F Ü N F Z I G

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Das Essen ist zu meiner Überraschung wirklich gut, weshalb meine Laune um einiges steigt. Der einzige, der noch keinen Teller vor sich stehen hat ist Trish.

Grimmig starrt er die Kellner an, die zu den verschiedenen Tischen eilen und Tablets vor sich balancieren. „Siehst du den da hinten? Den hübschen?", fragt er mich und deutet auf einen gut gebauten Kellner, der gerade dabei ist eine Bestellung aufzunehmen. Ich nicke und stopfe mir ein weiteres Stück meiner Pizza in den Mund. „Der hat mich jetzt schon drei Mal angesehen! Also entweder er ist ein aufmerksamer Kellner oder ein aufmerksamer Single. Beides soll mir recht sein."

Grinsend drehe ich mich zu River, der uns beide skeptisch begutachtet. „Gab es da nicht ein Gesetz in der Schwulenbibel? Du sollst nicht begehren des Kellners Hintern oder so?", fragt er meinen besten Freund. Doch Trish scheint nicht so begeistert zu sein, da er grimmig in Richtung der Kellner schaut. Ich kann es mir aber nicht verkneifen auch noch meinen Teil dazu beizutragen. „River hat Recht, das ist aus des Sprüchen Salohomos!"

Nun scheint Trish endgültig genug zu haben, denn er springt auf und stolziert wütend in Richtung des Tresens. Ein Kellner, der gerade dabei ist sich ein Glas Wasser einzuschenken sieht ihn kommen und macht ein paar Schritte nach hinten.

Gerade als es spannend wird, da der Kellner durch die wilde Gestik eines schwulen Spargeltarzans verschreckt ist, klingelt mein Handy. Genervt ziehe ich es aus meiner Tasche und stöhne auf, als ich den Namen meiner Mutter auf dem Bildschirm sehe. Nichts desto trotz beschließe ich hinzugehen.

„Hallo Mutter." „Hallo mein Schatz, wie geht's dir?" Mit vollem Mund murmele ich ein „Kann mich nicht beklagen" in den Hörer. „Ich wollte mich entschuldigen, dass ich vorhin einfach so aufgelegt habe! Aber jetzt mal etwas anderes, warst du heute etwa sehr beschäftigt, denn ich habe den ganzen Tag damit verbracht dich zu erreichen!" „So ein Zufall, ich habe den ganzen Tag damit verbracht dich zu ignorieren."

Ein Schnauben ertönt aus dem Hörer, weswegen sich ein leichtes Grinsen auf meinem Gesicht bildet.  „Ich habe mindestens zwölf mal angerufen! Liebling, deine Mutter hat sich schon Sorgen gemacht!" Seit wann sprechen wir denn in der dritten Person Singular von uns? Das ist mir neu!

Nachdem meine Mutter mir noch eine Standpauke gehalten hat, dass ich ihr gefälligst zu antworten habe, wenn sie anruft, widme ich mich wieder meinen Freunden. Trish hat sich wieder gesetzt, sieht aber immernoch ziemlich grimmig aus. Das könnte aber auch an dem angeregten Gespräch liegen, dass er gerade mit Jelly führt.

„Das tut nichts zur Sache! Du hast mich hintergangen", ruft Trish und ich habe kurz Angst, dass man uns rausschmeißt, da mehrere Personen von umliegenden Tischen genervt zu uns herüber starren.

„Was ist das Problem?", flüstere ich River zu, der meine besten Freunde genannt beobachtet. „Jelly hatte etwas mit einem Ex-Lover von Trish. Er war anscheinend bisexuell." Ich nicke und schiebe mir das letzte Stück meiner Pizza in den Mund. „Du hattest was mit meinem William! Wie kannst du nur. Ich habe ihn wirklich geliebt." Jelly guckt ihn fassungslos an und krallt sich mit ihren Fingernägeln in den Tisch. „Das hast du von allen deinen bisherigen Beischlafkumpanen gesagt! Außerdem, wenn ich mich von allen Männern fernhalten müsste, mit denen du je etwas hattest, dann blieben mir nur Frauen."

Lachend sehe ich zu River, der das Szenario verstört beobachtet. „Lass uns kurz rausgehen." Ohne auf eine Antwort seinerseits zu warten ziehe ich ihn mit mir nach draußen.

Hoffentlich werde das jetzt nicht bereuen.

„Also, was ist los?" fragt River und legt seine Hände auf meine Taille, um mich näher an sich zu ziehen.

Ich hole tief Luft bevor ich seine Hände wieder von mir schiebe und mich ein Stück von ihm wegstelle. „Also ehm... wir- wir leben in einer zutiefst patriarchalischen Gesellschaft und..." River hebt fragend die Augenbrauen und auch ich bin von meinem Monolog nicht mehr ganz so überzeugt. In meinem Kopf hörte sich das irgendwie alles besser an.

„Ach was solls! Ich bin eine emanzipierte Frau des 21. Jahrhunderts und deshalb frage ich dich... Willst du mein fester Freund sein?"

Gebannt versuche ich aus dem Gesicht meines Gegenübers irgendwelche Emotionen herauszulesen. Doch vergeblich. Seine Miene gleicht der einer kahlen Wand.

„Es... es tut mir leid Pyper, aber ich..-" Er macht einen Schritt zurück. „Ich bin schwanger von einem anderen!"

So ein Idiot!

Grinsend nimmt er mich in den Arm und flüstert: „Natürlich will ich mit dir zusammen sein! Ich Schisser habe mich nur noch nicht getraut zu fragen."

Crazy ThingsWhere stories live. Discover now