Choices

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Ich wachte irritiert auf. Um mich herum herrschte reines Chaos. Menschen rannten durch die Gegend, Rauch vernebelte die Luft und es stank bestialisch. Verbrannt. Bitter.Ich kämpfte mich zittrig auf meine Knie nur um mich im Anschluss kraftvoll zu übergeben. Gott, was roch nur so widerwärtig?

In der ferne war ein Alarm zu hören. Ich hielt mir den schmerzenden Kopf.
Himmel, was war denn nur passiert?

"Ash?"

Oh, jemand rief meinen Namen. Ich drehte meinen Kopf, versuchte zu erkennen, wer mich rief, was los war. Alles drehte sich.

"Verdammt Ash!"Jemand zog mich an meinem Ellbogen mit verletztem Schultergelenk hoch, hörte jedoch auf mein Stöhnen hin direkt auf und kniete sich neben mich.

"Scheiße, entschuldige bitte."Jasons Kopf erschien an meiner gesunden Schulter, sein Gesicht und seine Kleidung verdreckt und verrußt. Er legte einen Arm um meine Hüfte und zog mich hoch. Ich stöhnte erneut. "Oh verdammt Ash, bist du verletzt?"

Jason musterte mich genauer und holte mir allem Anschein nach einzelne Glasscherben aus dem Haar. Verstört sah ich ihn an. "Was zur Hölle ist passiert?"

Meine Stimme war mal wieder quietschig, aber wenigsten schien es in diesem Zusammenhang mal einigermaßen angemessen. In der Ferne schrie jemand. Ich zuckte zusammen, erschrocken über den Schmerz, der in der Stimme mitschwang.

"Ich... Luke...", er sah sich verzweifelt um. Nachdem er einigermaßen sicher war, dass ich eigenständig auf meinen Beinen stehen bleiben würde trat er einen Schritt zurück und stützte seine Hände auf seine Knie um tief durchzuatmen.

"Jason?"

Er schaute mich mit großen Augen an und sah auf einmal aus wie ein kleines verängstigtes Kind. Dann sprudelte es nur so aus ihm heraus."Ich hatte keine Ahnung was er tun würde, ehrlich nicht. Oh Gott, Luke. Ich versteh nicht... ich meine er war doch... warum?" Er schaute an sich hinunter als würde er in seiner Kleidung eine Antwort finden. Beinahe katatonisch fischte er etwas aus seinem Shirt... gott, war das ein Stück Fleisch?

"Warum sprengt man sich in die Luft?"

Mein Atem stockte.

"Es hat sich jemand in die Luft gesprengt?"

Jason nickte mechanisch. "Luke" Seine Lippen waren unnatürlich blass. Der sonst so sonnengebräunte, clevere charmante Jason sah aus wie in Häufchen elend, den es gleich aus den Latschen kippen würde. Vorsichtig legte ich ihm eine Hand auf die Schulter, versuchte ihn dazu zu bringen, mich anzusehen.

"Du kanntest den Attentäter?"

Jason nickte wieder. Jetzt war er nicht nur blass, sondern auch noch grünlich. Außerdem sah er aus als würde er jeden Moment weinen.

"Oh Jason!" Ich trat einen Schritt auf ihn zu, wollte ihn stützen, doch er sah mich an wie ein verschrecktes Reh, also hielt ich inne und ließ seine Schulter wieder los. Dann drehte er sich von mir weg und übergab sich ähnlich geräuschvoll ins Beet wie ich es zuvor getan hatte. Die Rosen waren auf jeden Fall gedüngt.

Stöhnend wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund und schaute entschuldigend zu mir hoch. "Ugh. Sorry." Dann atemete er noch einmal tief ein. "So, geht wieder." 

Er schaute an mir vorbei Richtung Hauseingang und legte mir dann wieder einen Arm um die Hüfte. Fragend sah er mich.

"Kannst du laufen oder soll ich dich stützen?"

Mein Stolz sagte mir ich solle ihn abschütteln und selber laufen, doch sicherheitshalber tat ich erst ein paar Schritte. Laufen war offensichtlich möglich, doch ich fühlte mich ganz schön durch die Mangel genommen. Anstatt aufzuzählen an welchen Stellen ich überall Verletzungen vermutete würde es wohl schneller gehen mich auf die heilen Körperstellen zu konzentrieren. Es schien nichts gebrochen zu sein. 

Joa. Das wars, dann aber auch. Der Rest war eindeutig hinüber.
Mein ganzer Körper war übersäht mit größeren und kleinen Schnittstellen, auf meine ausgekugelte Schulter war ich rauf gefallen und mein Schädel dröhnte als hätte ich drei Flaschen Tequila alleine leergetrunken und dann meinen Kopf als Rammbock benutzt. Und als würde das noch nicht reichen, trat ich zwei Schritten später in eine auf dem Boden liegende Glasscherbe.

"Ah, fuck."

Jason zu meiner Seite folgte meinem Blick auf meine nackten Füße, fackelte nicht lange und hob mich kurzerhand hoch. Dabei war er erstaunlich sanft und fürsorglich, darauf bemüht weitere Erschütterungen abzufedern. Ich betrachtete ihn genauer. 

The Guilty Ones // 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt