15. Eine unfreiwillige Entführung

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BEN

Mein Gehirn verarbeitete die Ereignisse des Tages in komische Träume. An Details konnte ich mich kaum noch erinnern. Nur, dass ich Maja und die anderen getroffen hatte und dass wir beim alten Haus waren. Ja und das wares auch schon, mehr hatte ich mir nicht gemerkt.

Ich streckte meine Hand aus und drückte auf den Wecker auf meinem Nachttisch. 00:24 Uhr. Verdammt. Das Licht, welches ein paar Sekunden durch meinen Wecker ausgestrahlt wurde, warf Schatten an die Wand. Einer sah besonders gruselig aus und bewegte sich zudem noch. Nein, das bildete ich mir nur ein. Zur Sicherheit tastete ich erst nach meiner Brille, die ich mir aufsetzte, dann nach meinem Handy und leuchtete mit der Taschenlampe in die dunkelste Ecke, wo sich die Schatten verbargen.

Ich wollte schreien, doch ich brachte keinen Ton heraus. Schon schlimm genug, dass mir das in Albträumen oft passierte: Ich wurde angegriffen, entführt oder gefressen und ich wollte schreien, doch kein Ton verließ meinen Mund. Davor, dass dies mir auch mal in der Realität geschah, hatte ich mich schon mein ganzes Leben lang gegruselt. Ich sprang aus meinem Bett.

"Wer seid ihr? Was wollt ihr von mir? Meine Eltern sind direkt im Zimmer nebenan und wenn ihr mir nicht antwortet, schreie ich." Gut, das letzte war gelogen. Mein Bruder Leon schlief im Zimmer neben mir und wenn er schlief, dann konnte ihn nichts und niemand aufwecken, nicht mal die Worte: "Es gibt Pfannkuchen zum Frühstück!", obwohl er doch sonst so verfressen war oder "Du hast Geburtstag!". Jeder wollte doch sofort seine Geschenke öffnen, oder nicht?

"Wir sind nicht gekommen, um deine hirnlosen Fragen zu beantworten", ertönte eine gruselige Stimme, die nicht von einem Menschen stammte.

"Hast du mich gerade hirnlos genannt, du Bratkartoffel?!"

"Nein, er hat nur deine Fragen als hirnlos bezeichnet, du Erdbeerjoghurt!", verteidigte eine zweite Gestalt, weiblich, die erste.

"Du Erdbeerjoghurt?! Das gibt's zurück, du Honigkuchen!"

"Du Schweizer Käse!" Schweizer Käse? Dachten die, ich habe nicht mehr alle Löcher am Käse?

"Du Salamibrot!", schrie ich.

"Du Elternbeschimpfer!", hörte ich eine zarte, männliche Stimme.

"Du Fremde-Leute-Beschimpfer!", giftete ich zurück.

"Sag ja nichts Falsches zu meinen Sohn, sonst bekommst du es mit mir zu tun.

Das erste Wesen rückte näher ins Licht, so dass ich jetzt seine bedrohliche Ausstrahlung erkannte.

Rote Schuppen glänzten an seinem Körper gefährlich, Krallen bahnten sich einen Weg in meine Richtung, Flügel durchbrachen die Luft. Ich würde ja zurückweichen, doch das Bett versperrte mir den Weg.

"Wir müssen dich mitnehmen." Seine Aussage duldete keine Widerrede und doch entgegnete ich mit einem klaren "Nein".

"Oh doch." Das Tier schwebte näher und mir fiel nichts anderes ein, als ihn zu schlagen, da ich mich bedrängt fühlte.

"Lass meinen Papi in Ruhe!", schrie das kleinste Wesen und sauste zu mir. Im Gegensatz zu seinem Vater und der Mutter hatte der Sohn blau-grüne Schuppen.

Mit dem Kopf rammte er gegen meinen Bauch. "Au, verdammt." Man erwartete nicht, dass das Tier, welches im Gegensatz zu seinem Vater so klein war, dass es zwischen meinem Ellbogen und meinem Handgelenk von der Länge her genug Platz fände, einem so große Schmerzen erleiden lassen konnte.

Mein Bauch schmerzte nicht nur, weil das Tier mich mit voller Wucht gerammt hatte, es hatte anscheinend auch eine magische Kraft, so dass sich mein Inneres so fühlte, als würde ich verbrennen. Dieses Brennen breitete sich von meinem Bauch bis zu meinem Kopf und zu meinen Zehen aus.

Das alte HausWhere stories live. Discover now