39 || Ich liebe dich, weil ohne dich ist alles nichts!

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Mir war schon schlecht, als ich am Donnerstag Abend ins Bett musste. Meine Haare wurden beim Friseur ein wenig besser geschnitten. Sie lagen jetzt schöner. Endlich konnte ich sagen, dass ich etwas schönes hatte und dann hatte ich es gleich schon wieder kaputt gemacht. Ich hatte ein teures Shampoo bekommen und damit durfte ich mir die Haare waschen. Ich fühlte mich so, als würde das morgen mein Tag werden. Mein Hochzeitstag.

Mir war speiübel, als ich am Freitag von meiner Mutter geweckt wurde. "Jimin? Wir müssen gleich schon los." Ja, ich wusste das. Das volle Programm also. Ich wurde von ihr aus dem Bett gezerrt. Sie fuhr mir über meine strubbligen Haare. "So und jetzt ziehe dir etwas gemütliches an und wir fahren gleich zu deiner Tante." Oh je. "Wofür?" Meine Stimme klang ganz verschlafen. "Na, um dich fertig zu machen." Meine Mutter lächelte breit, umarmte mich hektisch. Ich mochte Umarmungen nicht sehr gerne. Aber heute tat das gut.

Eigentlich sollten wir fahren, aber nach den paar Bissen des kleinen Frühstücks wurde mir so schlecht, weil ich so eine Angst hatte, dass ich das erste Mal heute brechen musste. Ich hatte einen nervösen Magen. Oh, verdammt. "Jimin!" Ja, gerade nicht! War Yoongi auch so nervös? Ich konnte es nicht sagen. Bitte, sei auch so nervös! Ich wusch mir gleich schon meinen Mund aus, schnappte mir meine Zahnbürste. "Ja!" Nein... Ich konnte das nicht. Keine Hochzeit, bitte...

Und es werden so viele Menschen in der Kirche sein.
Es werden alle auf mich schauen.
Ich werde mit Yoongi vor allen reden müssen.
Ich werde mich mitten in meinen Sätzen versprechen.
Ich werde einen Blackout bekommen und somit alles vergessen.
Ich werde Yoongi nicht heiraten können.

"Okay. Du schaffst das. Hast du deinen Verlobungsring?" Ich zeigte ihn etwas stolz meiner Mutter hoch. "Sehr gut. Eheversprechen auswendig gelernt?" Prinzipiell schon, nur ob ich es dann auch so vortragen konnte, stand auf einem anderen Stern. Oh, Yoongi! Es tut mir so leid, wenn ich es dann mittendrin nicht mehr weiß! "Okay, dann muss ich dir noch etwas sagen." Sie atmete tief durch. Was kommt denn jetzt?

"Ich weiß, Yoongi ist seit Jahren dein Verlobter. Und egal, wie es zwischen euch beiden gerade im Moment steht. Du musst nicht alles machen, was er möchte." Was sollte denn das bedeuten? "Vor allem nicht im Bett, hörst du Jimin?" Was? Ich explodierte sofort, schlug mir meine Hände in mein glühendes Gesicht. "Mama!?" Wieso? Ich... Yoongi und ich werden dann endlich... und! Ich glaube... "Was denn? Ich muss es dir vorher doch sagen!" Ja, ne! "Ich gehe mal stark davon aus, dass ihr beiden noch nicht miteinander geschlafen habt, oder?" War das jetzt gut oder schlecht? Hätten wir oder war das so besser? "Auf jeden Fall, musst du auch mal Nein sagen! Ich schwöre es dir Jimin, wenn ich mitbekomme, dass du dich in der Ehe mit Yoongi zu Dingen zwingst, dann sorge ich selbst für alles." Nein! Ich... "Ich kann Nein sagen!" Nein, das konnte ich nicht. Ich konnte nicht Nein sagen und doppelt, dreifach nicht bei Yoongi.

Ich konnte die restliche Fahrt nur noch darüber denken, dass wir beide ab heute dann eine sexuelle Beziehung haben werden. Yoongi und ich. Und Hilfe. Ich war dazu doch eigentlich gar nicht bereit. In meinen Gedanken war alles so schön und so heiß und dann... dann werde ich es heute Nacht mit ihm tun und ich... Ich werde das nicht können. Er wird eine Scheidung wollen. Gleich am ersten Tag! Was rede ich da? Nicht einmal nach 24 Stunden Ehe!

"Mir ist schlecht, Mama!" Sie legte mir eine Hand auf mein Bein. "Wir sind gleich da. Nur ruhig bleiben." Hilfe. Ich krallte mich in ihre Finger zurück. Zum Glück hatte ich meine Mutter. Sie sah ohne meine Worte, wie es mir ging. "Gut, und ab." Ich hatte so eine Angst vor meiner eigenen Hochzeit, das war nicht normal. Und scheiße. Ich musste schon vorher ein paar Gläschen Wein trinken.

"Hallo, mein Kleiner." Ich nahm meine Tante in den Arm. Oh, heute wird es anscheinend viele Umarmungen geben. Ich konnte nicht heiraten. Nicht heute jedenfalls. Das war mir zu kurzfristig. Diese 16 Jahre waren zu wenig, um mich darauf vorzubereiten. "Also ich würde sagen, wir machen dich jetzt mal hübsch und dann um 12 Uhr? Ja, um 12 Uhr fahren wir dann zur Kirche." Hilfe. Das war in vier Stunden. Ich schaffte das nicht! Ich...

"Ja, warte kurz. Jimin kotzt sich gerade noch aus. Ah, da ist er ja schon." Ich wollte meiner Mutter den Hals umdrehen. Was? "Hier, da ist Yoongi am Telefon." Oh! Ich werde ihr so was von den Hals umdrehen. Wieso sagte sie das einfach? Wieso kann ich mich nicht normal beruhigen? "H-hallo?" Ich setzte mich alleine in die Küche, wartete auf Yoongi. Ich wollte, dass er mit mir sprach, mich dadurch beruhigte. "Jiminie?" Ja, ich war dran! "Wie geht es dir?" Was? Wieso denn jetzt so ein Smalltalk? Aber seine Stimme war göttlich. Ich nickte hektisch, obwohl er es doch gar nicht sehen konnte. Aber konnte ich hier ehrlich sein? "G-gut..." Mein Verlobter lachte auf. "Gott, ich bin so nervös." Ja! Ich auch! Ich auch!!

Er atmete laut in sein Telefon aus. "Irgendwie... wird es aber, oder?" Ja! Ja, ich! Ich werde dich auf gar keinen Fall im Stich lassen. Dafür musst du mir nur versprechen, mich auch nicht im Stich zu lassen! "Jiminie? Kann ich dir noch etwas sagen?" Ich seufzte schwer auf. Er sollte schnell machen, sonst hing ich gleich wieder über der Schüssel. "Moment. Kann ich dich lieber um etwas bitten?" Ich würde alles für ihn machen. Er lachte nervös auf. "Bitte entschuldige, wenn ich es voll mit dir verkacke, okay?" Ich sollte ihm verzeihen? Wieso? Er war perfekt. Alles, was er machte, war perfekt.

"Okay... Wenn du mir auch verzeihst." Er atmete erleichtert auf. "Okay, mache ich! Wir sehen uns dann später, nicht?" Wenn ich nicht wegrenne, weil ich hatte das Gefühl rennen zu müssen. Ich muss ganz weit weg... Ich schaffe das alles nicht!

"Wieso hast du denn ausgerechnet diese Unterhose angezogen?", meckerte Mama meine Lieblingsunterwäsche an. Was!? "Da sind aber Sterne drauf!", presste ich hervor, zog mir die Anzugshose an. Oh Gott. Sie passte tatsächlich noch. "Ja und? Gott, Jimin..." Was!? Ich brauchte meine Sterne, wenn ich Yoongi heiraten wollte. Ich brauchte das wirklich mehr als alles andere! "Gut, Schatz. Das Hemd." Ich ließ meine Mutter die Knöpfe zumachen, weil ich gerade so sehr zitterte. Ich überließ meiner Mum gerne alles. Hilfe.

Ich werde in kaum einer Stunde meinen Verlobten heiraten. Ich werde Yoongi heiraten. Hilfe. Hilfe. Alarm!!! Ich kann das nicht! Okay, ganz ruhig.

"Hier, Jimin. Lass uns auf deine Ehe anstoßen." Ich riss meiner Tante das Glas mit dem Sekt aus der Hand, legte meinen Kopf in den Nacken und exte alles runter. Ich brauchte das. Ich brauchte diesen Geschmack, der mich an die Abende mit Yoongi erinnerte und die Kohlensäure, die mir meinen Hals wegätzen wollte. "Jimin!" Ich zuckte mit den Schultern, sah meiner Mutter in ihre erschrockenen Augen. "Ich brauch das..." Hilfe! Nein.

Ich muss das alles absagen.

"Ich rufe Yoongi an und sage, dass ich nicht komme." Meine Mutter hielt mich sofort auf. "Jetzt nicht in die Hosen machen, Jimin! Ich warte mein ganzes Leben drauf, dass ihr beiden endlich heiratet." Nein! Ich kann das aber nicht. Meine Tante reichte mir ein neues Glas. "So und ich mache dir dein Gesicht noch viel hübscher." Viel Glück! Da brauchte man mehr, als ein bisschen Make-Up. Ich schluckte auch dieses Glas sofort. Oh... Gebt mir die ganze Flasche! Wisst ihr was? Gebt mir noch eine zweite!

Ich sah mich prüfend im Spiegel an. Ich sah zum ersten Mal in meinem Leben nicht allzu scheiße aus. Meine Haare lagen genauso, wie gestern beim Friseur. Wie hatte man denn das geschafft? Meine Augenringe waren nicht da. Meine Haut sah endlich mal, selbst in dem guten Licht, richtig rein aus und ich sah noch keine roten Wangen. Da hatte man aber mächtig viel Puder benutzt. Ich hatte einen wunderschönen Anzug an, der noch schöner wäre, hätte ich ihn nicht an. Aber so erfüllte er auch seinen Zweck.

"Yoongi wird dich lieben. Du siehst einfach nur fantastisch aus.", lächelte meine Mutter glücklich. Oh, Gott. Bitte stehe mir bei. Bitte. Ich bitte dich! "Hast du dein Eheversprechen noch im Kopf?", fragte meine Tante nach. Ja, noch. Ich nickte schüchtern. Mein Eheversprechen... "Dann können wir los. Yoongi ist auch schon da." Yoongi. Ich verzeihe dir alles, wenn du mir diesen Tag heute auch verzeihst. 

Verlobt, Verliebt, Verheiratet || YoonminWhere stories live. Discover now