Kapitel 43 - Unsere Probleme sind schneller als wir :(

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„Tada", grinste ich und zeigte Kíli stolz mein Werk. Es war nur fair, dass ich ihn auch zeichnete. Vor allem, da ich schon seit einer gefühlten Ewigkeit ohne Kamera leben musste.
„Ah, und ich hab jetzt einen richtigen Heiligenschein bekommen?", witzelte er.
„Du Kek, das ist dein Sonnenschein. Man man man."
„Und da sind Runen? Wie kommt's?"
„Tja, ich bin smart. So kommt's."
Lachend schüttelte Kíli den Kopf.
„Hab mir deine Runen nochmal angeguckt, logisch gedacht, übersetzt. Den Rest konnte ich mir zusammenreimen, weil ich mal ne Obsession mit Elder Futhark hatte."
„Elder Fuck-was?"
„Elder Futhark", bekam ich lachend heraus. „Das sind Wikinger Runen aus meiner Welt."
„Aw, und hier steht meine Sonne", erkannte er und wurde etwas rot.
„Hm", machte ich glücklich und grinste ihn an. „Ich finde, wir sollten raus klettern und Sterne gucken!"
„Viel Spaß, da is n Wasserfall im Weg", entgegnete Kíli.
Ich ließ mich natürlich nicht beirren. Ich stand auf und stellte mich neben den Wasserfall unters Loch in der Decke.
„Komm doch her und sei hilfreich, du Hure!"
„Da hör ich doch aufs Wort", meinte Kíli und kam zu mir.
Er hielt seine Hände so, dass ich einfach meinen Fuß drauf setzen konnte.
„Vielleicht Stiefel aus", schlug er unter leichten Schmerzen vor.
„Whoops."
Also kam ich nochmal auf den Boden der Tatsachen, zog meine Stiefel aus und versuchte dasselbe barfuß.
„Du hast aber keinen Fußfetisch, oder? Sonst überleg ich mir das nochmal mit der Verlobung", scherzte ich in ganz ernstem Ton.
„Nee man", sagte Kíli nur.
Ich kletterte auf seine Schultern und stellte mich aufrecht hin, wobei ich mich an der steinernen Decke über mir festhielt.
„Bisschen weiter vor", kommandierte ich.
Er hörte aufs Wort.
Jetzt reichten meine Arme gerade weit genug nach oben, dass ich mich an der Außenseite des Berges hochziehen konnte.
Recht umständlich schob Kíli noch meine Füße nach, sodass ich fast in die Wasserquelle rollte. Im letzten Moment sprang ich auf und erkannte erst, wie wunderschön es hier oben war.
Einen schöneren Sternenhimmel hatte ich noch nie gesehen, und der Halbmond schmückte den Himmel in all ihrer Pracht.
Natürlich hatte ich vergessen, dass hier draußen Schnee auf dem Gipfel lag. Es war arschkalt, sodass ich Kílis Mantel enger um meinen Körper schlang.
„Bring meine Stiefel mit!", rief ich durch die Öffnung im Boden. Sofort wurden sie hindurch geschleudert und ich fing sie mitten in der Luft auf.
„Und wie kommst du jetzt hier hoch?", fragte ich laut, während ich meine Schuhe anzog.
Schon sah ich Kílis Hände auf dem Stein, gefolgt von seinem Kopf und Oberkörper. Der Rest kam auch ziemlich unelegant hinterher.
„Tisch", erklärte er kurz.
Dann wurden wir still. Wir setzten uns auf eine kleine Fläche, die nicht vom Schnee bedeckt war, und sahen hinauf zu den Sternen.
Hinter uns plätscherte die Quelle, die zum rauschenden Wasserfall überging. Hier und da hörten wir krächzende Raben. Sonst war alles ruhig. Hier oben war es friedlich. Kein Wort des Krieges hatte die Spitze des Einsamen Berges erreicht. Kein Leid und kein Schmerz hatten jemals diesen Stein berührt.
„Können wir für immer hierbleiben, bitte?", fragte ich. Mehr eine Floskel, als alles andere.
Da huschte eine einzelne Sternschnuppe über unseren Köpfen hinweg.
Ich will, dass meine Sonne lebt, dachte ich.
„Lol, wir haben uns bestimmt dasselbe gewünscht", sagte ich locker, fühlte innerlich aber schon wieder den Schmerz.
„Ich hoffe doch. Alles andere wäre doch blöd, nicht?", erwiderte Kíli.

*

Die Nacht verbrachten wir im Sternenatelier. Nennen wir es mal so. Dort schliefen wir unter dem Nachthimmel am Wasserfall, Kílis Mantel als unsere Decke.
Von Sonnenstrahlen wurden wir nicht geweckt, schließlich stand sie noch weiter unten im Osten. Trotzdem wurde das Zimmer im Laufe des Morgens heller, sodass wir doch irgendwann aufwachten.
„Hunger", murmelte ich verschlafen und drehte mich auf die Seite.
„Ich hab gestern noch was eingepackt und mitgeschmuggelt", antwortete Kíli gähnend.
Schon war ich wach.
Zwar fiel das Frühstück mal wieder ziemlich mager aus, aber die Aussicht, unsere traditionell anerkannten Verlobungsringe heute fertigstellen zu können, verbesserte direkt unsere Laune. Wir steckten noch unsere Zeichnungen ein; auf eklig süß steckte Kíli die von mir in seine innere Brusttasche, ich steckte die von ihm in die Innentasche seines/ meines Mantels zum Runenstein, die auch auf Höhe des Herzens war.

Mittelerde... Ernsthaft?! //Hobbit ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt