4 || Liebe ist ein Glas, das zerbricht, wenn man es unsicher oder fest anfasst

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Panik war das erste, als ich am Freitag aufgewacht bin. Die Panik vor der Klasse, wenn wir zusammen ein Wochenende verbringen werden. Mein Rucksack war bis oben hin gefüllt. Mein Koffer war aber noch nicht ansatzweise fertig gepackt. "Jimin! Yoongi ist hier!" Ja, das hat mir noch am meisten gefehlt. Noch schlimmer war, dass ich verschlafen hatte! Das war so typisch für mich. Nichts kann ich richtig machen.

Das schlimmste an diesem Morgen wäre nur noch, dass Yoongi in mein Zimmer kommen würde. Nicht, weil ich ihn hier nicht haben wollte. Gott, bewahre. Sondern weil es mir einfach mega peinlich wäre. "Guten Morgen, Jiminie." Natürlich musste das passieren! Ich war so dumm und deswegen musste mich Yoongi jetzt so sehen. Er musste sehen, wie ich mit meinen Haaren und meinem Schlafanzug aus dem Bett kugelte - eher doch fiel. Meine Haare sahen aus, wie die von einer Vogelscheuche. Mein Schlafanzug hingegen bestand aus einem Shirt und einer - zu - kurzen Shorts, beides hellblau mit weißen Sternchen. Mal ehrlich. Ich zog mich an, als wäre ich zehn Jahre alt und keine siebzehn.

"Ich habe verschlafen!" Ja, alles so schnell wie möglich aufzuklären, ist das beste gerade. Yoongi musterte zuerst meine Haare, dann glitt sein Blick zu meinem Schlafanzug. Ja, danke! Ich war kurz vor einem Blackout, aber das konnte ich mir hier gerade nicht erlauben. Ich sprang geschickt - Ja, ich und geschickt! - über den offenen Koffer, der bisher nur ein einsames Shirt darin liegen hatte. "Oh je." Das war aber ein sehr großes Oh je für mich! Ich wollte weinen, mich aber vor allem vor Yoongi verstecken. Weil es doch alles so peinlich war!

Im Bad machte ich zu einhundert Prozent schneller als sonst und dann nach ganzen fünf Minuten stürmte ich wieder raus! Meine Haare wurden gar nicht besser, aber meine Zähne waren geputzt und mein Gesicht war gewaschen und bepudert. Wenigstens etwas.

Ich ging nach diesen fünf Minuten ganz hektisch in mein Zimmer. Ich hasste meine Tollpatschigkeit. Als ich nämlich in mein Zimmer sah, da erschreckte ich mich so sehr vor Yoongi, dass ich mir meinen kleinen Zeh am Türrahmen stieß. Mein Schrei war nicht zu unterdrücken, das Humpeln auch nicht. "Was ist los, Jimin?!" Ja, die Panik in Yoongis Stimme war gar nicht zu überhören. "Ich habe mir den kleinen Zeh gestoßen..."

Alles war aus und vorbei. Ich schmiss mich in mein Bett und wollte weinen. Ich zog meine Knie an mich und kurz hatte ich vergessen, dass mein Verlobter im Raum war. "Lasst mich hier! Ich bin sowieso zu spät." Ich war so dämlich! "Nein, sage doch so etwas nicht." Yoongis Stimme sprach leise und dann bekam ich einen kleinen Hoffnungsschimmer. Ich rutschte vom Bett runter und als ich schon mal unten war, da ließ ich mich rückwärts auf meinen Teppich fallen. Meine Zimmerdecke spendete mir Trost. "Ich habe nicht einmal gepackt..." Ich seufzte auf und als ich das nächste Mal meine Augen öffnete, hätte ich mich fast an meiner Spucke verschluckt. Yoongi.

Ihn hatte ich vor lauter Sorge ganz vergessen. Mich auch! Ich zog erschrocken mein Shirt über meinen Bauch. Ich hatte einfach ignoriert, dass es hochgerutscht war! Oh mein Gott. Ich hatte Yoongi mein Fett gezeigt und das noch vor unserer Ehe! Jetzt wollte er mich sicherlich nicht mehr heiraten. Wieso bist du so dick, Jimin? Weil ich den ganzen Tag nur in meinem Zimmer Bücher lese! Ich bewege mich eben nicht gerne. Die Shorts! Sie war doch auch nicht unbedingt so praktisch gerade. Sie war zu kindlich und ehrlich hätte ich bei der Länge auch einfach in meiner Boxer schlafen können. Ein ähnliches Muster hatten alle beide.

Aber Yoongi könnte gleich sagen, dass ich mich umziehen sollte. Ich würde aufstehen und mich ausziehen. Langsam würde ich meinen Schlafanzug ausziehen. Yoongi würde mir zusehen, würde dann seine Lippen auf meine nackte Haut legen. Er würde sie küssen. Angefangen mit meinem Hals runter. Immer weiter runter. Zur Brust, zum Bauch, zu meinen Hüften, zu-

"Ich habe für dich gepackt." Ich schluckte die unanständigen Gedanken runter, setzte mich überrascht auf. "Wann?" Yoongi lächelte leicht, seine Hand streckte sich nach mir. Ich verspannte mich. Er wird mich anfassen! Yoongi wird mich anfassen. Ich werde seine Hand an mir spüren, würde warten, was er als nächstes machen wird. Er strich mir über meine Haare. Tut mir leid, besser werden die heute nicht liegen. Aber das war ein halber Segen für mich seine Hand in meinen Haaren zu spüren.

Verlobt, Verliebt, Verheiratet || YoonminWhere stories live. Discover now