Isabel

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"Das hat er jetzt nicht gemacht."

Fassungslos stand ich vor verschlossener Tür. Im Bademantel, darunter kein Geld, keinen Ausweis und so wie ich hier herum stand auch allem Anschein nach keine Würde. Ich ließ meinen Kopf wiederholt gegen die Wand fallen, an der er mit einem befriedigendem Geräusch, klopfend gegenstieß.

Doof Ash.

Doof. Doof. Doof.

Eine Frau mit braunen Haaren und nett wirkenden, wenn auch traurigen braunen Augen unterbrach mich in meiner kleinen Selbstverstümmelung. Ich räusperte mich.

"Du bist Ashley, oder?"

Überrascht wand ich mich ihr zu und nickte. Sie kam mir bekannt vor...

"Isabel"

Sie streckte die Hand aus und reichte sie mir. Als sich unsere Hände berührten bemerkte ich, wie kalt sie war. Ein Vampir. Isabel, die scheinbar meine Alarmbereitschaft bemerkte, trat beinahe respektvoll einen Schritt zurück.

"Wir kennen uns von Godrics...", sie musste sich kurz räuspern, nachdem sie seinen Namen ausgesprochen hatte und setzte dann mit belegter nach."Party gestern Abend."

Das war erst gestern? Ich rieb mir die Stirn.

„Ja, genau..Isabel", wiederholte ich nun etwas freundlicher, ehe ich aufgrund meines Aufzugs und meines Verhalten ein wenig rote Ohren bekam. Ich hob die Hand„Hi."

Sie lächelte sanftmütig. „Du siehst aus, als könntest du Hilfe gebrauchen", stellte sie das offensichtliche fest. Ich seufzte. Auch wenn ich mich wiederholte: Hilfe von Fremden annehmen war wirklich noch nie meine Stärke gewesen. Andererseits waren aber auch, wie ich ja eben schon festgestellt, die Möglichkeiten sich selbst aus der Patsche zu helfen, wenn man lediglich in Bademantel und Unterwäsche gekleidet war, gering.

„So offensichtlich, huh?", war also meine Antwort und Isabel musste schmunzeln.

„Nur für das trainierte Auge!", sie zwinkerte mir zu während ich sie skeptisch ansah.

Ich mochte sie.
Erst Godric, dann Isabel...
Musste ich meine Sicht gegenüber Vampiren vielleicht doch nochmal überdenken?

Sie legte den Kopf schief. „Aber jetzt bin ich doch mal neugierig-„ fing sie an ehe sie auf mich deutet. „-was passiert ist."

„Eric„, erklärte ich mit zuckenden Schultern. Gab es da mehr zu sagen?

„An, dos mio", fluchte Isabel auf spanisch „culo grosero"
Mein Spanisch war mehr als mangelhaft, weswegen war ich mir nicht sicher ob ich sie zuvor richtig verstanden hatte, doch wenn mich nicht alles täuschte, hatte sie Eric gerade einen unhöflichen Esel genannt. Ich grinste. Japp, sie war mir eindeutig sympathisch.

"Erst schleppt er hier eine halbe Leiche mit ins Haus und weigert sich, deine Pflege jemand anderem zu übergeben und dann setzt er dich ein paar Stunden später in einem Bademantel vor die Tür." Sie musterte mich, ehe sie meinen Ellenbogen nahm und mich den Gang hinunterführen wollte, während sie weiter auf spanisch vor sich hin brabbelte und die Augen verdrehte. Leider hatte sie den falschen Arm erwischt und ich atmete scharf ein, als sich meine Schulter Dank der Bewegung, protestierend meldete.

Isabel hielt an.
„Nicht mal deine Schulter geheilt hat er?", fragte sie ungläubig. Sie sah aus als wollte sie sich direkt selbst um das Problem kümmern und in ihr Handgelenk beißen, als ich sie aufhielt.

The Guilty Ones // 2Où les histoires vivent. Découvrez maintenant