen um mich herum zu. Hier und da beschwerten sich Leute über die Waldläufer und die schlechte Ernte des letzten Jahres. Aber einige redeten auch über Gerüchte, dass in manchen Teilen Mittelerdes der Schatten zurückkehrte, und dass Orks frei durchs Land streiften.

„Ich habe schlechte Nachrichten", begann Leggy, förmlich wie immer.
Ich hob meinen Kopf und sah ihn erwartungsvoll an.
„Es gibt nur ein freies Zimmer mit Doppelbett. Aber keine Sorge, ich verbringe die Nacht gern auf dem Boden. Etwas anderes haben wir in den letzten Wochen auch nicht getan."
Ich leerte in einem Happen meinen Teller und stand kopfschüttelnd auf.
„Sei nicht albern, das wird schon passen. Ein Doppelbett ist wohl groß genug für zwei. Soweit es zwei Decken und Kissen gibt."

*

Das Zimmer war tatsächlich ziemlich klein, und es gab keinen Teppich. Der Boden bestand aus hartem Holz, sodass er als Bett wirklich nicht in Frage kam.
Ich zog zum Schlafen nur meinen Mantel aus, Legolas legte seine oberste Schicht ab, sodass er nur noch Hose und Tunika trug. Und nein, hier herrschte keine sexuelle Stimmung. Ich schmiss mich einfach auf die Matratze und kuschelte mich in die Decke, mit dem Rücken zu Leggy.
Nur durch die Bewegung der Matratze und das Knarzen des Holzes bemerkte ich, dass Legolas sich aufs Bett gesetzt hatte.
Das war's dann aber auch an Geräuschen, sodass ich mich nochmal verwundert zu ihm drehte.
Er saß angelehnt im Schneidersitz, die Hände im Schoß gefaltet und die Decke nur leicht auf die Beine gelegt.
„Willst du nicht schlafen?", murmelte ich müde.
„Ich schlafe nicht. Nun, Elben schlafen nicht in dem Sinne, wie andere Völker es tun."
„Ach stimmt, da war ja was. Also sitzt du jetzt da rum und guckst mir beim Pennen zu? Dann hättest du doch aufm Boden bleiben können." Den letzten Satz hing ich nur als Joke dran, aber Legolas schien sich schon in Bewegung zu setzen.
„Bleib!", stoppte ich ihn schnell. „Alles gut, keine Sorge. Vielleicht hilft es ja beim Einschlafen."
Kurz schwieg er, dann lächelte er sanft auf mich herab und legte den Kopf schief. Die Geste erinnerte mich irgendwie an Castiel.
„Dann werde ich an deiner Seite wachen und böse Träume fern halten. Losto mae!"
„Du weißt, dass ich kein elbisch kann", beschwerte ich mich, aber ich war zu müde, um noch bockig zu klingen.
Wieder lächelte er, beugte sich zu mir runter und flüsterte: „Süße Träume. Kein Leid wird dir geschehen heute Nacht. Wie der Mond und die Sterne werde ich bis zum Morgen bei dir sein, und hier bewache ich dich."
Kaum merklich musste ich lächeln und schloss meine Augen. Hier fühlte ich mich sicher. Ich war dankbar, ihn inzwischen einen guten Freund zu nennen. Gute Freunde hatte ich gerade nötig.


*


Überrascht wachte ich mit einem Geruch von frischen Rosen in der Nase auf. Verwirrt hob ich den Kopf, um festzustellen, dass er bis vor kurzem auf Leggys Bauch gelegen hatte.
Ich blinzelte ein paar Mal, um mich ans Licht zu gewöhnen. Dabei erkannte ich, dass Legolas genauso überrascht schien und schnell seine Hände hob, als hätte er sie bis vor kurzem in meinem Haar gehabt.
„Oh", machte ich. „Oh!"
Anscheinend hatte ich mich im Schlaf an den Elben gekuschelt, der dann irgendwann auf die Idee gekommen war, meinen Kopf zu kraulen. Generell hatte ich nichts dagegen; Kopfkraulen mochte ich so gern wie jeder nächstbeste Wolfswelpe.
„Äh", stammelte ich weiter. „Ist das okay?" Ich zeugte mit dem Finger erst auf mich, dann auf ihn.
„Ich sage ehrlich, dass nicht einmal Eldar im Bund der Ehe sehr körperlich ihre Liebe zeigen. Aber du scheinst einen Freund zu brauchen, vielleicht eine Umarmung?"
Etwas verlegen nickte ich.
„Dann ist es neu für mich, aber gern bin ich für dich da, mellon nín. Um die volle Wahrheit zu sagen, empfinde ich es selbst als angenehm."

*

Mein neuer Cuddle Buddy und ich gönnten uns noch ein ausgiebiges Frühstück unten im Gasthaus, dann brachen wir schon wieder auf.
Das Breeland ließen wir im Galopp hinter uns, ehe wir wieder in zügigen Schritt wechselten.
Nach fünf weiteren Tagen erreichten wir endlich die Brandyweinbrücke, die östliche Grenze zum Auenland.
„Von hier aus ist es nur noch ein Tagesritt nach Hobbingen. Willst du wirklich den ganzen Weg noch mitkommen? Die Leute hier halten Bilbo ja so schon für verrückt, aber wenn er dann noch Besuch von Elben bekommt?"
Den Brandywein hatten wir überquert, und jetzt hielten wir kurz auf der kaum beleuchteten Straße.
„Ich lasse dich ungern allein reisen. Aber du hast recht, es könnte nur unnötiges Aufsehen erregen."
Ich nickte. „Und ist ja nicht so, als wär ich komplett allein. Hier ist wieder bewohntes Gebiet. Da würde es auffallen, wenn sich random ein Fremder ertränken würde."
Legolas presste trocken seine Lippen zusammen.
„Ich bin lustig. Okay, ich sag nicht, dass ich plötzlich wieder geheilt bin, denn das werde ich wohl niemals sein. Aber wo ich schon hier bin, würde es sich logisch gesehen nicht mehr lohnen. Du kannst fürs Erste beruhigt sein und dich auf den Heimweg machen, wenn du möchtest. Allein komm ich mit Haryon auch schneller vorwärts. Wenn ich jetzt den Rest durch galoppiere, wo die Straßen leer sind, bin ich vor Mitternacht in Beutelsend."
Verstehend nickte Leggy. „Aber wisse, dass ich mich schweren Herzens von dir trenne. Du bist mir ein teurer Freund. Werden wir uns je wiedersehen?"
Ich überlegte kurz, dann nickte ich.
„Ich glaube nicht, dass Bilbo mich aus den Augen lassen wird, wenn ich ihm alles erzähle. Und das muss ich Wohl oder Übel tun. Bis dahin, danke. Für deine Gesellschaft, deine Freundschaft, und so weiter. Ich hoffe, ich kann dir eines Tages auch für mein Leben danken."
Er legte seine Hand aufs Herz und streckte mir den Arm entgegen. Ich tat es ihm gleich.
Novaer, mellon nín." Es musste eine Version von Lebewohl sein, die ich nicht kannte. Ich nickte und erwiderte: „Namárië, Blondie."
Wie in einem melodramatischen Teenie Film folgte ich weiter westlich der Straße, Legolas ritt in die andere Richtung.

*

Tatsächlich kam ich in vollem Jagdgalopp weitaus früher als Mitternacht zum Ende der Bühlstraße, wo ich mich von Harrys Rücken gleiten ließ.
„Deja-vu, oder, Süßer?", murmelte ich und tätschelte ihm den Hals. Er schnaubte und senkte den Kopf.
„Dann stellen wir dich mal wieder in den Garten."
Dann nahm ich ihm die Trense ab und hing sie über die Banklehne. „Du kannst dich frei bewegen, Großer. Du weißt ja, wenn du gebraucht wirst. Wir sehen uns."
Ich gab ihm einen Kuss auf die Nase, er schnaubte nochmal und senkte seinen Kopf zum Grasen. Anscheinend wollte er vorerst in Bilbos Garten bleiben.
Endlich drehte ich mich zur grünen Tür, auf der noch immer leicht die Rune des Meisterdiebes zu erkennen war. Ich zauberte mich zurück auf kleine Größe, dann klopfte ich.
Es dauerte eine Weile, aber nach einem zweiten Klopfen wurde die Tür von einem verschlafenen Bilbo geöffnet. Er gähnte, rieb sich die Augen und schnürte seinen alten Bademantel zu, erst dann blickte er hoch zu mir.
Sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Freude, Überraschung und Sorge.
„Gilt dein WG Angebot noch?", fragte ich erschöpft.
Bilbo nickte und lächelte. „Willkommen zuhause."



*



ayooo

nur noch ein kurzes kapitel übrig wtf??
weil das letzte dann nicht mal 1000 wörter hat, lad ich's heute abend noch hoch, lohnt sich nich wirklich länger darauf zu warten. die gute alte abschiedsrede kommt dann da rein lol

~ 💀👑

(Bearbeitet: 04.04.2023)

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