18. Spaß beim Trampolinspringen

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BEN

Wir traten durch die Tür und gelangten in einen langweiligen Raum. Die Holzdielen knarzten unter unseren Schritten, was mich dazu brachte, nach unten zu schauen. Ich  entdeckte eine Falltür im Boden, getarnt als Holzboden, doch der eisernere Griff war klar erkennbar.

"Seht mal!" Ich schritt auf die Falltür zu, dann packte ich den kalten Griff und versuchte, zu ziehen, doch das klappte nicht. Die anderen eilten zu Hilfe und gemeinsam bewegten wir die Tür ein Stück nach oben.

"Verdammt, die ist schwer, Mann", fluchte Alex. Seine Arme zitterten. "Ich hab eine Idee", sagte Maja und ließ die Holztür los. Diese sackte weiter nach unten. Finn lachte uns aus. Am liebsten hätte ich ihn dazu verdonnert, mitzuhelfen, doch durch manche Sachen konnte Finn einfach durchgreifen oder durchschweben wie durch Wände. Andererseits konnten Enfel Menschen tragen. Oder sie nutzten einen Zauber dafür.

"Was hast du vor?", fragte Angi, auf ihrer Stirn glänzten Schweißtropfen. Ich spürte die Hitze in meinem Gesicht.

"Eine Sekunde." "Maja, ich kippe hier gleich um. Beeile dich bitte."

Als ich mich zu Maja drehte, sah ich mehrere Holzbretter, die sie über den Boden schleifte. Schließlich platzierte sie diese unter die angehobene Falltür. Diesen Vorgang wiederholte sie und wir konnten die Holztür auf die Bretter ablegen. Erleichtert seufzte ich auf und Angi fiel in Alex' Arme. Zwischen der Falltür und dem Boden hatten wir einen Durchgang geschaffen. Maja, die sich im Gegensatz zu uns nicht so ausgelastet fühlte, kroch durch den Spalt und verschwand daraufhin.

"Hier ist eine Leiter. So weit ich das sehen kann, geht die aber nicht bis ganz nach unten."

"Hast du deine Taschenlampe?", fragte ich. "Jup, habe ich. Und Finn kann ja vorgehen und mich warnen."

"Ich gehe nicht, ich fliege!", warf Finn ein, schwebte aber trotzdem auf das Loch zu.

Nach ein paar Sekunden nahm ich auch den Weg. Finn flog entweder direkt unter oder neben mir und gab mir Anweisungen. "Aufpassen, aus der Wand herausragender Stein. Achtung, Fliege. Fuß nach links, nein, mein Links, nicht deines." Ich verkniff mir die Antwort, dass wir dasselbe Links hatten.

Plötzlich rutschte ich fast von der Leiter, mein Fuß hing in der Luft. "Oh, stimmt ja. Hier hört die Leiter auf. War grad nicht bei der Sache. Maja ist jedenfalls gesprungen."

"Was ist da unten?", fragte ich, Angst schwang in meiner Stimme mit. Doch Finns Antwort half mir nicht weiter. "Hast du etwa schon vergessen, dass ich dich nicht mag?" Ich verdrehte die Augen, dann ließ ich los und mich fallen.

"Hoffentlich brichst du dir ein Bein, dann wären wir quitt!", rief Finn mir hinterher.

Ich kniff die Augen zu, spürte, wie sich mein Körper beschleunigte und erinnerte mich an Physik und die Größe der Fallgeschwindigkeit auf der Erde: 9,81 m/s². Mit dem starken Aufprall hätte ich rechnen müssen, hatte es aber nicht. Masse umhüllte mich, sank unter meinem Gewicht ein und dann schwang ich nach oben und flog wieder nach unten, so lange, bis sich das Netz, in welchem ich gelandet war, ausgependelt hatte.

Ich blickte mich um, überall gab es Trampoline, die jeweils mit roten Markierungen abgegrenzt waren. Der Raum war riesig. Das Netz, in dem ich mich gerade entspannte, gehörte nicht dazu, es war viel elastischer und versprach, eine relativ sanfte Landung, obwohl ich garantiert morgen ein paar blaue Flecken finden würde. Als ich mich erhob, pochte mein ganzer Körper. Ich krabbelte vom Netz und entdeckte ein Paar Socken. Vermutlich diese speziellen Socken, die man in einer Trampolinhalle verwendete.

Ich wechselte meine Schuhe durch diese Socken und nahm meine Schuhe in die Hand. Danach suchte ich nach Maja und sichtete sie, wie sie im ganzen Raum voller Freude hin und her sprang. Ihre rotblonden Haare wirbelten um sie herum, für mich sah sie in der Luft wunderschön aus. Erst jetzt erkannte ich, dass es weiter hinten eine Treppe, bestehend aus weiteren Trampolinfeldern, gab, die nach unten führte.  

Ich machte den ersten Sprung ohne viel Schwung, doch ich flitzte trotzdem sehr weit nach oben und nach vorne. Unsicher sprang ich von einer Stelle zur nächsten, bis ich Spaß daran fand. Hinter mir hörte ich Angi schreien und im Netz auftreffen.

Ich versicherte mich mit einer Musterung, dass ihr nichts fehlte, bevor ich Maja hinterherhüpfte. Ich kam näher und näher, doch sie entwischte mir immer wieder. So wurde daraus ein Katz-und-Maus-Spiel. Maja lachte so herzhaft, dass sie mich ansteckte. Sie sank zu Boden und endlich erreichte ich sie. Ich ließ mich ebenso zu Boden fallen und legte schnell meine Arme um sie. "Hab dich."

Ihr Brustkorb hob und senkte sich schneller, als normal und ich konnte die nächsten Worte nicht herunterschlucken. "Du benimmst dich, als hätte ich dich gerade geküsst." Ich grinste verschmitzt.

"Was?" Verständnislos starrte sie mich an. Lachen unterdrücken, Benjamin.

"Wenn ich dich geküsst hätte, würdest du jetzt auch so heftig atmen", meinte ich schulterzuckend.

"Bestimmt nicht."

"Wollen wir das ausprobieren?" Meine sehr stark und absichtlich wackelnden Augenbrauen sowie mein breites Grinsen brachten sie zum Lachen.

"Nein, du Spatzenhirni." Sie schlug mich spielerisch gegen den Arm, was mir aber nichts ausmachte. Die kurze Berührung ihrer Hand an meinem Körper versetzte diese Stelle an meinem Oberarm mit einem Kribbeln.

Plötzlich hörten wir Geräusche und erblickten Angi und Alex, die Hand in Hand auf uns zusprangen, gefolgt von Finn. 

"Wisst ihr, wie man aus diesem Raum kommt?", Angi blickte uns erwartungsvoll an, doch wir konnten nur die Köpfe schütteln.

"Finn?" Maja zog das Wort extra lang und schaute ihn dann mit einem zuckersüßen Hundeblick an, obwohl ich zugeben musste, dass mein Hund Carlos diesen besser draufhatte.

"Ihr müsst dort hinten zu dieser Treppe." Er flog voraus und wir hüpften ihm hinterher, die Treppenstufen hinab und gelangte dann auf festen Boden.

Mit den Taschenlampen beleuchteten wir unsere Umgebung, zogen die Socken aus und Schuhe wieder an. Ich schaute mich um, wir standen in einem leeren großen Raum, dessen Wände und Boden aus kalten Steinen bestand. Die Decke bildeten die Netze der Trampoline. Wir schritten den Raum entlang, Angi und Alex händchenhaltend neben mir, Maja hinter uns.

Finn schwebte vor uns, so neugierig wie er war. Er entdeckte etwas und holte uns schnell dazu. Er zeigte auf ein Gebilde aus Treppen, Leitern, Seilen, Brücken und Netzen. Das verkörperte dann wohl unseren weiteren Weg.




Das alte HausWhere stories live. Discover now