54; daddy issues

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Jin hatte keinen Plan, wie er nun nach Hause kommen sollte, da er sich in dieser Gegend gar nicht auskannte. Natürlich hätte er mit Namjoon mitgehen können, aber so sehr, wie er gerade bei diesem verkackt hatte, wollte er sicherlich nicht mehr in Jins Nähe sein.

Das war ja eigentlich das, was Jin die letzten Tage über wollte. Abstand. Und dennoch fühlte er sich wie ein Stück Scheiße, denn das Bedürfnis, einfach nur in Namjoons Armen liegen zu wollen, wuchs von Sekunde zu Sekunde mehr.

Namjoons Verhalten verwirrte ihn so dermaßen. Dieser war ihm hinterhergerrannt... er hatte ihn umarmt und dessen Lippen hatten auch seinen Hals berührt. War das purer Zufall, oder vielleicht sogar Absicht gewesen? Auch die Frage, ob er ihn küssen dürfte... Jin wäre beinahe darauf eingegangen.

Er senkte den Kopf. Das war nicht richtig so! Er vergaß jedes Mal, dass Namjoon ja eigentlich nichts von ihm wollte. Aber wieso kam es dann wieder zu solchen Momenten? Etwa, weil der Jüngere sich jetzt, wo er von seinen Gefühlen Bescheid wusste, einen kleinen Spaß erlauben wollte?

Wahrscheinlich hatte Jin als einziger diese Situation als etwas intimes empfunden... verdammt, er sollte aufhören, sich weiterhin unnötige Hoffnungen zu machen. So einen Korb zu schlucken war eben nicht einfach, vor allem dann nicht, wenn man aufgrund seines überaus blendenden Aussehens bisher noch nie gekorbt wurde.

Jin irrte durch die Straßen und mit seinem GPS auf dem Handy versuchte er sich so zurechtzufinden. Obwohl er bereits seit einem halben Jahr hier in Seoul lebte, kannte er sich noch nicht wirklich aus, da er seine meiste Freizeit in Schule investiert hatte.

Dies brachte ihn ungewollt zum Nachdenken. Wie viele Ereignisse hatte er aufgrund der Schule bereits verpasst? Wie viele Leute hätte er kennenlernen können, wäre er auf irgendein anstehendes Fest gegangen, statt für die nächste Klausur zu lernen? Welche Erfahrungen hätte er sammeln können? Wäre aus ihm vielleicht sogar ein anderer Mensch geworden?

Er seufzte tief und verwarf diese Gedanken sofort. Was brachte es, sich über die Vergangenheit zu ärgern, wenn das hier und jetzt zählte und er immer noch die Zukunft ändern könnte?

Eigentlich war ihm seine Zukunft ja bereits vorgeschrieben. Er würde als bester Schüler abschneiden, sich einen gewissen Ruf erarbeiten, um sich einen Namen machen und anschließend die Firma seiner Eltern übernehmen zu können.

Er wusste nie recht, was er davon halten sollte, doch die Sache mit seinem Vater hatte ihm dann doch endgültig gezeigt, dass er das eigentlich nie wollte. Diese Auseinandersetzung... es war ein Geschehnis, was hätte passieren müssen, um Jin endlich die Augen zu öffnen. Denn er würde nicht mehr länger das tun, was man von ihm verlangte, stattdessen wollte er endlich sein eigenes Ding durchziehen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte er dann doch nach Hause gefunden und als er etwas erschöpft die Haustür öffnete, traf ihn bereits der nächste Schlag. Überall im Eingangsbereich standen Schachteln mit irgendwelchen Beschriftungen gekennzeichnet rum und wenn Jin es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass es Umzugskartons waren.

Ein düsterer Gedanke schoss ihm durch den Kopf, er wurde ganz nervös. Was hatte das zu bedeuten? Hieß das etwa...

Gerade als er sich einem Karton mit der Aufschrift 'Büro' nähern wollte, betrat seine Mutter mit zwei weiteren Pappteilen im Arm den Eingangsbereich. Sie kam gerade aus dem Wohnzimmer und hatte, aufgrund dem etwas hohem Stapel den sie trug, Jin noch gar nicht bemerkt.

Dieser runzelte erstmal seine Stirn, doch zögerte keine Sekunde und ging schnell auf sie zu, um ihr etwas Gewicht abzunehmen. Ein überraschtes "Huch?", verließ sie, als sie nur noch eine der zwei schweren Pappkartons in den Armen trug und blinzelnd über die Kante dessen lugte.

BETTER THAN YOU | ⁿᵃᵐʲⁱⁿ ✓Where stories live. Discover now