Kapitel 45 - Was für Atemholen vor dem Sprung ins Wasser? Ich ersticke gleich hä

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Als wir zurück in die große Rüstkammer kamen, wischten wir uns immer noch die Tränen aus dem Gesicht.
Von weiter weg sah ich, wie der voll gerüstete Thorin seinen Bilbo in eine Ecke zerrte. Als der Hobbit hinter einer Säule verschwand, glänzte sein Oberkörper auf; er trug den Harnisch aus Mithril, der mehr wert war, als das ganze Auenland.
Wenig später trat Thorin rückwärts aus der Ecke hervor, so weit zurück, bis der Gang wieder frei war. Dabei sahen seine Bewegungen sonderbar aus; fast wie eine Echse—ein Drache, schwenkte er den Kopf zur Seite.
Deprimiert sah ich zu Boden, hatte aber nicht viel Zeit dafür. Schon begann der Marsch der Zwerge Erebors; Fíli ganz vorn, dahinter Kíli und Dwalin. Dann Bofur, Bifur, Bombur, Óin, Glóin, Ori, Nori, Dori und Balin. Ich schloss mich ihnen als Schlusslicht an und hielt bei Bilbo. Wir warteten, bis die anderen außer Hörweite waren, dann leitete ich das Gespräch ein: ,,Und?"
„Es wird schlimmer. Er verdächtigt einen seiner eigenen Leute, den Stein genommen zu haben. Ich habe versucht, ihm Vernunft einzureden, aber er hört nicht. Ich hatte beinahe wieder das Gefühl, mit einem Drachen zu reden. Selbst seine Stimme..."
Beruhigend legte ich meine Hände auf seine Schultern und sah ihm mitfühlend in die Augen.
„Ein paar Tage noch. Am Einunddreißigsten—oh warte, da ist ja Halloween! Lol? Oder doch nicht so geil. Egal, am letzten Tag des Monats greift der Elbenkönig den Berg an. Heute nicht mitgezählt ist das in sechs Tagen. Bis dahin müssen wir noch durchhalten, dann wird er wieder zu sich kommen. Natürlich muss ich dann aufpassen, dass er nicht stirbt, aber... Hey, das wird schon."
Den letzten Satz glaubte ich selbst nicht wirklich. Aber ich war nicht hier, um realistisch die Zukunft zu verkünden, sondern um meinem besten Freund Trost zu spenden. Zuletzt drückte ich ihn noch fest an mich und konnte mir eine meiner super lustigen Bemerkungen nicht verkneifen: „Schickes Nachthemd."

*

Die letzten paar Tage vor der Schlacht sprachen alle wenig miteinander. Wir hatten den Befehl, so weit wie möglich die Goldhalle aufzuräumen und zu sortieren, was eine sehr mühselige und langwierige Arbeit war. Kíli und ich trauten uns nach unserem Erlebnis im Tiefen See auch nicht mehr, uns für Erkundungstouren davonzuschleichen. Nur eine Rüstung fanden wir noch für ihn, eine andere als im Film. Die hier war leichter, sodass er sich besser bewegen und schneller ausweichen konnte. Außerdem war sie schwarz mit silbernen Details, so wie meine. Allerdings war seine von Zwergen geschmiedet worden, sah also logischerweise immer noch zwergisch aus.
Erst am dreißigsten Oktober, dem Abend vor der Schlacht, fanden wir wieder Zeit zum Reden.
Wir hatten Fíli und Bilbo zu uns in die Wohnung gerufen, um einen möglichen Schlachtplan zu machen. Thorin konnten wir in seiner psychischen Lage wohl kaum dazu einladen.
Gerade war Fíli dabei, zu verdauen, was wir ihm über das Schicksal seiner Blutslinie erzählt hatten.

„Also wir alle, ja?", fragte er nochmal.
Deprimiert nickten wir.
„Und wer soll dann König werden?"
„Dáin, aber das ist gerade wohl kaum wichtig. Wir sind hier, um einen Plan zu machen, damit das nicht passiert", antwortete ich.
„Wir können natürlich nicht einfach nicht kämpfen", begann Kíli.
Wir nickten. „Aber irgendwie müssen wir euch kurz vor dem Ende in Sicherheit kriegen", sagte ich.
„Ich hätte noch eine letzte Möglichkeit, die Schlacht zu verhindern", mischte Bilbo sich ein. Fragend wurde er von den Brüdern gemustert. Klar, sie wussten ja noch nichts von dem Arkenstein.
Ganz casual griff Bilbo in seinen Bademantel aus Seestadt, und holte einen beinahe leuchtenden handgroßen Edelstein heraus.
„Whoa", entfuhr es mir. Klar, das Ding auf dem Fernseher zu sehen, war eine Sache. Aber in live war er nochmal um einiges eindrucksvoller. Da war die Fantheorie, er könnte ein Silmaril sein, schon um einiges verständlicher. Aber das war er natürlich nicht. Es war nur ein Stein. Ein ungewöhnlich hübscher Stein.

Du hast ihn genommen?", entfuhr es Fíli, und er klang doch leicht verärgert.
„Das erklärt einiges", meinte Kíli.
„Wir vier sind die einzigen, die davon wissen. Das muss um jeden Preis so bleiben. Wenn wir die geringste Chance auf Erfolg haben wollen, müssen wir alle mitspielen", stellte ich erstmal klar.
Verstehend nickten die Jungs. Sie sahen nicht so aus, als würden sie Bilbo verpetzen gehen wollen. Sie verstanden die Notwendigkeit.
„Der Plan wäre ganz einfach ein Tauschhandel. Der Elbenkönig gibt den Stein, im Gegenzug bekommen er und die Menschen die Juwelen und das Gold, das ihnen zusteht. Für den Arkenstein würde Thorin alles tun", erklärte Bilbo.
Mit jedem Wort wurden die Gesichter der Brüder erschrockener und grimmiger. Aber es war verständlich; der kleine Hobbit vor ihrer Nase wollte doch wirklich das Königsjuwel, Geburtsrecht ihres Volkes, an den nächstbesten Elbenkönig verleihen. Denselben Elbenkönig, der sie über hundert Jahre früher im Stich gelassen hatte und dem sie seither wünschten, auf einen Legostein zu treten.
„Ich mag diesen Plan nicht", setzte Kíli an. „Aber ich verstehe, dass es nötig ist. Wenn es sein muss, spiele ich mit."
Fíli nickte: „Aber sollte das fehlschlagen, brauchen wir noch immer einen Schlachtplan."
„Ich glaub, ich hab's", begann ich. „Es könnte funktionieren, mit etwas Glück. Wir gehen mit aufs Schlachtfeld. Bilbo wird nicht da sein, als Verräter wird er natürlich rausgeschmissen."
Leicht entsetzt zog er eine Grimasse.
„Äh, ja sorry. Thorin wird uns auf den Rabenberg schleppen, um... Äh oh, ich hab vergessen, von den Orks zu erzählen."
„Orks?", wiederholte Fíli ernst.
„Hab ich gestottert? Ein—nein, zwei ganze Orkheere werden uns einen netten Überraschungsbesuch abstatten. Das ist der ganze Grund für unser Problem. Thorin wird uns auf den Rabenberg schleppen wollen, um der Schlange den Kopf abzuschlagen. Sobald er den Befehl gibt, dass wir uns aufteilen, haben wir verloren. Aber wenn wir garnicht erst Azog töten, ist das ein zu großes Risiko."
„Was genau ist also der Plan?", drängelte Kíli.
„Wir gehen mit Thorin auf den Rabenberg. Erst da erzählen wir ihm von der Gefahr. Früher würde er es nicht ernst nehmen."
„Klingt nach Thorin", bestätigte Fíli.
„Dwalin wird auch da oben sein, und Bilbo, du kommst auch noch dazu. Du wirst schon wissen, wann. Thorin wird nicht zulassen, dass seine Neffen kaltblütig geschlachtet werden. Also schicken wir euch zurück in den Berg, in Sicherheit. Dwalin soll euch begleiten. Ich muss dann irgendwie Thorin überreden, sich auch zurückzuziehen. Bilbo, dabei könnte ich deine Hilfe gebrauchen."
Er nickte. „Und was ist mit Azog?"
Kurz schwieg ich und sah zu Boden. „Den übernehme ich."
Sofort prasselten von allen Seiten Widersprüche auf mich ein.
„Nein, Amrâlimê! Das kann ich nicht zulassen!", kam es von Kíli.
„Das ist Selbstmord!", sagte Fíli.
„Ich soll also Thorin retten und dafür meinen besten Freund verlieren? Nein, Danke!", so Bilbo.
„Beruhigt euch, irgendwer muss es doch machen! Kíli, meine Sonne... Ich habe lange darüber nachgedacht. Wir waren beide im See. Vielleicht haben sie für mich geleuchtet. Gerne gebe ich mein Leben für mein einziges Licht und den Rest meiner Familie. Ihr vier und Thorin seid genau das. Ich bin nur auf dieser Erde, um diese Dinge zu richten. Solange ihr lebt, ist mir egal, was mit mir passiert. Aber sollte auch nur einer von euch es nicht schaffen, werde ich mir niemals vergeben."
Fíli und Kíli, die links und rechts neben mir standen, drückten tröstend meine Hände. Bilbo, der vor mir stand, kam näher für eine Umarmung. Das ganze endete in einer Gruppenumarmung, und ein paar von uns vergossen mal wieder Tränen.
Gerade laut genug, dass nur ich es hörte, flüsterte Kíli mir ins Ohr: „Ich lasse nicht zu, dass du dein Leben für mich aufgibst. Du bist mein Stern, mein Lebenssinn, nur du bist mein Zuhause. Wir haben es versprochen, mein Mond: auf ewig sollst du mir gehören, soll ich dich lieben und ehren, bis du diese Welt verlässt, und ich mit dir ende. Einer von uns wird sterben. Aber wer auch immer zurückbleibt, wird im Herzen nicht mehr leben. Das kann ich nicht ertragen. Nicht nochmal."
Ich drückte mein Gesicht tief in seine Schulter und inhalierte seinen Geruch.
Du bist meine Sonne,
ohne dich gibt es kein Licht.
Du bist meine Sonne,
ohne dich mein Wille bricht."

Ich befreite mich aus der Gruppenumarmung und ertränkte mich in Kílis Armen. Er drückte mich so nah an sich wie es nur ging, und Fíli und Bilbo verstanden. Sie ließen uns schweren Herzens allein, wissend, dass dies das Ende unsere kleinen Familie sein würde, wie wir sie kannten.
Bilbo machte sich in derselben Nacht noch auf den Weg nach Thal, um den Arkenstein für seine Zukunft mit Thorin wegzugeben.


*


ich bin so ne drama bitch and i love it lol
ihr seid nicht bereit für die nächsten paar kapitel i swear-

~ 💀👑

(Bearbeitet: 19.03.2023)

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