XIII. Nacht

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Anakins Point of View

Mitten in der Nacht wurde ich im Schlaf von einem seltsamen Geräusch verunsichert und öffnete meine Augen.
Padmé lag ruhig schlafend neben mir — natürlich, schließlich war sie nicht als Jedi auf einen leichten Schlaf trainiert worden.
Vor zwei Tagen hatte sie bei der Königin vorgesprochen, welche sie nicht aus ihrem Amt entbunden, sondern das Gesetz ihretwegen geändert und sie an Naboo gebunden hatte. Es war besser als das Beste, was wir uns hätten vorstellen können.
Trotzdem machte es mich traurig, da ich nun nur noch fünf Tage zusammen mit meiner jungen Familie verbringen konnte und sie anschließend verlassen musste, weil der Jedi-Rat es so forderte.

Neugierig blickte ich auf die Uhr 3:56. Schon wollte ich mich stöhnend zurück in mein Kissen fallen lassen, als sich neben mir etwas regte. Leise stand ich auf und schlich zu der Wiege, die nicht weit entfernt von unserem Bett stand und aus der die Geräusche zu kommen schienen. Neugierig warf ich einen vorsichtigen Blick hinein, damit ich die Zwillinge — sollten sie wach sein — nicht erschreckte und somit den Alarm auslöste.
Tatsächlich war nur Luke wach, der gelegentlich um sich trat und somit die seltsamen Geräusche verursachte.
Behutsam nahm ich ihn auf meinen Arm und verließ das Schlafzimmer.
Von dem weichen Sofa des Wohnzimmers griff ich mir eine kleine Decke, in die ich meinen Sohn dick einwickelte, ehe ich auf die Terrasse schlich.
Dort angekommen blickten wir gemeinsam in den Sternenhimmel.
"Für jeden Stern, den du dort siehst, gibt es mindestens einen bewohnten Planeten. Milliarden von Lebewesen auf jedem davon. Sie alle leben in einem zerbrechlichen Gleichgewicht und Frieden miteinander — auch, wenn sie einander gar nicht kennen, hängen ihre Schicksale trotzdem zusammen. Eines Tages wirst du einer derjenigen sein, der dieses Gleichgewicht und diesen Frieden wahren. Du wirst es sein, der verhindern wird, dass sie sich begegnen und gegeneinander kämpfen. Ein Jedi, ein Hüter des Friedens. Irgendwann wirst du sie spüren können... jeden einzelnen."
Dann blickte ich auf Luke zurück. Er war während meinem Gerede eingeschlafen und gleichzeitig fiel mir ein, dass er die Sterne überhaupt noch gar nicht sehen konnte — aufgrund seines noch begrenzten Sichtfelds.
Schnell brachte ich ihn zurück in sein Bett, legte die Decke beiseite und ging zurück auf die Terrasse.
Irgendwann irgendwo und irgendwie würde er es sicher verstehen, was ich ihm sagte und er würde daran wachsen, irgendwann...
Plötzlich riss mich ein Piepen aus den Gedanken! Erschrocken drehte ich mich um und sah R2, der mir signalisierte, dass ich ihm folgen solle. Er führte mich geradewegs in die Werkstatt, wo mein blinkender Komlink lag.
"Danke, Kumpel."
Freudig piepste er zurück, dann verließ er den Raum.
Gespannt betrachtete ich den Komlink.
Wer könnte jetzt, um diese Uhrzeit, etwas von mir wollen?
Vor allem was und warum? Alle wussten von meinem Urlaub...
Ich spielte die Nachricht ab, sie war von Obi-Wan.
"Hallo Anakin, ich hoffe ich störe nicht. Ich kontaktierte dich, weil wir auf etwas oder besser gesagt auf wen gestoßen sind.
Meister Mundi war auf Mission in den unteren Ebenen von Coruscant unterwegs und hat dabei eine schwer verletzte Person gefunden, die wir beide gut kennen und lange nicht mehr gesehen haben. Bitte melde dich einfach, sobald du das hörst. Kenobi over."
Mein Herz schlug höher vor Anspannung.
Wer konnte das nur sein?
Ich hatte weder Freunde noch Bekannte oder sonst irgendwen, der sich in den unteren Ebenen von Coruscant aufhielt.
Ahnungslos setzte ich mich im Schneidersitz auf den Boden und begann zu meditieren.
Für jeden anderen mochte die Zukunft eine Ungewisse Materie sein, doch für mich war sie ein Gebilde, welches aus vorhersehbaren Teilen bestand.
Ich tauchte tiefer in die Macht ein, die mich durch die Meditation führte.
Seltsamerweise zeigte sie mir die Vergangenheit oder genauer meinen alten Padawan Ahsoka. Ich sah vergangene Kämpfe, die wir gemeinsam bestritten hatten, Lehrstunden, in denen ich ihr die Nutzung und Wege der Macht zeigte, und ich sah, wie sie den Tempel verlassen hatte.
Traurig gestimmt beendete ich die Meditation; mehr bekam ich jetzt eh nicht zu sehen.
Doch was war mit Ahsoka?
Sie musste die alte Bekannte sein, von der Obi-Wan berichtet hatte.
Inzwischen lag unsere letzte Begegnung mehrere Monate zurück.
Alles konnte möglich sein, aber wie wahrscheinlich war es, dass ich sie je wiedersehen würde?
Oder, dass sie die ganzen Jahre auf Coruscant geblieben war und in die unteren Ebenen abgetaucht war?
Schon oft hatte ich mir Gedanken über sie gemacht... und Sorgen, versteht sich.
Wir waren mehr als nur Padawan und Meister, wir waren Freunde, fast wie Geschwister.
Liebend gerne würde ich ihr jetzt meine Familie zeigen und ihr zu verstehen geben, dass der Orden zwar wegen der Macht der richtige Ort für mich war, jedoch der Kodex für mich ein anderer sein müsste.
Ich würde ihr so viel erzählen.
Alles, was ich nie zu ihr gesagt hatte, was unbedeutend schien und trotzdem ausgesprochen werden musste.
Dann wurde mir klar, wie sehr ich sie vermisste.
Ich stand auf und griff mir den Komlink, wenn mein alter Meister erwachte, dann könnte er mir schließlich direkt antworten. Also hinterließ ich ihm eine Nachricht.

"Guten Morgen Meister, hoffentlich habe ich Euch nicht geweckt. Soeben ist Eure Nachricht bei mir eingetroffen. Da ich bekanntlich recht neugierig und ungeduldig bin, sowie die Tatsache, dass Ihr den Namen unseres alten Bekannten nicht preisgeben habt, möchte ich Euch um diesen bitten. Es eilt nicht, aber —naja — Ihr kennt mich. Ich erwarte eure Antwort morgen früh.
Möge die Macht mit Euch sein. Skywalker over."

Immer noch voller Neugier, die mich fast in den Wahnsinn trieb, beschloss ich dennoch ins Bett zu gehen, um so viel Schlaf wie irgend möglich zu bekommen.
Kaum hatte ich mich neben meine Frau gelegt und die Augen geschlossen mit dem guten Gewissen niemanden geweckt zu haben, ging das Geschrei los.
Plötzlich fühlte ich mich nicht mehr wach und voller Energie, sondern ausgelaugt. Stöhnend stand ich wieder auf und trottete zeitgleich mit Padmé zur Wiege. Unsere Nacht war vorbei — um 4:37 Uhr...

Der Sieg des Lichts (STAR WARS FF)Where stories live. Discover now