Tied up right now

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Ich lachte laut auf, was zu einem hässlichen erstickendem Gurgeln wurde, als Erics Gesichtszüge sich nicht entspannten sondern er weiter misstrauisch und ernst in meine Richtung sah. Da war es wieder, das Mitleid. Räuspernd versuchte ich meine Stimme wieder zu finden und etwas zu sagen, irgendwas nur um das lauter werdende Summen in meinen Ohren loszuwerden. Die Stille war erdrückend.

"Ich weiß als Vampir gestaltet es sich schwierig das Alter von Menschen zu erahnen, aber ich hoffe doch sehr, dass ich nicht das Erscheinungsbild einer 1000 Jährigen habe!", stieß ich letztendlich atemlos hervor und merkte wie sich mein Puls nach dem ersten Schock wieder erholte. "Oder ist vielleicht was in der Übersetzung verloren gegangen?"

Ich klopfte meine Taschen ab auf der Suche nach meinem Handy um den Google-Übersetzer anzuwerfen. Wann hatte ich das überhaupt das letzte Mal in der Hand gehabt? Hatte ich das mit bei Eric? Himmel, ich hatte das ja noch nicht einmal in meinem Verlies gehabt. Wo der Mistkerl mich über Tage eingesperrt hatte. Ich stemmte meinen Handrücken gegen meine Stirn. Was tat ich hier überhaupt? Mein Kopf tat weh.

Wieder sah ich Eric an, der sich nicht von der Stelle gerührt hatte, noch immer den gleichen Gesichtsausdruck trug und ruhig den Kopf schüttelte. Vorsichtig, ja fast sanft nahm er mich am Ellenbogen und schob mich zum Tresen, forderte mich auf mich zu setzen, was ich widerstandslos tat. Dann füllte er zwei Gläser -  eins mit Bourbon, eins mit Blut und fing an zu erzählen. 

Also saß ich da und hörte der Geschichte zu, vor der ich solange davon gerannt war. Die Geschichte von ihm und Annie. Ihm und meiner Großmutter, die sich ihm als Annie vorgestellt hatte und die ihr ihren Spitznamen verpasst hatte. Ich hing an seinen Lippen, jedem Wort, jeder Emotion die über sein Gesicht huschte, während Eric mit tiefer Stimme eine Geschichte sponn, auf die Shakespeare persönlich neidisch gewesen wäre. Nachdem die letzten Worte verklungen waren, ließ er die Stille auf uns wirken. Ich wischte mir über die Wange, eine verlorene Träne aus dem Gesicht. Noch immer klangen mir seine Worte nach: Auf Wiedersehen... Wir sehen uns in einem anderen Leben.

Eine Gänsehaut hatte sich über meinem ganzen Körper ausgebreitet, seine Erzählung mich so tief berührt. Ich spürte, dass sie wahr sein musste. Ich spürte die Gefühle, die sie in ihm, in ihnen beiden wahrscheinlich ausgelöst haben mussten und wurde zeitgleich von einer so heftigen Welle der Eifersucht überschwemmt, dass ich die Zähne zusammen biss. Mein Herzschlag nahm wieder zu. Ansteigende Panik kämpfte sich durch meine Blutbahnen und ließen sie kribbeln. Sookie. Ich würde Sookie anrufen. Sie hatte mehr Ahnung was bei diesem ganzen Wahnsinn möglich war und was nicht. Vampire konnten keine Kinder kriegen. Geschweige denn Urenkel.

"Ich glaube ich will doch lieber jetzt ein Taxi und ein Flugticket!", stellte ich mit fester Stimme klar und versuchte nicht in Panik zu verfallen. Ruhig und mit gemächlichen Schritten ging Eric auf mich zu. Mein Herz machte einen Satz in seine Richtung und ganz unkontrolliert lehnte ich mich näher zu ihm, als hätte ich über meine Handlungen die Kontrolle verloren. Eric, der den Wandel meiner Körpersprache natürlich bemerkte, zog seine  Augenbrauen zusammen und ging an mir vorbei um einen Laptop aus einer Schublade unter der Anrichte seines Tresens zur Küche in meinem Rücken zu ziehen. Wortlos reichte er mir das dünne Gerät nachdem ich begierig Griff ohne ihm in die Augen sehen zu können. Anstatt es loszulassen hielt er es fest und zwang mich damit, ihn anschauen zu müssen. Sein Blick war ernst und ganz zu meiner Sorge flehend.

"Ashley,"

Ich bekam eine Gänsehaut. Das war Nummer drei. Er hatte mich nicht mehr Ash genannt, seit Megs sich mit ihren Hexenkräften einen Weg durch meine Gehirnwindungen gewühlt hatte. Seit er sich so merkwürdig verhielt. Seit er glaubte mein Großvater zu sein. Gott. Großvater.

The Guilty Ones // 2Where stories live. Discover now