Winter, 1942

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Nach zwei Monaten veränderte sich etwas auf Hogwarts. Und Nadja Pritchard war die Einzige, die die angespannte Nervosität jedes Einzelnen spürte. Unausgesprochene Worte, die sich in den Köpfen ihrer Mitschüler sammelten. Die Angst, die langsam immer stärker wurde. Und die Ungewissheit, wie es weitergehen würde.
Das Verrückte war, dass zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nichts geschehen war.

Erst eine Woche später fing der Terror an.

Alle Vertrauensschüler und die beiden Schulsprecher wurden in den zweiten Stock berufen. Dort hatten sich einige Lehrer bereits um Jemanden versammelt, der auf dem Boden lag. Tally und Josh kamen dem Geschehen näher und Tally fiel fast in Ohnmacht.
Vor ihnen, in der Mitte der Zusammenkunft, lag eine Drittklässlerin wie erstarrt auf dem Boden. Ihre Augen und der Mund waren weit aufgerissen, als hätte sie kurz davor noch geschrien. Nicht mal ihre Lider bewegten sich noch.
"Ist sie- tot?", fragte Freddie Goldstein leise in die Runde.
Der Schulleiter, Professor Dippet, schüttelte den Kopf. "Ihr Herz schlägt noch. Es ist, als wäre sie erstarrt. Höchstwahrscheinlich wurde sie versteinert. Wir wissen aber nicht, wie."
"Das ist grausam.", flüsterte die Vertrauensschülerin der Slytherin, die zufällig neben Tally stand.

"Liebe Vertrauensschüler, bitte bringt nun alle Schüler in ihre Gemeinschaftsräume. Verbreitet keine Angst. Professor Slughorn hat bereits eine Idee, wie man das Mädchen mit einem Trank wieder zu Leben erweckt. Und bitte: seid nicht mehr alleine auf den Gängen unterwegs.", sagte Professor Dumbledore und schickte die Fünftklässler durch das Schloss, während mit den Schulsprechern das weitere Vorgehen noch besprochen wurde.

Nadja ging voran, Riddle bildete das Schlusslicht. Als sich die Nachricht verbreitet hatte, verfielen vor allem die Jüngeren in Panik und der ganze Gemeinschaftsraum war aufgebracht.
"Bitte, seid ruhig und hört mir zu: Es ist nicht bekannt, was der Drittklässlerin zugestoßen ist und-", die Vertrauensschülerin wurde unterbrochen:
"Wie heißt sie?"
"In welchem Haus war sie?"
"Ihr Name lautet Barbara Stanley und sie ist eine Hufflepuff. Professor Slughorn wird einen Trank brauen und sie wird bald wieder in ihre Klasse gehen. Die Professoren unternehmen alles, was in ihrer Macht steht. Es könnte letztendlich auch nur ein böser Streich gewesen sein und-", wieder wurde sie von den jüngeren Schülern unterbrochen.
"Begebt euch sofort in eure Schlafsäle. Ihr werdet alles erfahren, wenn die Zeit gekommen ist.", verkündete Riddle über ihre Köpfe hinweg und es wurde sofort still. Die Hexen und Zauberer schlurften gehorsam in ihre Betten.

Währenddessen setzte sich Nadja auf die Couch und wartete, bis die jngeren Slytherins verstaut waren. Erstaunlicherweise nahm Tom Riddle neben ihr Platz.
"Wären die Professoren nicht so dumm gewesen und hätten so getan, als wäre alles in Ordnung, dann wären die Kleinen auch nicht so ängstlich.", seufzte die Schwarzhaarige.
"Sie sind ratlos und überfordert. Es wird nicht jeden Tag jemand auf Hogwarts angegriffen.", antwortete Riddle ruhig.
"Ja, das stimmt natürlich. Mich würde nur interessieren, wie das passiert ist.", dachte die Slytherin laut nach.
"Sie wird nicht die Einzige bleiben.", Riddles Worte waren nur ein Flüstern in der Stille des Gemeinschaftsraumes.
"Riddle, was weißt du?", geschockt sah Nadja zu ihrem Mitschüler.
"Das musst du schon selbst herausfinden.", ein Hauch eines Lächeln deutete sich auf seinem Gesicht an. Waren dies immerhin die Worte, die einst die Schwarzhaarige ihm geraten hatte.

Der Vorfall wiederholte sich kurz vor Weihnachten noch einmal. Dieses Mal war es ein Sechstklässler aus Gryffindor namens Joseph Hopkins. Das beunruhigte vor allem die Löwen.
Alle seine Klassenkameraden und die der Parallelklassen standen um ihn herum und starrten auf ihn herunter.
Dumbledore schrie nach den Vertrauensschülern und Tally blitzte nach vorne, um die Schäfchen ihres Hauses einzusammeln.

"Miss Pritchard, wo ist Tom?", fragte Slughorn die einzige anwesende Vertrauensschülerin aus Slytherin.
Nadja zuckte unwissend mit den Schultern. "Ich glaube, er ist in der Bibliothek und macht Hausaufgaben.", das war schließlich typisch für ihn um diese Uhrzeit. "Ich kriege das auch ohne ihn hin."
Schließlich musste die Slytherin die jungen Hexen und Zauberer nicht zum ersten Mal alleine herumscheuchen. Zuvor waren es zwar meistens nur kleine Grüppchen, die sich verlaufen hatten, aber die paar Schüler mehr würden die Schwarzhaarige nicht gleich umbringen.
Das taten sie auch nicht und sie brachte alle ohne Verletzungen in den Gemeinschaftsraum im Kerker.

Anschließend ging die Slytherin in die Bibliothek, aber Riddle saß nicht an seinem üblichen Platz. Sie ließ sich genervt nieder. Wo steckte er momentan nur die ganze Zeit? Sie hatte keine Lust mehr, die ganze Arbeit des Vertrauensschülers alleine zu bewältigen.

Am nächsten Tag war Sonntag und Tally suchte ihre beste Freundin auf, um mit ihr über den Vorfall zu sprechen.
"Hey, wie geht es dir?" Die Gryffindor sah todmüde und beunruhigt aus.
"Keine Ahnung. Es ist alles seltsam. Wie geht es den Gryffindors?", fragte Nadja nach.
"Alle sind höchst beunruhigt. Fährst du an Weihnachten mit Nachhause?", Tally hatte nämlich schon alles geplant.
Langsam schüttelte die Schwarzhaarige den Kopf.
Daraufhin seufzte die Löwin. "Bitte versprich mir, auf dich aufzupassen. Ich weiß nicht, wer oder was unsere Mitschüler angreift, aber jeder könnte der Nächste sein."
"Ja, das ist schrecklich. Ich hoffe, es ist bald vorbei. Hogwarts ist nicht dasselbe wie zuvor. Es verändert uns alle. Spürst du das auch?", fragte die Slytherin.
"Irgendwie schon. Jeder ist angespannt, oder nicht?", Tally sah besorgt aus dem Fenster.
"Wahrscheinlich ist es Merrythought und sie will uns einen letzten Streich spielen.", die Fünfzehnjährige war immer noch sauer, dass ihre Verteidigungslehrerin ihren Partner mit Longbottom getauscht hatte.
"Nadja! Das kann nicht dein Ernst sein, oder? Sie ist eine Professorin.", rief ihre beste Freundin geschockt auf.
"Tally, es kann jeder und alles sein. Da kann man Professoren nicht ausschließen."

Während Tally über die Weihnachtsferien zu Emmi fuhr, blieb die Schwarzhaarige als eine der Wenigen zurück. Gleich zu Beginn der Lernpause fing sie an, sich Notizen über die Angriffe zu machen. Sie versuchte, ein Muster zu erkennen, aber die beiden Angriffe schienen nicht zusammen zu hängen.
Trotz der Tatsache, dass Riddle selbstverständlich auch auf Hogwarts geblieben war, ließ er sich kaum blicken. Die Schwarzhaarige hatte nicht mal die Chance, ihn mit den Aufgaben eines Vertrauensschülers zu konfrontieren.

Meist wartete die Slytherin stundenlang in der Bibliothek, doch Riddle erschien nicht. Gelangweilt räumte Nadja an diesem Abend die Bücher zurück in die Regale, ehe sie nach ihrem Zauberstab und ihrer Tasche griff, um zu gehen.

"Muss.... Schlammblüter... töten...", plötzlich war da diese unheimliche Stimme. Die Slytherin drehte sich zehnmal im Kreis, konnte aber Niemanden entdecken, der mit ihr reden wollte.
Angst, Erschrecken, Grauen.
Das waren die Emotionen, die die Fünfzehnjährige genau in diesem Moment fühlte.
Diese Stimme schwirrte klar und deutlich durch ihren Kopf. Schlammblüter töten? Das hieß nichts Gutes.
Nadja fing an, panisch zu atmen. Und zwar so laut, dass sie die Bibliothekarin schimpfte und die Slytherin mit ihren Sachen aus der Bibliothek rannte. Anscheinend hörten die anderen diese Stimme nicht.


Wieder hörte sie es am Flur. "Schlammblüter... Töööten...Hunger."
Sie lief schneller. Komischerweise genau in die Richtung, in der die Stimme lauter wurde. Was war das nur? Wer sprach da mit ihr? So viel Angst hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nicht gehabt wie in diesem Moment. Nicht mal, als der komische Kauz sie in der Hecke entdeckt hatte.

Nadja steckte ihren Zauberstab in den Umhang und fing an zu joggen. Doch die Stimme erklang nicht mehr. Eingeschüchtert wandte sie sich ab und machte sich auf direkten Weg in den Gemeinschaftsraum. Dort wurde sie bereits erwartet.
"Guten Abend, Pritchard.", Riddle saß auf einem der Ledersessel und drehte sich zu der Schwarzhaarigen.
"Hey Riddle.", sie war so ängstlich, dass sie ihn gerade gar nicht zur Schnecke machen konnte.
"Du siehst schlecht aus.", merkte er an und sie wusste, dass er sie musterte.
"Weihnachtsstress. Wie immer. Mir kommt es gerade recht, dass Slughorn aufgrund der Ereignisse keine Party feiert.", redete sie sich heraus.
Riddle nickte langsam. Anscheinend schwelgte er in Erinnerungen. "Warum bist du damals eigentlich ohnmächtig geworden?"
Nadja musste selbst erst nachdenken. Natürlich hatte es an dem Trank gelegen, aber zuvor hatte sie noch ein Bild von einem Mistelzweig vor ihren Augen. "Vielleicht bin ich allergisch auf Mistelzweige."
Riddle zog eine Augenbraue hoch. "Vielleicht verdrängst du etwas und du bist gegen mich allergisch."
Mit einem Schlag wurde ihr bewusst, worauf Riddle anspielte. "Vielleicht war es einfach ziemlich schlecht und ich bin deshalb umgekippt."
"Das denke ich nicht.", Riddle stand aus dem Sessel auf und näherte sich ihr. "Wir sind keine Feinde, schon vergessen?"
"Als Freund würde ich dich aber auch nicht bezeichnen.", entgegnete die Schwarzhaarige und Riddle verstummte.
"Sei wachsam, Pritchard."

Trapped in Time || Hogwarts FanfictionWhere stories live. Discover now