Kapitel 46 | Unausgesprochene Dinge

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[ A/N: Das Kapitel wirkt ziemlich gewürfelt und gefällt mir nicht mehr ganz. Ich werde es bei Gelegenheit verändern. Es könnte sein, dass ich große Änderungen vornehme, das Ergebnis wird aber dasselbe bleiben. ]

Jasmine stand vor ihrer Zimmertür. Sie hatte das Gefühl, dass Karina dort drin sein könnte. Wenn sie den Palast verlassen hätte, hätte es jemand von den Leibwächtern oder den Palastwachen mitbekommen. Doch keiner von denen, die sie gefragt hatte, hatte Karina den Palast verlassen sehen. Doch einer der Palastwachen hatte ihr gesagt, dass er Karina in diesem Gang gesehen hatte. Also betrat Jasmine nun ihr Zimmer. „Rina?", fragte sie in den Raum und sah und hörte sich um. Sie konnte Karina nirgends entdecken. Doch irgendwie spürte sie ihre Anwesenheit. Sie musste in der Nähe sein. Jasmine ging auf den Balkon und sah auf Mandalore hinunter. Karina wollte vielleicht nicht gefunden werden. Vielleicht wollte sie einfach nur ihre Ruhe haben. Oder sie war irgendwo meditieren, wie die Jedi es oft tun? Jasmine seufzte. Karina würde sich schon zeigen, wenn sie reden wollte. „Was willst du?", hörte Jasmine plötzlich eine Stimme hinter sich und fuhr erschrocken zusammen. Sie drehte sich schlagartig um, aber hinter ihr stand niemand. Sie schaute etwas weiter nach oben und dort saß jemand über dem Torbogen — es war Karina! Endlich hatte Jasmine ihre Schwester gefunden. Sie kletterte sofort zu ihr aufs Dach, hatte dabei allerdings, aufgrund ihres Kleids, einige Probleme. Dennoch schaffte sie es irgendwie. „Diese Kleider eignen sich einfach nicht zum Klettern. Oder zum Kämpfen.", beschwerte sich Jasmine nachdem sie es endlich geschafft hatte sich neben Karina zu setzen. „Dafür dass wir von großen Kriegern abstammen ist diese Kleidung nicht gerade universell.", scherzte Jasmine, um die Stimmung aufzulockern, aber Karina erwiderte nichts und verzog auch keine Miene. Sie saßen eine Weile da und keiner von ihnen sagte etwas. Bis Jasmine es nicht mehr aushielt und ihre Schwester direkt fragte: „Bist du sauer auf Mama?" Karina antwortete nicht sofort. Dann brachte sie ein monotones Nein hervor. „Bist du sauer auf Obi-Wan?", wollte Jasmine nun wissen. Wieder verneinte ihre Schwester. Jasmine wusste nicht, was dann das Problem war. Vielleicht sagte sie auch einfach nur Nein, weil sie in Ruhe gelassen werden wollte? Aber Jasmines Gefühl sagte ihr, dass das nicht das Problem war. „Auf wen bist du dann sauer?", „Ich bin nicht sauer es ist nur..." Karina brach ihren Satz ab. Sie war nicht mehr sauer. Den Ärger hatte sie hinter sich gelassen. Sie war frustriert. „Vielleicht hilft es mir mit Jasmine zu reden.", überlegte Karina. Sie schaute ihre Schwester an und erzählte ihr, was los war.
„Ich frage mich nur...warum habe ich nichts gemerkt? Oder wollte ich nur nichts merken? Ich meine...es war so offensichtlich."
„Nun ja, so offensichtlich nun auch nicht.", versuchte Jasmine ihre Schwester aufzumuntern.
„Ich habe es schließlich auch nur vermutet. Ich habe mich auf mein Gefühl verlassen. Und du hast eben rational gedacht."
„Genau das ist das Problem. Ich war so festgefahren in meiner Meinung, dass Obi-Wan nicht unser Vater sein kann, dass ich die Anzeichen ignoriert habe."
Jasmine war verwirrt. Sie sah das Problem nicht. Als hätte Karina Jasmines Gedanken gelesen, erklärte sie: „Das eigentliche Problem liegt bei mir. Ich habe Meister Kenobi auf ein Podest gestellt. Er ist der perfekte Jedi in meinen Augen und ich wollte alles ausblenden, was dieses Bild trüben könnte. Aber letzten Endes ist er auch nur..."
„Ein normaler Mensch mit Fehlern. Und das ist in Ordnung. Es ist menschlich."
„Ja...", stimmte Karina zu. Es fiel ihr schwer ihren Fehler einzugestehen. Seit sie Meister Kenobis Padawan war, versuchte sie dem würdig zu sein. Ihm zu zeigen, dass sie es verdient hatte der Padawan eines Ratsmitgliedes zu sein. Eines begabten Jedi-Meisters. Sie hatte sich selbst unter Druck gesetzt. Sie verlangte etwas von sich, was niemand von ihr erwartete, außer ihr selbst. Dass es erst so eine Enthüllung brauchte, damit sie ihren Fehler endlich erkannte, frustrierte sie. Denn ihr krampfhafter Ehrgeiz hätte sie zur dunklen Seite führen können. Und dann hätte sie wirklich versagt. Jasmine legte ihrer Schwester tröstend eine Hand auf den Rücken. Karina wollte nicht mehr darüber nachdenken, weshalb sie schnell das Thema wechselte. „Stört es dich eigentlich nicht, dass Mama uns angelogen hat?", fragte sie ihre Schwester ernst. Jasmine lächelte ein wenig traurig.
„Sie hatte ihre Gründe. Sie hat mir gesagt sie wollte nicht, dass Obi-Wan sich gezwungen fühlt den Jedi-Orden wegen uns zu verlassen. Und dass er es möglicherweise bereuen könnte." Karina hatte dafür nicht wirklich Verständnis und das brachte sie auch zum Ausdruck:
„Wusstest du, dass sie nach eurer Abreise von Coruscant in Kontakt geblieben sind? Sie hat ihm nichts erzählt. Gar nichts. Sie hatte so viele Gelegenheiten dazu. Sie hat ihm die Chance genommen sich zu entscheiden! Jedi zu sein oder...Vater."
Jasmine erwiderte nichts. Sie sah es eigentlich genauso wie ihre Schwester. Aber sie versuchte auch Verständnis für die Seite ihrer Mutter aufzubringen. Versuchte nachzuempfinden, was damals in ihr vorging. Karina schaffte es leider nicht ein solches Verständnis aufzubringen. Aber sie wollte auch nicht weiter diskutieren. Stattdessen beobachtete sie viel lieber das Geschehen auf dem Platz unter ihnen. Sie schaute wie in Trance hinunter. Die ganzen Menschen, die dort sorglos vorbeiliefen. „Hast du das Notsignal absichtlich gesendet?", fragte Jasmine interessiert. Karina nickte und gab ein knappes „Jep" von sich. Jasmine lächelte schelmisch und sagte: „Hoffen wir mal er nimmt es besser auf als du.", „Haha danke.", gab Karina trocken zurück. Aber es störte sie nicht, dass ihre Schwester sich über sie lustig machte. Es amüsierte sie. Sie musste lachen und Jasmine stimmte in ihr Gelächter mit ein. Plötzlich öffnete sich die Tür zu Jasmines Zimmer. Beide Mädchen verstummten und schauten hinter sich, auch wenn sie nicht durch das Glas schauen konnten. Aber sie wussten beide wer den Raum gerade betreten hatte — es war Obi-Wan. Jasmine klopfte gegen das Glas, woraufhin sich Karinas Körper sofort anspannte. Sie war noch nicht bereit für ein Gespräch. Obi-Wan hatte das Klopfen gehört und ging zum Balkon. Er schaute nach oben und sah die Zwillinge auf dem Dach sitzen. Jasmine lächelte freundlich zu ihm herunter, während Karina keine Miene verzog und ihn monoton musterte. Dass Obi-Wan hier war, bedeutet wohl, dass das Gespräch zwischen ihm und Satine beendet war. Dass er jetzt alles wusste. Es herrschte eine unangenehme Stille zwischen ihnen. Keiner wusste, was er oder sie sagen sollte. Jasmine bemerkte, dass Obi-Wan und Karina die neue Situation alleine besprechen mussten. Deshalb stieg sie als Erste vom Dach. Das Runterkommen gestaltete sich schwieriger als das Raufkommen, weshalb Jasmine doch eher runterrutschte als wirklich kletterte. Obi-Wan versuchte ihr zu helfen, doch Jasmine versicherte ihm, dass sie allein klar käme.
„Ist Mama noch in ihrem Zimmer?", fragte Jasmine an Obi-Wan gerichtet.
„Ja."
„Dann lasse ich euch beide mal alleine.", meinte Jasmine und sah erst zu ihrer Schwester, dann zu Obi-Wan und schenkte beiden ein aufmunterndes Lächeln. Sie wandte sich von ihnen ab und verließ das Zimmer. Karina saß immer noch auf dem Dach und sah zu ihrem Meister runter. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Obi-Wan ging es genauso.
„Das mit dem Notsignal tut mir leid. Ich wollte Euch wirklich nicht beunruhigen."
„Nein, das war schon...das war schon in Ordnung.", antworte Obi-Wan ein wenig unsicher. Wieder herrschte betretenes Schweigen zwischen ihnen bis Karina das Wort ergriff:
„Hat Mama es dir erzählt?"
„Ja."
„Gut."
Satine wollte zwar, dass Obi-Wan mit Karina sprach, aber er wusste nicht, was genau er sagen sollte. Er spürte, dass sie aufgewühlt war, genau wie er. Er fühlte sich seiner Schülerin so fern wie nie zuvor. Er hatte schon immer eine besondere Verbindung zu ihr gespürt, aber eine solche Verbindung hätte er sich niemals ausmalen können. Karina sprang vom Dach runter. Es kam ihr inzwischen unhöflich vor ihren Meister so auf Abstand zu halten. Nun begegneten sie sich auf einer anderen Ebene. Zuvor standen sie sich als Meister und Schülerin gegenüber. Nun begegneten sie sich als Vater und Tochter. Karina wurde allmählich nervös und wandte ihren Blick von Obi-Wan ab. Es war nicht mehr so wie früher. Aber vielleicht lag es auch einfach an ihnen selbst. Eigentlich hatte sich nichts zwischen ihnen verändert. Nur die Tatsache, dass sie verwandt waren, dass sie Vater und Tochter waren. Als Kind hatte Karina sich oft gewünscht sie hätte ihren Vater kennengelernt, hätte gerne gewusst wie ähnlich sie ihm ist. Und nun stand er vor ihr. Plötzlich überkamen sie Tränen, die sie hastig wegwischte, aber die neuen Tränen kamen schneller als sie sie wegwischen konnte. Ihre Knie wurden weich. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Obi-Wan stand etwas ratlos da und wusste nicht so recht was er tun sollte. Instinktiv zog er Karina in eine Umarmung. Die erschrak und hörte sofort auf zu weinen. Zuerst fühlte sie sich seltsam, aber dann war sie ganz angenehm. Karina umarmte ihn zurück. Sie konnte spüren wie schnell Obi-Wans Herz schlug. Er war genau so unsicher wie sie selbst. Sie spürte, dass Obi-Wans Gefühle auch durcheinander waren. Aber sie konnte es ihm auch nicht verübeln. Ihn überforderte das alles sicherlich auch. Karina ließ ihn wieder los, wischte sich die letzten Tränen weg und sah ihn an. „Wie soll ich Euch jetzt nennen? Meister? Vater? Papa?", fragte Karina verwundert. Bei den Wörtern Vater und Papa zuckte Obi-Wan innerlich ein wenig zusammen. Das hörte sich für ihn sehr fremd an. Das war erstmal zu viel für ihn. Dafür brauchte er noch mehr Zeit. „Ich wäre dir dankbar, wenn wir alles erstmal beim Alten belassen würden. Das Ganze ist noch ein bisschen viel."
„Alles klar...Papa.", sagte Karina neckisch und klopfte ihrem Meister auf die Schulter. Der zuckte zusammen. Es würde eine Weile dauern bis er sich daran gewöhnen würde.

Die Töchter des Obi-Wan KenobiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt