Kapitel 52 - Don't try Suicide :D

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//TW: suizidale Gedanken & Handeln, detaillierte (?) Beschreibung der Selbstverletzung//

*

Für ein weiteres emotionales Event hatte ich an dem Tag keine Kapazitäten mehr. Also hatte ich mich von Bilbo im Privaten verabschiedet, ehe er alle am Tor getroffen hatte. Ich hatte ihm versprechen müssen, nichts dummes zu tun, Briefe zu schreiben, und ihn besuchen zu kommen, sobald ich es fertig brachte. Ich war mir sicher, dass ich keines von diesen Versprechen einhalten konnte.
Zumindest hatte ich mich endlich wieder in meine Wohnung zurückziehen können. Ich hatte mir längst wieder meine bequemen Klamotten angezogen und die Krone einfach auf den Nachttisch neben meinem Doppelbett gelegt. Da saß ich jetzt auf der Matratze, umarmte einsam das Kissen und Kílis Mantel und starrte in die leere Dunkelheit. Wenn das hier mein Leben sein würde, wollte ich es nicht.
Plötzlich kamen mir die Worte von Galadriel wieder in den Sinn, an die ich ewig nicht mehr gedacht hatte; Kein Alter kann dich erreichen, und der Tod kann dich nur in der Schlacht und in Trauer finden.
Jetzt war ich mir sicher, dass sie damit gemeint hatte, ich könnte suizidal werden. Und das nur dank den Verlusten, die ich erlitten hatte. Und wie immer hatte sie recht behalten.
Aber das war nicht das einzige. Ich hätte alles verhindern können. Hätte ich einen besseren Plan gemacht, ihn besser ausgeführt, wäre ich nur besser gewesen. Aber ich war nicht genug. Und es war alles meine Schuld. Dafür hasste ich mich. Die Welt brauchte mich sowieso nicht mehr. Ich war hergeschickt worden, um die Dinge zu richten. Ich hatte nur ein einziges Leben retten können, dafür aber ein unschuldiges sterben lassen. Dwalin hätte niemals in dieser Schlacht sein Leben gelassen, wäre ich nicht gewesen.
Zur Hölle, ich befand mich hier in einem Berg mit tausend tiefen Abgründen und tausend Treppen und Brücken ohne Geländer. Meine einzige Möglichkeit, nicht für immer in dieser Wohnung zu verrotten, lag doch wirklich auf der Hand. Ich hatte meine Entscheidung getroffen. Und irgendwie war ich erleichtert. Froh, sogar. Bald schon würde all mein Leid enden. Bald würden sich der Mond und die Sonne in den Hallen Mandos' in die Arme schließen.

*

Die nächsten Tage wurden erträglicher, in dem Wissen, dass alles bald enden würde. Zwar brachte ich immer noch kein ernsthaftes Lächeln zustande, aber ich ließ die Leute um mich herum denken, dass es mir besser ging. Ich kam sogar für die Mahlzeiten in Fílis Gemächer, wo wir zusammen aßen, redeten und ein paar Entscheidungen für das Königreich trafen.
Tag für Tag trafen mehr Zwerge aus den Ered Luin und den Eisenbergen ein, die den Erebor neu bevölkerten und ihm neues Leben schenkten. Langsam setzte sich alles wieder in Bewegung: die alten Hallen wurden geputzt, neu hergerichtet und die Minen wurden wieder in Betrieb genommen, sowie die Marktplätze, Schmieden und all die anderen Läden.
Mit den Zwergen aus den Blauen Bergen traf auch Nachricht von Dís' Tod ein, der Schwester von Thorin und Mutter von Fíli und Kíli. An Fílis Gemüt änderte es wenig. Er hatte sich wohl darauf vorbereitet und ihm war die ganze Zeit klar gewesen, dass es so kommen würde. Außerdem war er so oder so bereits in Trauer.
Auch hörten wir von Thranduil, der seinen Sohn erneut zu uns geschickt hatte, um das Bündnis zwischen Erebor und dem Waldlandreich zu erneuern. Wo auch immer Legolas also nach der Schlacht hin verschwunden war, er würde bald zurückkommen. Ich bezweifelte, dass ich ihn noch sehen würde. Obwohl ich ihm gerne noch gedankt hätte.
Fíli erzählte auch, dass er mit mir noch die letzten Besitztümer von Thorin durchgehen wollte, von wegen vielleicht würden wir ja irgendwas wichtiges finden. Das war aber erstmal nicht so wichtig, sodass wir es hinten anstellten. Auch das würde für mich also nicht mehr relevant werden.

*

Die Nacht war endlich gekommen. Es war spät nach Mitternacht, sodass niemand mehr in den Hallen herumwandern sollte. Ich schlich mich hinaus auf den Korridor und erreichte bald den Thronsaal. Es irgendwo versteckt zu tun, wäre wohl nicht die beste Lösung. Sonst würde der zertrümmerte Körper irgendwo in den weiten Tiefen des Berges liegen, und meine Brüder und mein Volk würden sich für immer wundern, wohin ihr Prinz verschwunden war.
Ich stand neben dem Thron und sah hinunter in den Abgrund. Hier würde ich einige hundert Meter tief fallen und schließlich auf dem harten Steinboden in der Nähe der Minen landen. Wo ich jetzt hier stand, kamen mir doch leichte Zweifel. Das war nicht die schönste Art, zu sterben. Besser wäre es gewesen, noch in der Schlacht neben Kíli zu verbluten. Es wäre ein weitaus friedlicherer Tod gewesen. Verschiedenste Gedanken und Gefühle brodelten in mir, auch wenn ich nach außen hin nichts davon zeigte. Ich freute mich gewissermaßen auf das Ergebnis. Mandos' Hallen waren mein Ziel, und dort wartete meine Sonne auf mich. Aber ich dachte auch an die armen Soldaten, die am Morgen den verkrüppelten Körper finden würden. Ich dachte an Fíli, der außer mir und den Jungs keine Familie mehr hatte.
Ich lehnte mich weiter über den Abgrund, die Zehen schon nicht mehr auf festem Boden.
„Was machst du denn hier um diese Uhrzeit?"
Die tiefe Stimme unmittelbar hinter mir ließ mich zusammen schrecken. So sehr, dass ich Halt verlor und nach vorn stürzte.









Mittelerde... Ernsthaft?! //Hobbit ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt