Kapitel 27 - Ich hab bald meine zweite Nahtoderfahrung :D

939 46 42
                                    

,,Ich glaube, wir haben die Orks abgehängt!"
Endlich kam ich wieder zu Bewusstsein, und ich musste meine Augen anstrengen, um mich an Tageslicht zu gewöhnen.
Das Wasser war inzwischen ruhig geworden, und keine Flut trug uns mehr fort. Bilbo paddelte mit einem Arm voran, mit dem anderen zog er mein Fass hinter sich her.
Er bemerkte, dass ich wach war, und seine erste Frage war, wie es mir ging.
„Ging schonmal besser", murmelte ich und fuhr mit meiner Hand zu meinem Bein, um etwas Druck auf die Wunde auszuüben. Ich hatte ganz schön viel Blut verloren und wenn die Blutung nicht bald gestoppt wurde, würde ich vielleicht nicht erst am Gift sterben.
Bald gab Thorin das Signal, zum Ufer zu schwimmen, wobei Bilbo sich wirklich anstrengte, ganz allein das Fass zum Steinstrand zu zerren. Als das Wasser flacher wurde und der Großteil der Zwerge bereits aus ihren Fässern geklettert war, kam Kíli herbei geeilt und nahm dem armen Hobbit das Fass ab. Er machte sich gar nicht mehr die Mühe, es ans Ufer zu bringen, sondern hob mich einfach heraus und trug mich wie eine Braut zu den anderen, wo er mich vorsichtig auf dem Gestein absetzte.
Ohne ein Wort an mich begann er, die Wunde zu inspizieren. Kurzerhand riss er ein langes Stück Stoff von seinem Hemd und wickelte es als Druckverband um mein Knie.
Schon kam Fíli herbei und musterte das ganze besorgt.
„Wie geht es ihr?", fragte er und hob abschätzend eine Augenbraue.
„Ich bin hier, frag mich doch selbst", murrte ich. Fíli brachte nur ein mitfühlendes Lächeln zustande, und wechselte einen Blick mit seinem Bruder.
„Ging schonmal besser, aber ich werd's wohl überleben. Hoffentlich", stellte ich klar, und versuchte, den Schmerz weitestgehend zu verdecken.
Aber mir war nur allzu bewusst, dass ich das ohne elbische Heilkunst niemals überleben würde. Trotzdem wollte ich meine Jungs nicht beunruhigen, sie machten sich sicherlich schon Sorgen genug.
Abschätzend sah Fíli mich an, nickte dann seinem Bruder zu, als würde er sichergehen wollen, dass er alles im Griff hatte, und verschwand zu Thorin, um ihm zu berichten.

Kíli strich mir sanft über die Wange, ehe er meinen Kopf zu sich zog und meine Stirn küsste.
Ich wollte mich einfach in seine Arme kuscheln, die Zeit mit ihm genießen, bevor das Gift meinen Körper gänzlich einnahm.
,,Was hast du dir nur dabei gedacht?" Seine Stimme brach kaum merklich, und seine Besorgnis schickte mir einen Schauer über den Rücken.
,,Ich hab dir vielleicht das Leben gerettet, also sei mal ein bisschen dankbar", winselte ich, und konnte mich kaum mehr zusammenreißen.
,,Ich danke Mahal jeden Tag für dich. Aber bitte-" Noch immer ruhte seine Hand auf meiner Wange, und ich legte meine eigene zur Ermutigung auf seine.
,,Bitte mach soetwas nie wieder. Ist mir egal, ob du mir damit das Leben rettest, denn dein Leben ist wichtiger als meins."
„Nein, ist es nicht", flüsterte ich so leise wie möglich, und lächelte aufmunternd zu ihm auf. Er wusste darauf keine Antwort. Sein Gesicht wurde noch trauriger, und er gab mir einen weiteren Kuss auf die Stirn.

,,Macht das nochmal und ihr seid tot."
Ich sah vorbei an Kílis Kopf, und erkannte einen großen Mann mit langem Bogen in Händen, der auf Fíli zielte.
Alarmiert half mein Prinz mir beim Aufstehen, und ich stützte mich auf seine Schulter.

,,Verzeihung, aber Ihr seid wohl aus der Seestadt, wenn ich nicht irre." Mit erhobenen Händen trat Balin hervor, dessen Haarpracht nur noch traurig zu Boden sah. ,,Dieser Kahn, den Ihr da habt, der wäre nicht zufälligerweise zu mieten?"

*

Wenig später hatten wir uns auf Bards kleinem Boot eingefunden, und er steuerte mit sicherer Hand durch die tiefen Gewässer.
Ich saß an die Reling gelehnt, Kíli direkt neben mir. Mein gesundes Bein hatte ich angewinkelt, das verwundete lag reglos auf dem Kahnboden. Meine Hände hatte ich auf meinem Schoß ineinander verschränkt und mein Kopf lag entspannt auf der Schulter meines Prinzen.
Meine Gedanken kreisten wie Geier um den Fakt, dass ich wohl oder übel bald sterben würde. Manchmal wagten die Geier sich näher heran, und ich bekam den Drang, Kíli zu beichten, wie schlimm es wirklich war. Aber ich wollte es nicht übers Herz bringen. Er machte sich so schon genug Sorgen, und das konnte ich ihm nicht antun. Ich wusste, wie schlimm es mir gehen würde, sollte ich ihn nach langen Mühen verlieren, und er musste wohl ähnlich empfinden.
Ich atmete schwer und wollte aufstehen, durchs auf und ab Gehen meine Gedanken zum Schweigen bringen, aber ich konnte nicht laufen. Nervös hob ich meinen Kopf und schüttelte meine Hände, aber es brachte alles nichts. Kíli schien das zu bemerken, und er nahm beruhigend meine Hand. Nur durch seinen Blick stellte er die Frage, was los sei, und ich hielt es nicht länger aus.
„Der Pfeil war vergiftet", flüsterte ich, sodass nur er es hören konnte.
Sein Gehirn schien einen Moment zu brauchen, um das Gesagte zu verstehen. Dann lachte er nervös, was mir ehrlich ein wenig Angst machte: „Was meinst du? Orkpfeile sind niemals sehr hygienisch und führen meistens zu kleineren Krankheiten."
„Kíli", sagte ich ernst, setzte mich auf und nahm beide seiner Hände. „Das war ein Morgulpfeil. Ich gleite hinüber in die Schattenwelt. Bald werde ich-" Ich stockte. Ich brachte es nicht über mich, die Worte Aragorns zu Ende zu führen.
Stur schüttelte er seinen Kopf. Er wollte es nicht glauben, er ließ die Wahrheit nicht in sein Herz, und das brach meines nur umso mehr.
„Nein, du irrst dich", beharrte er mit fester Stimme. „Das ist nicht genug Zeit, die wir miteinander gehabt haben. Du irrst dich. Du wirst nicht-" Aber auch er konnte es nicht sagen. Erschüttert zog er mich in eine feste Umarmung, und wir versuchten beide, in Gesellschaft aller nicht zu weinen.
,,Ich möchte, dass du das hier bekommst", schniefte er und ließ mich endlich los. Er holte etwas Kleines aus seiner Tasche und legte es behutsam in meine Hände; der Runenstein, den seine Mutter ihm gegeben hatte.
„Nimm ihn als Versprechen. Komm zu mir zurück, wie die Runen es sagen. Kämpfe gegen das Gift, verlasse die Pforte nach Mandos und bleib bei mir. Bleib-" Der letzte Satz blieb ihm im Hals stecken, als doch endlich die Tränen siegten. „Bitte tu mir das nicht an! Amrâlimê..."
Ich konnte genauso wenig mehr meine Tränen zügeln, und so fiel ich in seine Arme. Wir weinten gegenseitig in unsere Schultern, und es half ein wenig, dass wir einander hatten. Um uns herum blieb es still, und die anderen schienen uns bewusst ein wenig Raum zu geben.

*

,,Es gibt... Ähm... eine kleine Schwierigkeit. Uns fehlen zehn Münzen", brach Balin die lange Stille. Ich wusste nicht, wie lange wir bereits unterwegs gewesen waren, aber es musste wohl auf Nachmittag zugehen und Kíli und ich hatten uns einigermaßen beruhigt. Zumindest so weitgehend, dass wir nicht mehr heulend aufeinander hockten und vergeblich versuchten, uns gegenseitig zu trösten.
„Ich frag mich ernsthaft wie es sein kann, dass wir überhaupt noch Geld haben. Wurdet ihr nicht alle bis auf die Knochen durchsucht?", murmelte ich, um uns endlich auf andere Gedanken zu bringen.
„Frag nicht mich, du hast seit Beginn der Reise mein Geld!" Kíli hob zur Verteidigung die Hände, und ich kramte es hervor, um Balin meinen Anteil zu geben.
Im Hintergrund hörte ich, wie Thorin mit Glóin diskutierte, er solle doch dazu geben, was er hatte. Das wurde aber bald unterbrochen, als sämtliche Zwerge sich erhoben und episch gen Norden sahen, als hätten sie einen Geist gesehen. Auch Kíli hob seinen Kopf und als er auf den Horizont blickte, klappte seine Kinnlade herunter. Ich hatte keine Kraft, aufzustehen, also zog ich Bilbo vorsichtig aus meinem Blickfeld. Dort war dichter Nebel im nördlichen Himmel, aber ich glaubte, etwas spitzes dahinter zu entdecken. Je näher wir kamen, desto deutlicher wurde es: der Einsame Berg, Erebor, der in all seiner natürlichen Schönheit über die Seestadt ragte. Je nach Auge des Betrachters war er wie ein tödlicher Schlund, der alles zu verschlingen drohte, oder der majestätische Wächter, der auch das kleinste Wesen zu verteidigen bereit war. So gesehen hatte Thorin einiges mit seiner Heimat gemeinsam.

Endlich reichte Glóin seinen klimpernden Geldbeutel an Balin, während Bard bereits herüber kam, um seine Bezahlung einzufordern. Bilbo warnte uns mit einem dezenten Räuspern vor.
,,Das Geld! Schnell, her damit!"
,,Wir werden Euch erst bezahlen, wenn wir unsere Vorräte haben", brummte Thorin.
,,Wenn Euch die Freiheit lieb ist, tut Ihr, was ich sage. Da vorn stehen Wachen."

*

no way, ist das etwa... ein neues kapitel, das nicht letztes jahr bearbeitet wurde? holy shit!

äh joa mir sind die fertigen kapitel ausgegangen, deshalb wird das hier wahrscheinlich das letzte sein, das sehr bald erscheint. ich würd halt jetzt wieder n paar mehr fertig machen und länger offline behalten, falls ich da wieder was ändern muss. aber i promise ich schreib jetzt wieder öfter (hoffentlich lol) und dann sollten wir hier mal bald durch sein XD

~ 💀👑

(Bearbeitet: 28.05.2022/09.10.2023)

Mittelerde... Ernsthaft?! //Hobbit ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt