Kapitel 33 - For the Dancing and the Dreaming

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Ain't no mountain high enough", schmetterte Kíli sehr melodisch.
Ain't no valley low enough", sang ich meine Antwort.
Ain't no river wide enough", Kíli wieder.
To keep me from getting to you, babe", sangen wir beide zusammen.
Um uns herum grölten und jubelten die Zwerge und ich sprang vom Tisch aus in Kílis Arme, der mich direkt unter meinem Arsch hielt, um mich so hoch wie möglich zu tragen. Willkommen zu einer waschechten zwergischen Yay-unser-Familienmitglied-lebt-noch-Party. Es war zwar etwas spät dafür, aber vorher hatte Óin keine Partys erlaubt.
Die Hälfte der Zwerge war besoffen, die andere angetrunken. Kíli gehörte zur besoffenen Hälfte, ich hatte nur ein paar Gläser Wein getrunken. Gerade genug, etwas Spaß zu haben, ohne am nächsten Morgen einen Kater zu fürchten.
Viele Lieder hatten wir bereits gesungen und sie hatten versucht, mir einige traditionelle Tänze des Bergvolkes beizubringen. Keinen hatte ich gemeistert, aber den Cha-cha-cha hatte ich einigen gezeigt. Der war nicht schwer und somit auch der einzige Tanz, den ich von Zuhause konnte.

„Lass mich mal runter, Darling", brüllte ich in Kílis Ohr, um die grölenden Zwerge zu übertönen. „Ich muss auf Klo!"
Also wurde ich auf dem Boden abgesetzt und ich rannte so schnell ich konnte zur antiken Seestadt Toilette.
Das ganze ist natürlich nicht weiter wichtig, aber als ich den Partyraum wieder betrat, sah ich, wie Kíli ein ganzes Bierfass auf dem Kopf exte. Gerade wurde er von Fíli und Dwalin wieder auf dem Boden abgesetzt und rülpste einmal ordentlich. Als er mich entdeckte, breitete er seine Arme aus, grinste und brüllte: „Heirate mich, mein Stern!"
Ich lachte und rannte auf meinen Prinzen zu, sprang in seine Arme, meine Beine um seine Hüfte geschlungen und meine Arme um seinen Nacken. Er hielt mich wieder am Arsch, damit ich nicht runter rutschte. Mein Lachen ertrank ich in einem leidenschaftlichen Kuss.
„Frag nochmal, wenn du nüchtern bist", sagte ich dann gerade laut genug, dass er es hören konnte.
Er grinste breit und schien für folgendes kurz nüchterner zu werden:
„Kurze Frage ohne Zusammenhang, was sind eigentlich deine Lieblingsblumen?"
Die Frage kam in der Tat sehr random. Was es aber noch komischer machte, waren die Blicke der Zwerge um uns herum, die mitgehört hatten. Fíli fing plötzlich laut an zu lachen, Dwalin sah aus, als hätte er seine Eltern beim Sex erwischt, und die anderen machten Gesichter, als wäre eine Party im gerade zurückeroberten Erebor angekündigt worden.
„Lavendel", antwortete ich schließlich langgezogen, meine Verwirrung deutlich hörbar. „Oh nee, warte! Rosen, aber nur schwarze. Schöne Emo Blumen, hehe."
„Riechst du deshalb nach Lavendel und Rosen?", fragte Kíli.
„Hm. Gute Frage."
Aber bevor wir weiter darüber philosophieren konnten, begann der Zwergenchor schon das nächste Lied, in das ich direkt miteinsteigen musste,  und die Partystimmung war wieder in vollem Gange. Es war wildes Grölen über eine Taverne voll besoffener Zwerge, und es klang eher wie Metal. Mir kam es tatsächlich bekannt vor, und man konnte ordentlich dazu abgehen. An dieser Stelle eine kleine Empfehlung; guckt euch die Zwergenmetal Band Wind Rose an, die mit ihren Songs wirklich sehr nah an Zwergenlieder aus Mittelerde kommen, wenn sie nicht gerade melancholisch über ihre Heimat sangen.

So ging das ganze noch bis spät nach Mitternacht weiter. Um ehrlich zu sein überraschte es mich, dass sich niemand über Lärmbelästigung beschwerte. Aber das hier war eben nicht Zuhause, wo sich die Nachbarn über normale Gesprächslautstärke um zwei Uhr nachts beschwerten. Naja, es war Zuhause. Nicht das, wo ich aufgewachsen war, sondern das, was ich gefunden hatte. Mein eigenes, nicht das meiner Eltern oder anderen Verwandten. Meins. Am Anfang der Reise hatte ich noch oft an meine Welt gedacht, meine Freunde vermisst, meine Reitbeteiligung. Aber in Mittelerde zu sein hatte mein Leben unendlich verbessert. Schon immer hatte ich es als mein Zuhause angesehen, aber es jetzt wirklich so nennen zu können, ohne die fiktionale Welt zu vermissen, war eines der besten Gefühle auf der Welt.

*

Dank meiner super tollen Saufskills wachte ich am nächsten morgen ganz ohne Kater auf. Zu meiner Überraschung war die Bettseite neben mir leer,  und in meiner täglichen Morgenverwirrung vergas ich kurz, dass Kíli gestern garnicht ins Bett gegangen war, sondern besoffen unter einem Tisch im Partyraum eingeschlafen war. Damit war er auch nicht der einzige.
Ich gähnte und streckte mich erstmal, leerte den Becher Wasser auf dem Nachttisch, der mir am Morgen nach der Party vorkam wie Nektar der Götter, und kroch endlich aus dem Bett.
Als ich müde durchs Haus tapste, nahm meine Verwirrung nur noch zu. Denn ich fand weder Kíli, noch irgendwen anders schlafend unter den Tischen. Generell sah ich bald, dass das ganze Haus menschenleer war. Naja, zwergen- und hobbitleer. Dann fiel mir vor der Haustür ein Haufen von Lila, Grün und Schwarz auf. Als ich das ganze näher betrachte, waren es schwarze Rosenblätter und Lavendel. Ich musste grinsen. Meine Lieblingsblumen.
Aufgeregt öffnete ich die Tür, um eine ganze Spur zu finden, die die Straßen entlang und in die Stadt führte.
Götter, ich liebe den Typen, dachte ich. Dann machte ich mich auf den Weg.

Mittelerde... Ernsthaft?! //Hobbit ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt