Kapitel 24 | Saalia, Lauf!

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„Saalia, lauf!", rief Meister Ropal seiner Padawan Schülerin hinterher, die es geschafft hatte sich aus den Fängen der Kommandodroiden zu befreien. „Sir, sollen wir sie verfolgen?", fragte einer der Droiden. „Nein. Um diese Lappalie kümmere ich mich lieber persönlich." Saalia lief so schnell sie konnte. Nur wusste sie nicht wohin. Sie kannte sich auf dem Separatisten Schiff nicht aus. Außerdem konnte es an jeder Ecke nur so von Droiden wimmeln. Sie sah nach hinten und sah den Kopfgeldjäger Cad Bane direkt hinter sich, der auch sogleich auf sie schoss. Saalia griff zu ihrem Gürtel, aber da war nichts. Ihre Lichtschwerter hatte immer noch Bane. Verdammt!, ärgerte sich Saalia und sah sich um. Sie stand nun inmitten einer Kreuzung. Wo sollte sie langgehen? Drei Wege, drei mögliche Gefahren. Die Entscheidung musste schnell fallen, denn Bane war ihr immer noch auf den Fersen. „Hab' ich dich, Kleine.", sagte er und richtete seine Waffe auf sie. Saalia sah sich hektisch um, während Bane immer näher kam. Von links und rechts kamen jeweils zwei Kommandodroiden auf sie zu. Sie saß nun endgültig in der Falle. „Wir können es auf die harte Tour machen oder auf die Leichte. Es liegt ganz bei dir.", meinte Bane. Saalia wich vorsichtig zurück. Ihr kam in der Not doch noch die zündende Idee. Es war vielleicht nicht die Beste, aber sie musste funktionieren. Sie riss ein großes Rohr von der Wand und es trat weißer Rauch daraus. Bane und die Kommandodroiden hatten nun Schwierigkeiten etwas in dem dichten Rauch zu erkennen, also schlüpfte Saalia schnell in die offene Lüftungsklappe über sich und schloss sie schnell und leise wieder. Sie bewegte sich keinem Zentimeter und hielt ihren Atem an. Ihr Herzschlag schlug ihr bis zum Hals. Sie lugte vorsichtig durch die Klappe nach unten. „Argh.", rief Bane verärgert. „Sollen wir nach dem Jedi suchen?", fragte einer der Kommandodroiden. „Nein. Die taucht schon wieder auf. Sie wird wahrscheinlich versuchen ihren Meister zu befreien. Zeigen wir ihr, dass wir sie bereits erwarten.", sagte Bane und lachte boshaft. Saalias Herz raste immer noch. Ihr Meister würde von ihr erwarten, dass sie nun genau das Gegenteil von dem tun sollte, was sie vorhatte. Doch auch wenn Bane sie nun erwartete musste sie ihren Meister suchen und ihm helfen. Um jemanden vom Jedi Orden kontaktieren zu können waren sie zu weit draußen und da sie sich im äußeren Rand befanden könnte ihr Notsignal genauso gut Piraten anlocken, die die Lage womöglich noch verschlimmern würden. Saalia musste sich also unauffällig durch die Luftschächte bewegen und ihren Meister suchen. Der kleinste Fehler und alles war verloren.
Mit Hilfe der Macht konnte Saalia ihren Meister aufspüren. Das Band zwischen Meister und Padawan war schließlich etwas ganz besonderes. Etwas starkes. Sie krabbelte langsam, aber leise und zielsicher durch die engen Luftschächte des Separatisten Schiffes.

Meister Ropal befand sich in einer der vielen Arrestzellen des Schiffes. Er wurde dort durch ein Holonetz gefangen gehalten. „Meister...", flüsterte Saalia erleichtert und wollte gerade die Lüftungsklappe öffnen, um ihn zu befreien, doch sie spürte, dass gleich die Tür aufging und jemand die Zelle betrat. Im nächsten Moment öffnete sich schon die Tür und Bane und einige Droide bertraten den Raum. Sie entfernte sich wieder von ihnen und suchte einen anderen Weg Meister Ropal zu befreien. Sie schaute durch die Schlitze der Luftschachtklappe vor der Zellentür, doch fand dort ein halbes duzend Droiden vor, die sie sofort gefangen nehmen würden, wenn sie das Lüftungssystem verließ. Dieser Weg war also ebenfalls blockiert. Plötzlich hörte Saalia einen schmerzerfüllten Schrei durch das Lüftungssystem hallen. Er kam aus der Zelle! Sie krabbelte umgehend zurück zur Luftschachtklappe in der Zelle. Sie hörte gedämpft Banes Stimme. „Ihr müsst nur dieses kleine Kästchen öffnen. Dann erhalte ich die Information aus dem Kristall und Eure Qualen nehmen ein Ende.", „Niemals bringt Ihr mich dazu das Holcron zu öffnen.", sagte Meister Ropal schwach. Saalia sah den kleinen blauen Würfel in Banes Hand. Er wollte also die Liste einsehen. Aber wozu? Was wollte Bane mit den Kindern? Wollte er sie stehlen und verkaufen? Hatte ihn jemand beauftragt die Kinder zu töten oder zu entführen? Und wo hatte er überhaupt das Holocron her? Die einzigen Holocrons befanden sich im Jedi Tempel auf Coruscant! Saalia wollte nicht weiter spekulieren, da ihr dies auch nicht half ihren Meister zu retten. „Bedauerlicherweise fehlt mir die Zeit mit Euch noch länger zu diskutieren. Nächste Ladung, höchste Stufe!", befahl Bane und der Droide am Pult fuhr die Maschine erneut hoch. Meister Ropals Körper wurde von Blitzen durchzuckt und er schrie vor Schmerz und körperlicher Anstrengung. Ein Droide trat zu Bane und meinte: „Ich habe den Eindruck, dass er das nicht mehr lange aushält.", „Bist du Medidroide?", schnauzte er ihn an.
„Ähh, nein, Sir."
„Dann verschwinde und halt die Klappe!"
„Roger, roger.", sagte der Droide und stellte sie wieder in den Hintergrund. Aber der Droide hatte recht. Meister Ropals Lebensenergie schwand im mehr. Saalia konnte sich das nicht länger mit ansehen. Sie musste versuchen ihm helfen auch, wenn sie scheitern sollte. Doch bevor sie auch nur einen Finger rühren konnte, hörte sie die Stimme ihres Meisters in ihrem Kopf. „Saalia. Bleib' wo du bist!", meinte er und schrie immer noch vor lauter Qualen. Wann endete das endlich? „Aufdrehen!" Saalia war im Konflikt mit sich selbst. Sollte sie den Befehl missachten und womöglich selbst dabei sterben oder sollte sie gehorchen und ihren Meister sterben lassen? Tragischerweise wurde ihr die Entscheidung bereits abgenommen, denn sie sah und spürte wie die letzte Lebensenergie aus Bolla Ropals Körper wich und seine Muskeln ein letztes Mal zuckten, bevor er verstummte. Der Droide am Pult stellte die Maschine ab. „Kein Lebenszeichen mehr.", sagte der Droide. Saalia presste sich vor Schreck beide Hände auf den Mund. Er war tot. Er war wirklich tot! Sie hatte ihren Meister im Stich gelassen. Sie atmete sehr schnell und schwer. Sie presste sich ihre Hände nun noch fester auf den Mund, damit Bane und die Droiden ihr Atmen nicht hören konnte.
„Überprüfen!", befahl Cad Bane. Ein Magna Wächter trat hervor und pikste mit einem Elektrostab gegen Ropals leblosen Körper. Er regte sich nicht. Nicht mal ein zucken. Er gab keinen Ton von sich. „Alle Organe haben versagt.", „Runter mit ihm!" Ein Droide ging mit einem kleinen Gerät auf den Jedi zu und maß damit seine Vitalwerte. „Er ist tot.", bestätigte der Droide nochmals. Nun stand es medizinisch fest. Jedi-Meister Bolla Ropal war tot. „Dann brauchen wir einen neuen Jedi, um das Holocron zu öffnen. Aber nächstes Mal wende ich eine andere Methode an."
Bane verließ den Raum, doch die Droiden blieben zurück. Saalia war fassungslos. Es war wie auf Geonosis. Erst fühlte sich nichts, außer ein sich öffnendes, tiefes, schwarzes Loch in das sie fiel. Sie konnte nicht anders. Es überkam sie eine kochende, unbändige Wut. Sie kontrollierte den Blaster, eines Kampfdroiden, mit der Macht und schoss alle Droiden brutal nieder. Der Kampfdroide mit dem Blaster in der Hand verstand nicht was gerade mit ihm passierte. Erst erschoss sie den Magna Wächter, dann die klapprigen Kampfdroiden, als Letztes den Droiden, der den Blaster hielt, selbst. Sie ließ ihn wieder fallen und öffnete mit einem Stoß die Luftschachtklappe. Die Zellentür öffnete sich und es kamen sechs neue Kampfdroiden herein. Sie hatten die Schüsse von gerade eben durchaus gehört. Saalia schnappte sich den Stab des am Boden liegenden Magna Wächters und erledigte die Kampfdroiden einem nach dem andern. Dann kam keiner mehr. Keine Droiden, nicht Bane oder sonst wer. Saalia kniete sich zu ihrem Meister runter. Sie legte seinen Kopf auf ihre Beine, um ihn zu stützen. Ihr kamen die Tränen. Die Tränen, die sie zuvor erfolgreich zurückgehalten hatte. „Es tut mir leid, Meister. Es tut mir so unendlich leid!", schluchzte sie. Sie war enttäuscht und wütend, dass sie ihren Meister hatte sterben lassen. Sie war beschämt, dass sie sich ihrem Hass hingegeben hatte. Genau das tut ein guter Jedi nicht. „Ich habe Euch enttäuscht!", meinte sie und vergrub ihr Gesicht schluchzend in der Tunika ihres Meisters.

Eine Weile später spürte Saalia, dass jemand vor der Tür stand. Sie versteckte sich schnell, mit einem Blaster in der Hand, hinter dem Pult. Die Tür öffnete sich und Saalia lauschte. „Meister...hier ist er.", hörte sie eine weibliche ihr bekannte Stimme sagen. Sie hörte weitere Personen die Zelle betreten. „Rex, lass Meister Ropal zurück auf die Resolute bringen.", befahl nun eine männliche Stimme. „Sieht aus als hätte es hier einen Kampf gegeben.", bemerkte die weibliche Stimme. Saalia wollte hinter dem Pult hervorkommen und ihre Waffe auf die Besucher richten, doch kaum dass sie aufsprang, blitzte bereits ein blaues Lichtschwert vor ihrem Gesicht auf. Sie ließ kapitulierend die Waffe fallen. „Wer bist du?", fragte der Mann ungeduldig und bedrohte sie weiter mit seinem Lichtschwert. „Ich bin auch ein Jedi, wie Ihr.", sagte sie abwehrend und hielt ihre Hände hoch. Der Mann musterte sie. Er bemerkte an ihrer Kleidung, dass sie die Wahrheit sprach und zog sein Lichtschwert zurück. Saalia stand vorsichtig auf. „Saalia?", sagte die weibliche Stimme von vorhin ungläubig und Saalia blickte zu ihr. „Ahsoka?" Saalia fiel ihr erleichtert in die Arme. „Ihr kennt euch?", „Wir waren im selben Clan als Jünglinge.", erklärte Ahsoka ihrem Meister. „Saalia, was ist hier passiert?", wollte Ahsoka wissen und sah Saalia abwartend an. „Sie hatten uns gefangen genommen, doch ich konnte fliehen. Ich wollte Meister Ropal helfen, doch es war bereits zu spät.", erklärte Saalia niedergeschlagen. Die Wahrheit konnte sie nicht sagen. Sie schämte sich zu sehr. „Gibt es noch andere Überlebende?", fragte Meister Skywalker. „Nein. Sie haben unser Schiff gesprengt nachdem sie uns entführt hatten. Die gesamte Crew ist tot.", erklärte Saalia und sah enttäuscht zu Boden. Meister Skywalker und sein Klon Captain sahen sich an. „Mein Beileid.", sprach Meister Skywalker ihr sein Mitgefühl aus. „Vielleicht bleibt uns zu wenig Zeit das Holocron zu finden, Meister. Aber wenn es mit dem Schiff zerstört wird ist es auch für Nute Gunray verloren.", überlegte Ahsoka. „Mag sein, aber ich ziehe es vor es persönlich ins Archiv zu bringen.", entgegnete Meister Skywalker. Plötzlich ging auch der Notstrom aus und es war nun gänzlich dunkel. Zwei Klone trugen Meister Ropal aus der Zelle und Saalia sah ihm traurig nach. „Geh' mit ihm mit. Wir schaffen das schon.", meinte Ahsoka gutmütig und legte ihrer alten Freundin beruhigend eine Hand auf die Schulter. Eigentlich wollte Saalia Bane eigenhändig schnappen, aber sie dachte sich es wäre in ihrer derzeitigen Verfassung wahrscheinlich nicht die beste Idee. „Danke.", sagte sie erleichtert. „Ahsoka, eine Sache noch. Ich wäre dir sehr verbunden, wenn ihr Bane meine Lichtschwerter aus seinen schleimigen Verbrecherklauen reißen könntet und ihm seiner gerechten Strafe zuführt.", „Das werden wir.", antwortete Ahsoka entschlossen und nickte ihr fest zu. Dann verschwanden Meister Skywalker und Ahsoka, während Saalia mit drei der Klone zurück zum Schiff ging, um ihn auf die Resolute zu bringen. Den Elektrostab des Magna Wächters nahm sie lieber mit. Wer weiß was sie noch erwartete? Sie sah mit leerem Blick zu ihrem toten Meister. Er wirkte ruhig und hätte ausgesehen als würde er schlafen würde seine Zunge nicht raushängen. Er war nun eins mit der Macht, genau wie Creegan. Creegan. Noch ein Verlust, der auf ihrer Schulter lastete und für den sie sich selbst die Schuld gab. Beide, Creegan und Meister Ropal, hatten sich geopfert, damit Saalia weiterleben konnte. Sie musste aufpassen, dass sie die Schuld nicht zerfraß das wusste sie. Denn Schuld kann in Reue umschlagen, Reue in Selbsthass oder Rache und diese konnten zur dunklen Seite der Macht führen. Und das wollte Saalia nicht, denn die Opfer für sie sollten nicht vergebens sein. Sie wollte sie um jeden Preis in Ehren halten.

Die Töchter des Obi-Wan KenobiWhere stories live. Discover now