XVI. Ein überraschender Ausflug

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Den Rest des gestrigen Tages hatte ich mit Training und Meditation verbracht, um den Kopf frei zu kriegen.
Glücklicherweise gab es den Nebeneffekt, dass ich ohne Misstrauen zu erwecken alleine sein konnte.
Trotzdem hatte ich keine Lösung für meine Probleme gefunden.
Ich saß fertig angezogen und gesättigt auf meinem Bett und starrte die Tür an.
Natürlich wollte ich nicht da raus.
Die bösen, abwertenden Blicke derer, die mich einst bewunderten und nun als Verräter bezeichneten, konnte ich mir schenken.
Ich wartete auf ein Piepen meines Komlinks mit der Anweisung irgendeine öde Aufgabe zu bekommen, die sonst niemand machen wollte.
Nichts geschah.
Auf ein Gespräch mit meiner Frau brauchte ich nicht zu warten — wir hatte erst gestern Abend gesprochen und sie erzählte mir, dass Senator Organa morgen zum Frühstück kommen würde...

Plötzlich schreckte ich hoch! Jemand hatte an meine Tür geklopft.
Neugierig lauschte ich mit der Erwartung zahlreiche, abwertende Sprüche zu hören; doch nichts dergleichen passierte.
Also stand ich auf und öffnete.
"Guten Morgen Skyguy! Ich hatte schon Sorge, dass Ihr noch schlaft!"
Vor mir stand eine hoch motivierte Ahsoka.
Ich kratzte mich am Hinterkopf.
"Schlafen ist bei mir so eine Sache... weißt du ja..."
Verlegen lächelte ich sie an.
"Also, was gibt's?"
"Kein Schön, dass es dir wieder gut geht! Ich habe mir solche Sorgen gemacht?", fragte sie vorwurfsvoll.
"Nun, wenn man dich ansieht beantwortet sich das ziemlich schnell von selbst..."
Ich spürte wie ich verlegen rot anlief und das war mir extrem unangenehm.
"Es freut mich, dass du wieder auf den Beinen bist! Was ist denn jetzt?"
Sie verdrehte die Augen.
"Immer noch so neugierig, was?"
Wie kann ein jüngeres Wesen einen selbst in solche Verlegenheit bringen?
"Wie auch immer, ich komme von Obi-Wan. Eigentlich wollte ich mich verabschieden und michwieder aus dem Staub machen, aber er hat mich überzeugt zusammen mit ihm und Euch nach Naboo zu kommen."
Ich riss die Augen auf.
"Naboo?!"
"Ja, Naboo."
Sie grinste noch breiter, was wohl bedeutete, dass ich äußerst doof aus der Wäsche guckte.
"Kommt Ihr jetzt mit? Meister Kenobi wartet bereits im Hangar auf uns."
Ich nickte ihr zu, schnappte noch schnell meinen Rucksack, der immer für einen kurzfristigen Aufbruch bereit stand, und ging gemeinsam mit Snips zum Hangar.
Auf dem Weg fiel mir etwas Wichtiges ein und ich musste sie einfach fragen.
"Snips?"
"Ja, Skyguy?" Sie hatte ihren lässigen Ton noch immer drauf.
"Letzte Nacht... hattest du da zufällig eine Vision?"
Sie blieb stehen, drehte sich mir zu und verschränkte die Arme vor dem orangefarbenen Körper.
"Anakin, jeder hatte die. Auch ich."
Dann ging sie seelenruhig weiter.
Ich war peinlich berührt und verwirrt zugleich.
Klar hatten Ahsoka und ich Spitznamen für einander, dennoch hatte sie mich noch nie mit dem Vornamen angesprochen.
"Weißt du, was das bedeutet, was du gesehen hast?"
"Nein, noch nicht ganz."
"Noch nicht?"
"So wie Ihr Euch anhört werde ich es wohl bald erfahren... immerhin wurdet Ihr dafür aus dem Jedi-Rat geworfen, also habt Ihr ordentlich was ausgefressen!"
Zufrieden schmunzelte sie.
Zum Glück waren wir inzwischen beim Schiff angekommen, wo Obi Wan schon auf uns wartete.
"Ihr habt euch aber Zeit gelassen.", stöhnte er.
"Kommt schnell rein, wir müssen möglichst früh auf Naboo ankommen, sonst verpassen wir den Termin noch..."
Wir stiegen ein.
"Anakin, du fliegst, dann geht es am schnellsten."
Mein alter Meister klang nervös und seltsam eintönig, was mich beunruhigte. In der ganzen Galaxie konnte ihn fast nichts und niemand aus der Ruhe bringen.
Abgesehen von meinen Flugkünsten natürlich...
Angespannt setzte er sich nach hinten und ließ Ahsoka den Copiloten sein.
Er saß mit genügend Abstand zu uns, dass er bei einem Gespräch nicht mithören konnte.
Ich statete die Maschinen und brachte uns möglichst schnell in den Hyperraum.
"Also...?", sagte Ahsoka direkt nach dem Sprung mit einem fordernden Blick zu mir.
"Komm schon, Skyguy. So schlimm kann es nicht sein!"
"Ist es aber.", mischte sich Obi-Wan ein. Er war anscheinend unbemerkt von hinten zu uns gekommen.
"Anakin muss es dir nicht erzählen, du wirst es gleich sehen!"
Sehen?! Wir besuchen also meine Familie?
"Sehen?"
Die junge Totuga schien den selben Gedanken zu haben, jedoch fehlten ihr die Hintergrundinformationen.
Mein Glück, noch.
Ich wandte mich ihr zu.
"Erinnerst du dich noch, als du den Tempel verlassen hast? Was ich zu dir gesagt habe?"
"Dass ich nicht gehen soll?"
"Nein, danach."
"Dass Ihr besser verstehen könnt, als ich es mir vorstellen kann, warum ich den Tempel verlasse...?"
"Ja, genau das."
Ich blieb ruhig während mein Meister jetzt völlig am Rad drehte.
"Sie weiß es?!"
"Meister, beruhigt Euch! Sie weiß nicht mehr als sie gerade gesagt hat."
Ich blieb locker.
Jetzt starrten mich beide verwirrt an.
"Snips?"
"Ja?"
"Liste doch mal die dir bekannten Personen aus der Vision auf."
"Nun da wären natürlich Ihr, Meister Kenobi, Senatorin Amidala, zwei Kinder und noch ein paar weitere Jedi..."
"Genau."
Ich lächelte zufrieden.
"Und was bringt mir diese Information jetzt?"
"Ich wollte nur wissen, ob du dich an alle erinnerst und — um das mal zu bemerken — hast du dich selbst vergessen."
"Oh, okay."
Ahnungslos blickte sie zu Kenobi, der ihr mit dem selben Blick begegnete.

Nur wenig später sprangen wir aus dem Hyperraum und ich begann den Landeanflug zum geheimen Haus im Seenland.
Als wir aussteigen staunte Ahsoka nicht schlecht und erinnerte mich daran zurück, als ich zum ersten Mal in meinem Leben diese Landschaft sah.
Vor der Haustür blieben wir stehen und ich klopfte an.
"Kommt rein, ich bin gleich da!", hörte ich Padmé aus Richtung Schlafzimmer rufen.
Wir traten ein und in mir kehrte sofort das angenehme Gefühl zu Hause zu sein zurück.
In der verstrichenen Woche hatte sich nichts geändert: immer noch lagen die bunten Decken auf dem Sofa und immer noch stand die Tür zum Esszimmer sperrangelweit offen.
"Gemütlich!", nickte Obi-Wan mir erfreut zu.
"Der Verdienst meiner Frau, nicht meiner.", entgegnete ich.
"Frau?!", platzte es aus Snips hervor.
Doch bevor ich antworten konnte kam Padmé mit den Zwillingen in den Armen zu uns.
"Na ihr" Ich küsste alle drei. Erst Luke, dann Leia und am Ende am intensivsten und längsten meine Frau.
"Wie geht's euch?"
"Den kleinen gut, aber ich könnte etwas mehr Schlaf vertragen. Du siehst besser aus."
Erschöpft lächelte sie mich an.
Ich begann sie zu mustern, tatsächlich hatte sie Augenringe, ihre Haare waren leicht zerzaust — dem Anschein nach hatten sie wohl als Spielzeug gedient — und ihr Bauch war weiter abgeschwollen.
"Das glaube ich dir aufs Wort."
Ich küsste sie erneut bis Obi-Wan sich hinter mir räusperte.
Ich drehte mich um und blickte in das recht zufriedene Gesicht meines Freundes und in das blanke Entsetzen, dass in dem Gesicht der jungen Totuga stand.
"Ihr...Ihr... habt... Fa...Familie! Aber, aber... die Senatorin!", stammelte sie mit weit aufgerissenen Augen...

Der Sieg des Lichts (STAR WARS FF)Where stories live. Discover now