Ride Along

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Die Landschaft sauste nur so an mir vorbei, während ich mich noch immer fragte wie es kam, dass ich entgegen jeglicher Vernunft,  auf dem Beifahrersitz der Corvette saß. Neben mir der verhasste, aber unverschämt gutaussehende Eric Northman, der meine Autobatterie zerstört hatte um mich zum Mitfahren zu zwingen.

Die Stille im Auto war ohrenbetäubend, einzig das leise Brummen des Motors war zu hören, während wir viel zu schnell über die Landstraße auf dem Weg nach Bon Temps sausten.

Ich hatte ein schweißtreibendes Kreuzverhör erwartet, doch dafür, dass Eric mich zwingendermaßen nach Hause fahren wollte, war er erstaunlich still. Man hätte meinen können, die Stille wäre eine willkommene Abwechslung, doch in Wirklichkeit kam mir die ganze Situation nur noch bedrohlicher vor. Immer wieder warf ich unauffällig einen Blick zu meinem Beifahrer, wobei er mich jedesmal erwischte. Das darauf folgende selbstgerecht Grinsen trieb mich, gemeinsam mit seinem Schweigen, langsam aber sicher in den Wahnsinn!

Ich konnte ihn einfach nicht lesen, was mich verrückt werden ließ. Als jemand der von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gezogen war, hatte ich mir die Fähigkeit angeeignet Menschen und Situationen schnell und effizient erfassen zu können. Diese Fähigkeit war mein sechster Sinn geworden, sodass ich mich wie betäubt fühlte wenn mir eine Statue wie Eric gegenüber saß.

Ich schnaubte und rutschte dann unruhig in meinem Sitz hin und her als ich Erics Blick erneut über mich gleiten spürte. 
Noch immer das süffisante Massenmördergrinsen im Gesicht. Meine Nackenhaare stellten sich auf und um uns legte sich wieder die schwere Stille in der selbst ich mein viel zu schnell und zu laut schlagendes Herz hören konnte.
Ich hatte Polizeiverhöre durchlebt, bei denen eine angenehmere Stimmung gewesen war. Unruhig trommelten meine Finger auf meinen verschränkten Armen.

Weitere fünf Minuten verstrichen, in denen ich anfing nervös auf meiner Lippe zu kauen (ein nervöser Tick von mir, den es noch galt mir abzugewöhnen). Als ich Eric mich erneut Mustern spürte gab ich schließlich auf. Ruckartig drehte ich ihm den Kopf zu und funkelte ihn an.

„Ooookay, Sie wollten mich unbedingt nach Hause fahren..."

Ich riss die Hände frustriert hoch und ließ sie dann wieder auf meine nackten Oberschenkel, die von meinem Kleid nicht bedeckt waren, fallen.

„Und hier bin ich! Was soll das Schweigen?"

Erics Grinsen wurde breiter. Er schien genau drei Gesichtsausdrücke zu besitzen. Gelangweilt, amüsiert und vielleicht noch hungrig. Wobei er mit allen Gesichtsausdrücken gut aussah.

Reiß dich zusammen.

„20 Minuten!"

„Huh?"

„20 Minuten haben Sie gebraucht um ihr Schweigen zu brechen!"

„Sie haben die Zeit gestoppt?"

„Ich wollte wissen, welche Art von Mensch Sie sind Ashley!"

„Ash!", korrigierte ich automatisch, was ihn zum Nicken brachte ehe er meinen Namen brummte, dass ich eine Gänsehaut bekam „Ash."

Dass er so vertraut meinen Vornamen benutzt (und kannte) machte mich nervös. Unruhig rutschte ich erneut meinem Ledersitz hin und her. Ich wusste nicht, was ich von dieser ganzen Situation halten sollte. Sicher, ich hatte Eric näher kommen wollen. Um ihn zu Töten.

Nur deshalb?
Nur deshalb!

Ich schüttelte den Kopf. Mich von ihm nach Hause fahren zu lassen fühlte sich für meinen Geschmack zu sehr nach einem Date oder einem Freundschaftsdienst an. Es war... verwirrend. Erneut biss ich auf meine Lippe.

The Guilty Ones // 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt