Sonntag, der 13. Juni 1943

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Als Rosalie bleich wie Kreide an jenem späten Nachmittag zu Nadja in den Gemeinschaftsraum kam, wusste die mittlerweile Sechszehnjährige, dass es geschehen war. Und ihre Gedanken bestätigten sich sofort.
"Nadja! Da bist du ja! Ich war krank vor Sorge!", Rose umarmte ihre Freundin kurz. "Oh man, hast du es schon gehört? Es wurde jemand umgebracht! Eine Gruppe Zweitklässler fand gerade ihre Leiche im ersten Stock.", Rosie war mit den Nerven am Ende.
"Das ist ja schrecklich! Wer...?", Nadja wollte die Frage gar nicht zu Ende stellen.
"Myrtle Elizabeth Warren! Eine Ravenclaw, die etwas jünger ist als wir. Aber los, du musst alle einsammeln!", Rosie war immer noch völlig geschockt.
"Ach du heilige Riesenkrake. Fast hätte ich es vergessen.", schauspielerte die Schwarzhaarige, ehe sie aufstand und ihren Pflichten als Vertrauensschülerin nachging. Eigentlich war es ihr sowas von egal, wer gestorben war. Hauptsache es war nicht Tally.

Jeden Slytherin, den sie auf dem Weg in den ersten Stock traf, schickte sie in den Gemeinschaftsraum. Jeder Professor war froh, dass sich die Vertrauensschüler darum kümmerten. Alle schienen ziemlich durch den Wind zu sein.

Die Slytherin traf wenig später auf den anderen Vertrauensschüler ihres Hauses, der ausdruckslos zusah, wie man die eingehüllte Leiche wegtrug.
"Riddle", flüsterte sie und beobachtete ihn. Er winkte nur ab und sah dem Geschehen weiter zu. Die Slytherin stellte sich neben ihm. Er berührte kurz ihre Hand mit seinem Handrücken. Diese Kälte ließ ihren ganzen Körper kribbeln.
Die Schwarzhaarige entschied sich um. Sie wusste zwar nicht, wie sich Riddle gerade fühlte, aber wahrscheinlich haderte er genauso wie sie mit der Situation. Also drehte sie sich zu ihm und umarmte ihn wortlos.

"Pritchard?", fragte er nach wenigen Sekunden und schien verwirrt. Er erwiderte die Umarmung nicht.
Da fiel der Schwarzhaarigen etwas ein: "Tom, du musst zu Professor Dippet.", flüsterte sie.
Riddle schob sie vorsichtig weg und sah zur Slytherin herab. "Wegen was?"
"Irgendeinem Brief. Tom, warte noch kurz.", sie hielt seine Hand fest, als er schon gehen wollte. Wahrscheinlich hatte sie gerade siebentausend Grenzen überschritten und Riddle hasste sie von nun an.
Er sah sie aber nur fragend an. Sein ganzer Ausdruck zeigte keinerlei Emotionen.
"Pass auf, ja?", sagte sie leise. Er nickte nur und machte sich auf den Weg.

Nadja seufzte und da sie wusste, dass sie sowieso noch nicht schlafen konnte, wartete sie vor Dippets Büro.

"Keine Fragen.", sagte Riddle bestimmt, als er seine Mitschülerin nach dem Gespräch mit dem Schulleiter am Flur entdeckt hatte. "Gehen wir."
Die Slytherin nickte und sie ging neben Riddle in Richtung Kerker. Auf halben Weg trafen sie aber auf Professor Dumbledore.
"Was streunet ihr beide so spät herum?", wollte der Verwandlungsprofessor wissen und beäugte die zwei Schlangen kritisch.
"Der Schulleiter wollte mich sprechen, Sir.", antwortete Riddle höflich.
"Und ich habe die restlichen Schüler in ihre Gemeinschaftsräume geschickte.", meinte die Vertrauensschülerin.
"Gut, nun aber rasch ins Bett. Jetzt sollte man lieber nicht in den Gängen umherwandern. Nicht seit... Jetzt aber gute Nacht.", wünschte ihnen der Professor und ging weiter.

Gerade als die beiden Slytherins die Treppe hinab zu den Kerkern erreicht hatten, stoppte Riddle abrupt: "Ich muss noch etwas erledigen. Wir treffen uns zum Morgengrauen. Dort, wo uns keiner findet."

Und schon war er verschwunden. Nadja seufzte: "Ach, Riddle." Sie setzte sich wieder in Bewegung und eilte ins Bettchen. Es war auch so schon ein langer, anstrengender Tag gewesen.

Noch vor Sonnenaufgang war die Sechszehnjährige aus dem Schlafsaal geschlichen und unter die Tiefen der Schule gerutscht.
"Morgen.", brummte sie, als sie Riddle entdeckte, der vor Salazars Statue stand. Während sie noch halb träumte, war er hingegen schon hellwach.
Ohne Vorbereitung fing er einfach an, zu erzählen: "Dippet meinte, sie werden die Schule schließen, wenn die Angriffe nicht bald aufhören. Ich habe kein Interesse daran, jemals zurück zu-... Jedenfalls hat jemand dafür büßen müssen."
Die Schwarzhaarige zauberte sich eine heiße Schokolade, da sie sonst in der Kammer erfrieren würde. "Hagrid?"
Riddle nickte. Die beiden hatten Rubeus Hagrid schon des Öfteren beobachtet. Immer wieder hatten die Vertrauensschüler ihn erwischt, als er unerlaubt magische Tierwesen großziehen wollte. Bisher hatten sie ihn immer nur ermahnt. Jetzt musste Riddle ihn an Dippet ausgeliefert haben. So hatten sie ihre eigene Spur verwischt und dem Basilisken ging es weiterhin prächtig. Noch dazu würde Riddle ein Abzeichen für besondere Dienste der Schule erhalten und Dippet würde den Mord als einen Unfall in der Presse betiteln.

Trapped in Time || Hogwarts FanfictionМесто, где живут истории. Откройте их для себя