S I E B E N U N D Z W A N Z I G

3.1K 173 7
                                    

27 || überarbeitet

»Sag mal, bekommst du zuhause nichts zu essen oder warum stopfst du dich so voll?« Ich schaue Trish böse an und will gerade etwas erwidern, als Jelly sich neben uns setzt. »Ihr glaubt nicht, was gerade passiert ist.« Sie sieht uns aufgeregt an, doch weder von mir, noch von Trish bekommt sie eine Reaktion. »Fahre fort, mein Untertane!«

Ihre Augen verziehen sich zu Schlitzen und sie mustert mich kurz, ehe sie weiter spricht. »Reyna und Mr. Fitz sind gerade zusammen aus einer Abstellkammer gekommen! Ich will mir gar nicht vorstellen, was die beiden gemacht haben. Die ganze Schule redet schon über sie.«

Ich sehe zu Trish, welcher den Kopf etwas hebt und mich ebenfalls ansieht. Wir zucken gleichzeitig mit den Schultern und drehen unsere Köpfe dann zu Jelly. Irgendwann musste es ja mal dazu kommen. Die beiden können sich schon seit Jahren in Gerüchten über sie wälzen. Für meinen besten Freund, aber auch für mich, ist diese Neuigkeit somit alles andere als überraschend.

»Ach, ihr seid zwei beschissene Hässlichkeiten! Was bin ich? Zerhacktes Hirn auf Toast?«, beschwert sich Jelly beleidigt. »Jelly, es tut mir Leid, aber was juckt es mich, wenn Reyna mit irgendeinem Lehrer rummacht.« Trish hebt seine Hände, um meine Aussage zu bestätigen. »Weißt du, einer guter Ort, wo du deine Meinung hinpacken kannst ist dein Arsch. Ganz tief rein«, mault sie mich an, was ich mit einem verkniffenen Grinsen über mich ergehen lasse. Sobald sie jedoch ihren Kopf wegdreht, fallen Trish und ich in schalkendes Gelächter aus.

Ein leichtes Schmunzeln ziert meine Lippen, als ich sehe, dass Jelly sich auch gehörig zusammenreißen muss, um bei unserer peinlichen Lacheinlage nicht mitzumachen. Ich wende mich wieder meinem Essen zu, während Jelly und Trish aufs Neue eine Diskussion starten, doch dieses Mal kann ich dieser leider nicht folgen, da ich nur die Worte Darmverschluss und umbringen verstehe. Zum Glück! Wer weiß, was die beiden da von sich geben.

Wäre Trish nicht schwul, würde ich sagen, die beiden gäben ein gutes Paar ab. Doch leider macht mir die Homosexualität meines besten Freundes einen Strich durch die Rechnung. Schade eigentlich... Er wäre wirklich für jedes Mädchen ein guter Fang.

Mein Blick wandert nach draußen. Seit ein paar Tagen hat River seine Sozialstunden abgearbeitet. Seitdem er nicht mehr da ist, ist die Schule wieder so langweilig wie zuvor. Nicht, dass sie mit ihm so wahnsinnig viel spannender gewesen wäre - er hat ja nicht am Unterrichtsgeschehen teilgenommen - aber trotzdem fehlt mir irgendwie meine tägliche Dosis River.

Ich sollte mir dringend andere Themen suchen, die ich mit meinen diversen Persönlichkeiten ausdiskutieren kann.

»Pyper?«

»Pyper?«

»Pyper?«

»Was verdammt!«, schreie ich und sehe Trish grimmig an. »Komm runter du Kürbiskopf. Ich wollte dir nur mitteilen, dass Reyna gerade auf dich zu kommt.« Oh hilfe. Gibt es hier irgendwo ein Loch, in dem ich versinken kann.

Ich schaue über meine Schulter und sehe eine wutentbrannte blondierte Kuh auf uns zu stapfen. Kurz vor unserem Tisch übersieht sie jedoch eine Tasche auf dem Boden, über welche sie stolpert. Sie rudert wild mit den armen und wäre fast mit dem Boden kollidiert, hätte sie sich nicht noch an mir festgehalten. Vielen Dank dafür.

Ich blicke angeekelt auf die Krallen, die sich in meinen Arm bohren. »Fass mich doch nicht an, du Knecht.« Unbekümmert schüttele ich sie von mir ab, wie eine lästige Fliege. Leider bringt das nichts, denn ihre Hände befinden sich immer noch an den gleichen Stellen wie vorher. »Ich musste mich irgendwo festhalten!«, kreischt sie, bewegt sich jedoch immer noch nicht. »Ich höre dich auch wenn du normal mit mir sprichst. Und jetzt nimm deine Hände von mir!«

Reyna richtet sich nach gefühlten Stunden endlich wieder auf und blickt abwertend auf mich herunter. »Ich will, dass du mich mit diesem heißen Kerl von neulich zusammen bringst.« Bitte was will sie?! Sag mal hackt's? »So hässlich, wie du bist, wird er sowieso nichts von dir wollen.« Oho, mein Fräulein, das war einer zu viel.

»Haltet mich zurück, sonst schlag ich dieser Bitch das Gesicht zu Apfelmus«, richte ich mich an meine beiden besten Freunde. Ich könnte von ihrer bloßen Anwesenheit schon einen kompletten Regenbogen auskotzen. Meine Freunde hingegen sehen dem Szenario, das sich ihnen bietet, nur fasziniert zu und achten nicht auf meinen Hilferuf.

Nachdem ich mich innerlich beruhigt und der aggressiven Seite in mir gut zugeredet habe, wende ich mich wieder der nervigsten Person der Welt zu. »Reyna, ich weiß nicht, ob du es schon bemerkt hast, aber River fand es ziemlich peinlich, was am Samstag passiert ist. Er hat sich minutenlang den Arsch über dich abgelacht. Ich glaube nicht, dass er etwas von dir will.«

Ein Schnauben verlässt ihren mit Lippenstift übermalten Mund. »Du hast doch keine Ahnung. Er wird mich lieben, so wie alle anderen Jungs auch!« Ich ziehe eine Augenbraue hoch und stopfe mir ein weiteres Pommes in den Mund. »Es ist fast schon nicht mehr lustig, wie viel Pech du beim Denken hast.« Sie verschränkt die Arme vor ihrer Brust und kneift die Augen zusammen. »Du kannst mich mal. Dein kleiner Freund wird mich noch anhimmeln, verlass dich drauf!«

Mit diesen Worten dreht sie sich um und lässt mich mit meinen Freunden zurück, die, sobald Reyna aus unserem Blickfeld verschwunden ist, in schallendes Gelächter ausbrechen.

Von Idioten umzingelt...

●●● 27 ●●●

Crazy ThingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt