35 || Ein Leben ohne dich ist die reinste Hölle, deine Liebe ist der pure Himmel

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In einer Woche war meine Hochzeit. Nur noch eine Woche. Scheiße... Mama wurde auch allmählig verrückt. Ich wollte nicht wissen, wie viel Geld sie eigentlich schon ausgegeben hatten. Aber sie sparten ja auch seit 16 Jahren, also hatten sie bestimmt genug. "Ich habe jetzt alle Verwandten eingeladen." Oh, was ein Glück. "Meine beiden Schwestern mit ihren Männern, ihre fünf Kinder, dann jeweils Oma und Opa. Die bringen ihre Freunde mit. Dann noch die Oma von deinen Onkels. Ihre Kinder bringen auch noch ein paar Leute mit. Dann bei deinem Vater alle Verwandten und unsere Freunde und dann... Ja und dann bei Yoongis Familie noch die ganzen Leute." Was? Wie jetzt... "Ich dachte, wir feiern im kleinen Kreis..." So Mama und Papa und Yoongis Mama und Yoongis Papa, Yuna und noch ein paar nahe Freunde der Familie. Gut... Oma hätte ich auch noch eingeladen.

"Ach was! Das ist klein." Und... fast einhundert Gäste waren klein? Oh man. Und alle werden auf mich gucken. Das wird ja richtig ätzend und das war schon nächste Woche. Ich brauchte an diesem Tag unbedingt schon ein bisschen Alkohol. "Eure Ringe wurden gestern auch von Yoongis Papa abgeholt." Oh, ja. "Yuna ist auch schon voll aufgeregt, sie dann zu euch zu tragen." Wenigstens machte das Yuna und nicht Luna. Bei meinem Glück hätte Yoongi sie das gefragt und bei meinem Glück wäre sie selbst auf diese Idee gekommen.

Heute war ein richtig mieser Tag. Das hatte ich so im Gefühl. Das lag bestimmt an Mathe. Denn heute mussten wir einen Test schreiben und ich war nicht darauf vorbereitet. Irgendwie schon, aber dann doch nicht. Und das begann ja schon damit, dass Yoongi keine Zeit hatte mich zur Schule zu bringen. Ich wusste, langsam konnte ich alleine zur Schule, aber das war doch unser Ritual immer. Unser Ding... und heute war ich deswegen so traurig.

"Wie war Mathe, Jimin?" Ich seufzte ganz tief auf, legte mich auf mein Buch drauf und sah Namjoon an. "Ging so." Ich hatte nur wieder keinen Plan, was genau ich das gemacht hatte und deswegen war es auch so schwer zu sagen. Ehrlich hatte ich durch den Blackout schon wieder vergessen, was für Aufgaben da überhaupt gefragt wurden. Ein Blackout war immer so schwer. Ich fragte mich, wie es für andere Menschen war. Wenn man durch seine Panik nicht in einen Zustand rutschte, wo man keine Kontrolle mehr über seinen Körper hatte. Als ob man immer nur neben sich stehen würde.

"Wie läuft es eigentlich zwischen dir und Yoongi?", fragte mich Joy. Sie musste auch immer wieder von ihm anfangen zu reden, aber irgendwie mochte ich das. Ich liebte es über meinen baldigen Ehemann zu reden. Über meine zukünftige sexuelle Beziehung... "Ihr wisst gar nicht, was passiert ist.", fing ich leise an. Sie lachten leise, dann setzte sich Joy vor mich auf den Tisch. "Erzähl schon!" Ja!! "Yoongis beste Freundin hat eine Weinflasche umgestoßen und dann ist der ganze Wein auf mich." Sie sahen schockiert aus, dabei war das etwas sehr gutes. "Und das war bei Yoongi zu Hause, also hat er mir einfach Sachen von sich zum Anziehen gegeben!" Und ich hatte die Kleidung immer noch bei mir. Ich gebe sie ihm auch sicher gar nicht wieder. Das waren jetzt meine, Yoongi. Bist da auch selbst Schuld, wenn du sie mir einfach gibst und nicht mehr zurückforderst.

"Was? Oh, nein." Ja, ne! "Aber ich hatte Yoongis Sachen an." Und beide lachten laut los. "Ich mag es, wenn du über Yoongi redest.", fing Joy an. Sie fuhr mir über meine Haare. "Dann bekommst du immer die Herzchenaugen." Welche Augen? Wie? "Eigentlich guckst du immer ganz kalt, aber sobald du von Yoongi redest, dann funkeln deine Augen immer so sehr." Namjoon seufzte auf, klopfte mir auf den Rücken. "Das ist wahre Liebe. Streng dich bei ihm an, Jimin." Ja! Ja!! Sie wussten ja gar nicht, wie ich mich in Zukunft als sein Ehemann anstrengen wollte! "Und deine hübsche Kette hast du bestimmt auch von ihm." Ja, das stimmte... Anders als meinen offensichtlichen Verlobungsring musste ich sie nicht verstecken...

Yoongi hatte gesagt, ich soll hier warten. Er hatte nicht gesagt, wie lange ich warten musste, aber wenn Yoongi gesagt hat, dass ich warten soll, dann warte ich eben. Mein Buch hatte ich auf meinem Schoß liegen und ich las für mich alleine, während ich auf der Bank vor seiner Uni warten musste. Ich mochte Yoongis Uni nicht, hier waren mir zu viele Menschen. Aber wenn Yoongi gesagt hat, ich soll hier warten, dann warte ich liebend gerne hier.

"Das ist doch Jimin." Oh, Hilfe. In mir verspannte sich sofort alles. Ich hörte einfach auf zu lesen, starrte auf das Wort und ich kam nicht weiter. Oh, Gott. Bitte nicht. "Doch, klar. Park Jimin." Nein... Ich bin.. bin Min Jimin. Aber das war irgendwie nur eine Ausrede für mich selbst, um meine alten Klassenkameraden nicht sehen zu müssen. Und dann waren es auch noch die gemeinen, die immer richtig mies zu mir waren. Doppelt und dreifach Hilfe. Yoongi! Komm in dieser Sekunde schon raus und beschütze mich! Ich werde mich auch in deine Arme schmeißen, sodass du es leichter haben wirst! Ich schwöre!

Aber ich war mal wieder alleine, als die fremden Hände mein Buch zuschlugen. Hallo? "Hey, Jimin. Kennst du uns noch?" Wie konnte ich nicht... Yoongi! Aber nein. Ich hob langsam meinen Blick, lächelte gequält und schüchtern. "Hä? Du siehst ja immer noch gleich aus.", kommentierten sie mich. Nett. War das nett? Sie hatten immer erwähnt, wie hässlich ich doch war. Oh...

"Was machst du denn hier? An so einer guten Uni?" Ich sitze hier und warte auf meinen Verlobten. Die beiden Mädchen lachten zusammen mit den beiden Jungen. Was das fair? Nein, das war es nicht. Wieso war ich alleine gegen vier? "Und du liest ja schon wieder nur. Langweiler. Deswegen wollte nie jemand etwas mit dir zu tun haben." Einer nahm mir ganz schnell mein Buch weg. Was sollte denn das? "Schon wieder ein Mädchenbuch." Und kaum hatte er es in der Hand, da ließ er mein Buch einfach auf den Boden fallen. "Ups.", lachte er.

So ging man doch nicht mit Büchern um! Und ich hatte zu viel Angst um etwas zu sagen. Das hier, das war die schlechte Angst. Nicht die Angst, die ich manchmal bei Yoongi hatte, sollte er mich etwas fragen. Nein. Das hier war die Angst, die mich lähmte, weil ich ganz genau wusste, was sie noch mit mir machen konnten. "Lass uns doch ein bisschen reden, Jimin." Ein Junge setzte sich zu mir auf die Bank, legte mir seinen schweren Arm um die Schultern. Und wenn er gleich zudrückt, dann könnte ich nicht mehr aus der Berührung raus. Ein Mädchen setzte sich auf meine andere Seite.

"Oh, wow, wie schön. Ist das etwa dein Verlobungsring?" Ja und fass ihn nicht an. Ich zuckte mit meiner Hand weg, als sie meine Finger berührte. Alle vier lachten viel zu laut. "Komm schon. Zeig es uns doch mal." Aber es hatte einen Grund, wieso ich meinen Verlobungsring nicht diesen Menschen zeigen wollte. Das war privat. "Wow, der glitzert ja sogar. Der war bestimmt teuer. Sieht hübsch aus." Ja, er sah sehr hübsch aus... "D-danke..." Und das laute Gelächter ließ mich denken, dass ich mich schon wieder voll lächerlich gemacht hatte. Hilfe...

Ich habe der Welt doch gar nichts getan. Wieso wurde ich dann heute so sehr bestraft?

"Seid ihr Jimins Freunde?" Yoongi! Es war Yoongi. Mein Ritter in glänzender Rüstung. Mein Prinz auf einem weißen Pferd. Mein wunderschöner Verlobter. "Jimins-" Das Gelächter wurde gefühlt nur viel lauter, dann standen sie alle auf. "Auf jeden Fall... War schön dich wiedergesehen zu haben, Jimin." Ja, fand ich nicht so... Ich lächelte gequält weiter, dann gingen sie auch schnell wieder. "Was war denn das?", fragte Yoongi weiter. Oh, jetzt musste er natürlich Fragen stellen. Ich hob nervös mein Buch wieder auf, klopfte den Umschlag ein bisschen ab und suchte nach meinem Lesezeichen. "Nichts." Es war mein mickriger Versuch alles zu erklären.

"Hm...", überlegte er laut. "Wieso lag dein Buch dann auf dem Boden?" Oh mein Gott, Yoongi! Und irgendwie wäre es mir jetzt doch lieber, er hätte mich nicht gerettet, sondern nie etwas gesehen. "Runtergefallen.", presste ich aus mir raus, drückte es mir gegen meine Brust, dann stand ich auf. Themenwechsel. Wir brauchen unbedingt einen Themenwechsel. "Ich habe gewartet, Yoongi." Ja, das habe ich. Ich habe hier gewartet, so wie du es wolltest. "Wohin gehen wir denn?"

Ich versuchte das Zittern in meinen Knien so sehr es ging zu verstecken. Ich sah ihm in sein Gesicht und die Skepsis ließ sich sehr gut herauslesen. Bitte, frag einfach nicht mehr nach! Ich bitte dich! Denn wieso hatte ich so etwas denn viele Jahre vor dir versteckt? "Wir gehen uns die Kirche anschauen." Die Kirche anschauen. "Okay." Und Yoongi hatte tatsächlich gar nichts mehr gesagt. Aber wenigstens hatte man mich nicht geschlagen... Aber was mache ich denn jetzt mit Yoongi?

Verlobt, Verliebt, Verheiratet || YoonminWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu