Sonntag, der 31. Dezember 1945

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Nadja war so wütend. Warum hatte sie das so lange mit sich machen lassen? Wie hatte sie das ausgehalten? Wieso hatte sie sich nicht früher wehren können? Sie war definitiv nicht schwach. Aber irgendwie war alles in ihr zu Eis gefroren, kaum hatten sie den Keller betreten.

In den darauffolgenden Tagen spielte die Siebzehnjährige eine Erkältung mit Heiserkeit vor. Es blieb ihr nichts anderes übrig, denn ihr Kehlkopf war nach dem Vorfall schwer mitgenommen gewesen. Dies war auch der Grund, warum sie nicht gleich in Riddles Zimmer gestürmt war und ihn zur Rede gestellt hatte.
Im Nachhinein war dies womöglich auch besser so, denn der Schulsprecher wusste höchstwahrscheinlich nicht, dass Abraxas' Vater ein perverses Schwein war.
Die Slytherin rannte nur noch mit einem Schal herum, wenn sie sich mal aus dem Zimmer bewegte. Ansonsten wurde sie von Rose versorgt, auch wenn diese nicht die ganze Wahrheit wusste. Nadja brachte es nicht über sich, darüber zu reden. Es war viel zu früh und die Wunden waren noch zu frisch.

Es war kurz vor Mitternacht, ehe die Blondine ihr mitteilte: "Ich bin drüben bei Abraxas. Du gibst Bescheid, wenn du etwas brauchst, ja?"
"Kann ich deine Eule haben?", flüsterte die Schwarzhaarige und Rosie bejahte es sofort. "Und pass auf dich auf, ja?"
"Immer.", lächelte Rosie und verschwand winkend aus dem Zimmer.
Wackelig auf den Beinen bewegte sich Nadja langsam zu Rosies Schleiereule. Sie band ein kleines Päckchen mit einer Botschaft an seinen Fuß und streichelte ihn sanft. "Du musst nur zwei Zimmer weiterfliegen, ja?", brummte die Schulsprecherin leise und die Eule biss sie sanft in den Finger, als Zeichen, dass sie es verstanden hatte.

Zwei Zimmer weiter saß Riddle über seinem Schreibtisch gekrümmt und studierte Bücher aus der Verbotenen Abteilung. Er hatte sich in den letzten Tagen gewundert, wo die Erbin Slytherins nur steckte, war ihr aber auch nicht hinterhergelaufen. Laut Rosalie war sie krank und brauchte Ruhe. Er hatte sie kaum zu Gesicht bekommen, aber er musste dringend mal nach ihr sehen.
Er schlug das gelesene Buch zu und kämmte sich eitel die Haare. Es sträubte sich alles in ihm, denn eigentlich war dies nicht die feine englische Art, um jemanden zu besuchen. Aber sein ganzer Körper vermisste die Zeitreisende. Auch seine Laune war von Tag zu Tag schlechter geworden, seitdem sie sich nicht getroffen hatten. Wenigstens gestand er sich selbst ein, dass er sie brauchte. Liebte er sie auch? Was war überhaupt Liebe?

Gerade als er sein Zimmer verlassen wollte, klopfte eine wunderschöne Schleiereule mit dem Schnabel gegen das Fenster. Riddle wandte sich um, ließ den Vogel hinein und nahm das kleine Paket entgegen.
Sofort fiel ihm die Nachricht in Form einer schnörkeligen Schrift auf der Oberseite des Kartons auf:
Happy Birthday, Tom Riddle.
Er drehte und wendete die viereckige Schachtel, schüttelte sie und überprüfte, ob es ein schlechter Scherz war. Riddle bekam ein Déjà-vu, hatte er nicht bereits in seinem ersten Schuljahr genau solch ein merkwürdiges Paket erhalten.
In seinem Kopf überrollten sich bereits die Gedanken, doch er kam zu dem Entschluss, dass er das Geschenk einfach öffnen sollte.
Darin befand sich etwas so Schönes, das Riddle noch nie gesehen hatte. Es war ein Ring, aber nicht gar so abgetragen wie der seines Onkels. Stattdessen blitzte der Ring in dunklem, edlen schwarz. Wenn man genauer hinsah, konnte man eine Schlange erkennen, die in strahlendem Grün ein S formte.
Neben dem Ring befand sich ein klein zusammengefalteter Zettel. Riddle schnappte sich diesen als Erstes und fand die bekannte Schrift erneut vor:
S wie Slytherin. Ein Erbstück meines Vater.

Riddle starrte lange zwischen der Notiz und dem Ring hin und her. Wer schenkte ihm so etwas? Die meisten Väter seiner Anhänger waren zwar aus Slytherin, aber auch nach sieben Jahren wussten die Todesser nicht, wann ihr Lord Geburtstag hatte.
Wäre er in seinem Schlafsaal in Hogwarts, könnte er die Schriften von damals wie heute miteinander vergleichen, denn natürlich hatte er alles aufgehoben. Immerhin hatte er sich dadurch verändert und ohne den Geschenken von damals wäre er nicht so, wie er heute ist.
Verwirrt zog er den Ring an, der neben Gaunts Vermächtnis ziemlich edel aussah. Riddle gefiel er.

Trapped in Time || Hogwarts FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt