Unknown Territory

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"Von wegen sanft du Arschloch!", fluchte ich, ehe ich mich erneut geräuschvoll ins Beet übergab.

Ich zweifelte langsam an den Grenzen meines Körpers. In meinem ganzen Leben war ich bisher vielleicht 8 Mal ohnmächtig geworden und hatte mich (außer bei einer Magen- und Darm Grippe) vielleicht 6 Mal übergeben müssen. Doch die letzten paar Tage in Erics Gegenwart hatten mein Schnitt mächtig ruiniert.

Eric hatte nicht vor, mich länger zu verhätscheln und lief bereits auf eine unscheinbar wirkende Tür eines mehrstöckigen Vorstadthauses zu.

"Was ...", wollten wir hier wollte ich weiter fragen, hielt jedoch inne, als er die Tür öffnete und geradewegs ins Haus spazierte als würde es ihm gehören.

Moment. 
Gehörte ihm das Haus vielleicht tatsächlich?

Neugierig tapste ich hinterher und blieb ehrfürchtig im Türrahmen stehen.
Eric drehte sich irritiert um. "Willst du da draußen wurzeln schlagen?"

"Ich... Ich kann nicht reinkommen.", stieß ich vollkommen verdattert aus und Eric runzelte die Stirn.

"Nein, falsch herum Ash. Ich kann nicht in dein Haus hinein treten ohne eine Einladung. Ich bin der Vampir. Du brauchst keine Einladung.", erklärte er mir, als wäre ich ein wenig minderbemittelt. Fairerweise musste man sagen, dass ich mich so auch fühlte.

Natürlich war ich physisch in der Lage das Haus zu betreten. Was mich zurück hielt war nicht ein magischer Bann, es war eher mein Gewissen. Es kam mir schlicht weg so unglaublich falsch vor, Erics Haus zu betreten. So... intim. Insbesondere wenn man bedachte, dass ich Erics Tod noch immer nicht komplett von meiner to-do Liste gestrichen hatte. Es war nur aufgeschoben, genau.

"Eric, wer ist da?", fragte eine pipsige Mädchenstimme. Ich musste die Augen so weit aufgerissen haben, dass es ein Wunder gewesen war, dass sie meine Kopfhöhle nicht verlassen hatten.

"Eric, wer ist da?!", zischte ich meinerseits vollkommen schockiert zurück.

"Wie ich sehe befindet ihr euch ja bereits auf einer Wellenlänge!", seufzte Eric und machte einen Schritt zur Seite, um ein Mädchen, welches sich hinter seinem Rücken versteckt zu haben schien, zu offenbaren.

Passend zu meinen aufgerissenen Augen fiel mir an dieser Stelle auch noch der Mund hinunter.

"Du... Du...", Ferngesteuert trat ich ins Haus und kniete mich hin auf Augenhöhe des Mädchens.
"Du hast ein Kind!"

Mein Gehirn leistete überstunden. Nicht alle meine Gedanken waren also unbedingt sinnvoll oder in der richtigen Reihenfolge. Auch waren nicht unbedingt alle gleich bedeutend. Aber dennoch attackierten sie und rieselten nieder wie Eisregen.

Eric hatte ein Kind, hatte er auch eine Frau?

 Konnten Vampire Kinder bekommen? 

Wo war die Mutter dieses Kindes? 

War das Kind selbst ein Vampir? 

Oder war es vielleicht komplett ein Mensch? 

Konnten Vampire überhaupt Kinder adoptieren? 

War das, falls nicht, nicht eine Form des Diskriminierung? 

Oder sollte man vielleicht besser Gesetzte erlassen um Kinder vor Vampiren zu schützen? 

Himmel, hatte er das Kind vielleicht als Nahrungsquelle?

"Hi!", murmelte das kleine Mädchen und trat einen Schritt auf mich zu.
Ich reichte ihr vorsichtig die Hand und scannte dabei ihre gesamte Erscheinung. Auf den ersten Blick schien es dem Mädchen gut zu gehen, aber ich schwor bei allem was mir heilig war, würde ich auch nur einen Hinweis darauf finden, dass Eric ihr was getan hatte, dann würde ich nicht länger zögern und den Psychopathen vor meiner Nase mit seinem nächstbesten dekadenten Möbelstück (-die ironischerweise alle aus massiven Echtholz zu sein schien) erdolchen. Niedlicher Hintern hin oder her.

The Guilty Ones // 2Where stories live. Discover now