Kapitel 27 | (Alp)Träume

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Sie stand inmitten eines großen, verglasten Raumes. Es war der Palast von Mandalore. Genauer gesagt der Thronsaal. Er sah noch genau so aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Sie sah sich verwirrt um. Es war still und niemand war zu sehen. Man hörte lediglich das leise Zwitschern von Vögeln. Plötzlich öffnete sich hinter ihr eine große, schwere Tür. Das Licht, das aus dieser Tür schien, war so hell, dass Karina zuerst von diesem geblendet wurde. Aus dem Licht trat eine große menschliche Gestalt. Man konnte die schwarzen Umrisse sehen, jedoch nicht das Gesicht der Gestalt. Es war einfach zu hell. „Komm mit mir, mein Kind.", sagte eine warme, freundliche Männerstimme. Er streckte ihr seinen linken Arm entgegen, seine Hand war einladend geöffnet. „Papa?" Karina wollte seine Hand ergreifen, zögerte jedoch. Doch plötzlich hörte sie die Stimme ihres Meisters durch den Raum hallen. „Karina!" Sie sah sich um, aber entdeckte ihn nicht. Der Mann im Licht hielt ihr immer noch die Hand hin. „Karina, bleib bei uns!", hörte Karina wieder die Stimme ihres Meisters rufen. Karina zog ihre Hand ablehnend zurück. Die Gestalt löste sich zu Staub auf. Die Tür knallte sofort zu und die gesamte Umgebung begann zu bröckeln. Hinter jedem Riss trat das weiße, gleißende Licht hervor. Karina bekam es mit der Angst zu tun. Was passierte hier bloß? „Karina, bleib bei mir!", hörte sie ein letztes Mal die besorgte Stimme ihres Meister, bevor sie sich in dem endlosen weißen Nichts verlor und in die Unendlichkeit fiel.

Karina öffnete langsam ihre Augen. Sie wurde vom Licht an Trappers Helm geblendet, welches ihr direkt ins Gesicht schien. Dazu plagte sie nun ein dröhnender, pochender Kopfschmerz. Sie sah in die verschwommenen Gesichter von Meister Kenobi und Trapper. „Ich glaube sie lebt, Sir.", hörte sie gedämpft Trappers Stimme und Meister Kenobis zuvor besorgte Miene erhellte sich sofort wieder. „Karina, geht es dir gut?", fragte er erleichtert. „Gab es Euch schon immer zweimal?", scherzte Karina und lächelte ihn erschöpft an. Meister Kenobi lachte und umarmte seinen Padawan. Er war zutiefst erleichtert, dass Karina nicht tot war. Das hätte er sich nie verzeihen können. Und Satine ihm sicherlich auch nicht. Karina hielt sich ihren pochenden Kopf und fragte mit kratziger Stimme: „Was ist passiert?", „Wir sind abgestürzt. Nur Trapper und wir beide haben überlebt. Allerdings sitzen wir jetzt hier fest.", erklärte Meister Kenobi ihr die derzeitige Situation. Sie musterte ihren Meister genauer. Sein Gesicht war verdreckt und verschrammt und er hielt sich seine linke Seite. „Ihr seid verletzt.", bemerkte sie. Ihre Stimme klang immer noch etwas rau und leise. „Ach, nur ein paar Kratzer. Nichts worüber du dir Sorgen machen musst.", winkte Meister Kenobi leichtfertig ab. Plötzlich hörten sie jemand oder etwas an den Türen kratzen. Oh, nein. Die Geonosianer! Das war's mit ihnen. Die Tür öffnete sich und Tageslicht schien in das dunkle Kanonenboot hinein. Zu ihrem Glück waren es keine Geonosianer, sondern Waxer und Boil, die gekommen waren, um ihnen zu helfen. Die Jedi und Trapper atmeten erleichtert auf. „Waxer, Boil. Bin ich froh euch zu sehen! Trapper, Karina und ich sind die Einzigen, die überlebt haben.", sagte Meister Kenobi erleichtert. „Schön Euch zu sehen, Sir. Marshall Commander Cody hat das Lager ganz in Eurer Nähe errichtet. Die Insekten sind auf dem Vormarsch und können uns jeden Moment umzingelt haben." Waxer und Boil halfen Trapper und Meister Kenobi auf. Karina versuchte währenddessen selbst aufzustehen. „Wartet, Commander, ich helfe Euch.", „Nein, Boil. Ich komm schon klar. Danke.", beschwichtigte sie ihn, aber er half ihr zumindest wieder auf die Beine zu kommen. Sie hielt sich ihren schmerzenden Kopf. Wahrscheinlich hatte sie eine Gehirnerschütterung. Meister Kenobi warf seinem Padawan einen besorgten Blick zu. Die Gruppe bewegte sich langsam Richtung Lager. Karina zog ihr Lichtschwert und gab Waxer und Boil Rückendeckung, damit sie Trapper und Meister Kenobi unbeschadet zum Lager bringen konnten. Ihre Kopfschmerzen meldeten sich vorerst nicht mehr bei ihr. Es ging ihr schon wieder ein wenig besser, aber sie war trotzdem noch ziemlich angeschlagen von dem Absturz. Ein Wunder, dass sie sich nichts gebrochen hatte. Als sie am Lager ankamen, wurden sie sogleich von Marshall Commander Cody empfangen. „Seid Ihr verletzt, General?"
„Nein, nein, es ist nichts Ernstes. Wie ist die Lage?"
„Äh...wir haben keine Deckung aus der Luft, zwei Generäle sind irgendwo da draußen und ein Haufen Insekten umzingelt uns. Der Feind war bestens vorbereitet, Sir. Sie kannten jeden unserer Schritte.", erklärte Cody ihm die Lage. Es sah wirklich nicht gut für sie aus. Die Separatisten hatten ihnen gegenüber einen Vorteil, aber noch war die Schlacht nicht verloren. Waxer gab Meister Kenobi einen Stim, damit er wieder zu Kräften kam. Boil verpasste Karina ebenfalls einen Stim, obwohl sie abgelehnt hatte und ihm versicherte, dass bei ihr alles in bester Ordnung wäre. „Ich bin mir sicher General Skywalker und General Mundi schaffen es zu unserer Position. Sorgen wir dafür, dass wir noch hier sind, wenn sie eintreffen.", meinte Meister Kenobi entschlossen. Er selbst hätte nun gern an der Seite seiner Männer gekämpft, aber er konnte nicht. Seine starken Verletzungen hinderten ihn daran. Marshall Commander Cody wandte sich von ihm ab. Karina wollte dasselbe tun, doch Meister Kenobi hielt sie auf. „Karina, ich weiß nicht, ob du in der besten Verfassung bist, um zu kämpfen.", meinte er besorgt, doch Karina winkte sorglos ab. „Keine Sorge, Meister, mir geht es gut."
„Du warst fast tot."
„Aber ich bin's nicht. Ich stehe noch. "
„Ich will nicht, dass du dein Leben aufs Spiel setzt, bloß weil du zu stolz bist auszusetzen!", sagte Meister Kenobi nun etwas strenger. „Ich habe Euch bereits gesagt, dass es mir gut geht. Die Männer brauchen meine Hilfe!", beharrte die junge Padawan. „Karina..." Sie ging einfach weg und half Marshall Commander Cody und den anderen Klonen im Kampf gegen die Geonosianer. „Karina!", rief er ihr verärgert hinterher. Er schnaubte empört. „Genauso stur wie ihre Mutter.", murmelte er in seinen Bart und schüttelte mit dem Kopf. Ihm blieb gerade nichts anderes übrig als die Situation vom Lager aus zu beobachten.
Karina kämpfte mit Marshall Commander Cody und der 212ten Seite an Seite. Ab und zu bemerkte sie, dass sie verschwommen sah, aber sie wollte nicht aufgeben. Ein guter Jedi konnte auch blind funktionieren, denn er vertraute nur der Macht. „Waxer, pass' auf!", rief Karina Waxer zu, denn sie sah wie sich ihm ein Geonosianer von hinten näherte. Er war schon so nah an ihm dran, dass Karina den Geonosianer mit einem Machtschub von ihm wegschleuderte. Als sie die Macht eingesetzt hatte begann sie ein stechender Kopfschmerz in die Knie zu zwingen. Nun war es Karina, die gerettet werden musste, denn einige Geonosianer bemerkten ihre kurzzeitige Kampfunfähigkeit und wollten sie ausnutzen. Die Klone halfen ihr, indem sie ihr Rückendeckung gaben. Einer von ihnen ging sofort zu Karina. „Geht es Euch gut, Commander?", erkundigte sich Longshot bei ihr. „Ja, es geht schon wieder. Danke.", sagte sie und hob ihr Lichtschwert auf, welches ihr aus der Hand gefallen war. Alles in ihr sagte sie solle sich eine Pause gönnen und die Schlacht den Klonen überlassen, doch sie ignorierte ihr Gewissen. Diese Männer waren bereit für den Frieden in der Galaxis zu sterben, also war sie es ebenfalls. Sie kämpfte sich zu Marshall Commander Cody durch und fragte: „Schon etwas von General Mundi oder General Skywalker gehört?"
„Noch nicht, Sir."
„Ich hoffe sie beeilen sich. Argh..." Karina plagten die Kopfschmerzen nun immer penetranter. Das Stechen war inzwischen zu einem pulsierenden Pochen umgeschlagen. Außerdem begann sie wieder etwas verschwommen zu sehen. Sie schüttelte kurz ihren Kopf und wollte weiterkämpfen. Doch sie rief sich nun doch zur Besinnung. Sie erinnerte sich an einen alten mandalorianischen Spruch: Gar shuk meh kyrayc. Tot nützt du nichts. „Kommen Sie und die Männer ohne mich klar, Marshall Commander?", wollte sie sich bei Cody vergewissern. Er nickte. „Natürlich, Sir.", versicherte er ihr und mit dieser Antwort ging sie zu Meister Kenobi zurück. Auch wenn der Weg kurz war, war er nicht leicht für sie, weil sie immer noch mit den pochenden Kopfschmerzen und der verschwommenen Sicht zu kämpfen hatte. Es schien mit jedem Schritt schlimmer zu werden. Sie setzte sich direkt neben ihren Meister. Er sah sie wortlos an. Sie meinte: „Hoffen wir, dass Anakin und Meister Mundi demnächst hier eintreffen.", legte ihren schweren Kopf auf die Schulter ihres Meisters und schloss die Augen. Meister Kenobi sah sich um. Die Lage des Kampfes verschlimmerte sich immer weiter. Die Geonosianer hatten sie inzwischen umzingelt und kamen immer näher. Sie waren kurz davor die Klone und die zwei Jedi zu überrennen. Meister Kenobi sah sich nun gezwungen selbst einzugreifen und wollte gerade aufstehen, um die Klone zu unterstützen. Aber das war nicht mehr nötig. Endlich war Verstärkung aus der Luft eingetroffen. „Die Verstärkung ist da! Die Verstärkung ist da!", riefen einige der Klone euphorisch und jubelten vor Freude und Erleichterung. Karina öffnete ihre Augen, hob ihren Kopf und sah nach oben. Dann schaute sie freudestrahlend zu Meister Kenobi. Sie schielte leicht an ihm vorbei und bemerkte, dass Codys Blaster gerade den Geist aufgegeben hatte. Sie sprang schnell auf und rief: „Cody, runter!" Der tat wie ihm befohlen und Karina schleuderte die Geonosianer mit der Macht weit zurück, gegen eines der Kanonenboote. Die zwei Geonosianer prallten mit Wucht dagegen und waren sofort ohnmächtig. Cody schaute wieder auf, erst zu den beiden am Boden liegenden Geonosianer, dann zu Karina. Einen kurzen Moment lang schwieg er. Er war sprachlos. „Danke, Commander.", bedankte er sich ehrlich, immer noch positiv überrascht von Karinas schneller Reaktion. Die allerdings bekam das nicht mehr mit. Diese Rettung hatte ihr die letzte Kraft geraubt, die Kopfschmerzen gaben ihr den Rest und sie sackte zusammen. Sie fiel eher als, dass sie sich wieder hinsetzen konnten, zurück neben ihren Meister. „Karina!", rief Meister Kenobi besorgt und lehnte seine Schülerin gegen die Kisten hinter ihnen. „Jat'ca'nara...", waren die letzten Worte, die Karina hervorbrachte und Ahsokas Stimme war das Letzte was sie hörte. „Meister Kenobi!", rief Ahsoka, erleichtert darüber, dass er Wohl auf war, und ging auf ihn zu. „Und? Wo wart ihr so lange?", neckte Anakin seinen alten Meister. „Die gleiche Frage könnte ich dir stellen." Ahsoka sah besorgt zu Karina. „Was ist mit ihr?", fragte sie. „Sie lebt, aber sie muss dringend medizinisch versorgt werden." Cody hatte zwei Männer mit einer Trage zu ihnen geschickt. Die beiden Klone verluden Karina auf die Trage und brachten sie fort. Meister Kenobi sah ihr besorgt nach, aber er schob seine Sorge um sie schnell wieder beiseite, denn es blieb keine Zeit, um sich Sorgen zu machen. Sie hatten wichtigeres zu tun. „Nun, denn. Wir müssen unsere Taktik nochmal überdenken.", sagte er und öffnete eine Holokarte von Geonosis.

Die Töchter des Obi-Wan KenobiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt