Donnerstag, der 25. August 2011

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Die befreundeten Familien reisten mit Flohpulver in die Winkelgasse. Diese Art der magischen Verkehrsmittel hatten sie schon öfter benutzt. Es war tatsächlich schon so gewöhnlich für die besten Freundinnen, dass sie es nicht weiter als komisch empfunden hatten, mithilfe von Flammen von einem Kamin zum Nächsten zu fliegen.

In der Winkelgasse waren sie dahingegen noch nie zuvor gewesen. Und das war gut so, denn jetzt waren Nadja und Tally umso erstaunter, als sie das bunte Treiben und die vielen Geschäfte der Einkaufsstraße entdeckten. Sie brauchten einen Moment, um alles auf sich wirken zu lassen. So viele Hexen und Zauberer, die alle gut gelaunt einkaufen gingen, hatten sie noch nie gesehen. „Der Wahnsinn.", murmelte Tally ungläubig.

„So, ab hier trennen sich unsere Wege. Ich treffe mich auf eine Tasse Tee mit der guten Molly Weasley. Wir sehen uns später!", meinte Oma Emmi vergnügt und zischte ab.
„Wir haben auch eine Verabredung zum Eisessen mit unseren Freundinnen! Habt einen schönen Tag. Wir treffen uns um 17 Uhr wieder hier.", meinte Tallys Mum, winkte und die beiden Mütter bummelten los.

Jetzt standen die zwei Elfjährigen da, mit Nadjas Schwester und ihren beiden Vätern. Die Männer der Runde giggelten vergnügt, dann reichten sie ihren Töchtern jeweils einen kleinen Sack voller Gold. „Das sollte reichen für eure Schulsachen. Serafin wird euch begleiten und euch alles zeigen. Wir... müssen auch los. Das Butterbier wartet.", meinte Nadjas Vater augenzwinkernd und auch die letzten beiden Erwachsenen machten sich aus dem Staub.

Serafin verdrehte kurz die Augen und lachte dann. „Ich hoffe, es ist okay, wenn ich mit euch einkaufen gehe. Ach, was soll's. Ihr habt sowieso keine andere Wahl.", sie grinste und ging voran.

Die drei arbeiteten sich voran und waren nach den ersten zwei Stunden bereits mit Madam Malkins' Umhängen eingekleidet , hatten Zinnkesseln gekauft in Potages Kesselladen und schleppten all die Bücher von Flourish & Blotts mit sich herum.

Sie legten eine kurze Pause ein, gingen ihre Einkaufslisten durch und hackten alles Erledigte ab.
„So, dann braucht Tally noch einen Zauberstab. Ich muss währenddessen noch meine Vorräte für Zaubertränke auffüllen. Wir treffen uns im Anschluss wieder hier. Bis dann!", Serafin verschwand in der Menschenmenge.

„Brauchst du nicht auch noch einen Zauberstab?", Tally war sichtlich verwirrt. Eigentlich brauchte doch jeder Zauberer einen Stab. Oder konnte Nadja etwa schon stablose Magie? Das wäre verrückt!
Die Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Ich hab schon einen gaaaanz besonderen.", sie lächelte stolz und ihre beste Freundin wollte schleunigst wissen, welchen sie hatte. „Mein Vater hat ihn mir zum Geburtstag geschenkt. Ach, du weißt gar nicht, wie schwierig es war, dass ich dir in den letzten vier Monaten absolut nichts erzählen durfte! Das war wirklich eine Qual! Jedenfalls ist der Zauberstab ein Familienerbstück und ich bin schon ganz gespannt, ob ich ihm würdig bin."
Aber da stutzte Tally sofort: „Du musst einem Zauberstab würdig sein? Und wenn nicht? Ist das nicht gefährlich?"
Ihre beste Freundin zuckte nur mit den Schultern. „Papa meinte, das würde passen. Ich muss nur etwas üben. Und jetzt los! Du brauchst auch endlich einen!" Nadja schob Tally in den Laden.

„Hallo? Ist das Jemand?", rief Tally unsicher in den leeren Raum, als der Zauberstabmacher hinter einem der deckenhohen, vollgefüllten Regalen auftauchte: "Guten Tag die Damen. Ihr Name?". Nadja hielt sich währenddessen im Hintergrund.
"Chantal Marohn.", murmelte die Angesprochene leicht angewidert, denn sie hasste ihren Vornamen so unendlich doll. Deswegen bevorzugte sie auch seit eh und je Tally.
„Schön, dass du hier bist. Und du fährst in einer Woche das erste Mal nach Hogwarts?", fragte der Ladenbesitzer, während ein Maßband um die Elfjährige flog und Maße nahm. Tally beobachtete das Maßband irritiert und stammelte geistesabwesend irgendwas von einem Ja.
Ollivander verschwand in den Reihen, kam mit vielen Schachteln zurück und reichte ihr als erstes einen sehr dunklen und schweren Zauberstab. Ihrem Blick zufolge gefiel ihr der Stab von Anfang an nicht. Widerwillig schwang sie ihn und wollte den Stab am liebsten sofort kaputt machen, weil durch den Schwung eines der Regale umgefallen war. Tally schämte sich unendlich dafür. "Oh nein! Es tut mir Leid, Mr Ollivander. Ich wollte nicht-"
Dieser winkte nur ab. "Schon gut! Aber auf gar keinen Fall diesen, nein nein." Er schwang seinen eigenen Zauberstab und das Regal richtete sich wieder auf und alles war wie vorher.
"Wow.", staunte Tally.

Dann bot er ihr einen weiteren Zauberstab an. "So, wie wärs mit dem hier, vielleicht?". Dieser Zauberstab war zwar nicht so lang, aber er lag nicht gut in der Hand. Die frische Hexe fuchtelte trotzdem ein bisschen herum, doch da war der Stab ihr schon aus der Hand geflogen und wieder im Schächtelchen gelandet.
"Interessant... Keine Phönixfeder mit Buche. Vielleicht passt ja der?", fragend sah der Zauberstabmacher zum Geburtstagskind.
Wieder schwang sie das Stück Holz, doch diesmal passierte gar nichts.
„Ist der kaputt?", fragend sah sie den Stab an, drehte und wendete ihn, aber es blieb alles beim Alten.
„Oh nein. Natürlich nicht. Er hat nur keine Wirkung. Also, er ist zu schwach für dein Können, Miss Marohn. Kein Einhornhaar und Erle...Mhm, interessant.", grinste Ollivander und überlegte weiter. Tally zog die Augenbrauen hoch. Anscheinend war ihr der Zauberstabmacher nicht ganz geheuer.

Als er wieder um die Ecke bog, hatte er nur noch eine einzige Schachtel dabei. „Der müsste wirklich perfekt sein, Miss Marohn."
Tally schwang den Zauberstab vorsichtig. Sofort durchfloss sie eine Wärme, die sie noch nie in ihrem Leben gespürt hatte. Aus ihrem Zauberstab sprangen Funken in verschiedensten Farben, die sich nicht entzündeten. Ein fantastisches kleines Feuerwerk. Sofort fühlte es sich an, als wäre dieser Zauberstab ihr neuer bester Freund.
"Ausgezeichnet! Ging doch ganz flott! Großartig - 13 Zoll, Drachenherzfaser mit dem Holz Lorbeer und leicht biegsam. Beeindruckend! 7 Galleonen, bitte.", sagte Ollivander und schien überglücklich.
Tally bezahlte ihren Zauberstab und packte die Schachtel dann in eine der vielen Tüten.

„Was ist mit Ihnen, Miss...?", der Zauberstabfanatiker sah zu Nadja.
„Pritchard, Sir. Ich habe bereits einen Stab geerbt. Danke trotzdem. Schönen Tag noch.", schnell verschwand sie aus dem Laden und ließ einen verdutzten Ollivander stehen. Ihre Freundin raste ihr nach und auf der Hauptstraße trafen die beiden wieder auf Serafin. Diese erkundigte sich bei Tally nach dem Stab und sie gab dann schließlich auch zu, dass der gute Ollivander mittlerweile in die Jahren gekommen war und vieles durchgemacht hatte.
„Aber was soll's. Ich wäre jetzt dafür, dass wir uns zum krönenden Abschluss noch ein Eis holen. Danach müssen wir eh wieder Nachhause. Habt ihr Lust?". Sie stimmten freudig zu und schlenkerten los.

Die drei schleckten ein Eis von Florean Fortescue und machten sich währenddessen auf den Weg zurück zum Ausgangspunkt. Von Weitem sahen sie, dass Tallys Eltern mit einem großen Käfig in den Armen warteten.
„Da seid ihr ja! Wir haben noch ein kleines Geburtstagsgeschenk für dich, Kleines.", Tallys Vater überreichte ihr den Käfig.
Dann fing das Geburtstagskind fast an zu weinen. Im Käfig saß ein kleiner süßer Waldkauz, der sanft uhute, als er sie ansah.
„Happy Birthday, Liebes.", grinste nun ihre Oma, die sich auch wieder der Gruppe angeschlossen hatte. „Der Kleine braucht schleunigst einen Namen, findest du nicht?"
Die junge Hexe überlegte kurz und beäugte ihren Kauz nochmal. „Ich nenne ihn Odin!", verkündete sie stolz und alle um sie herum applaudierten auf ihren elften Geburtstag.

Eins war definitiv klar: das war der schönste Geburtstag in Tallys ganzem Leben gewesen! Den würde sie sicherlich nie wieder vergessen.

Trapped in Time || Hogwarts FanfictionKde žijí příběhy. Začni objevovat