VI. Frühstück

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"Wow, Meister! Habt ihr nicht ein bisschen übertrieben?"
Der ganze Tisch quoll fast wortwörtlich über.
"Nun ja, eigentlich hatte ich normal gedeckt, aber der Droide meinte es wäre zu wenig und hat nochmal mindestens das Doppelte dazugestellt.", ich sah 3PO an.
"Ich bin mir keiner Schuld bewusst! Aus diversen Statistiken ist zu folgern, dass Schwangere deutlich mehr essen und Männer, die verletzt sind, ebenso."
Amüsiert lächelte ich ihn an.
"Kannst du R2 holen, er wartet im Speeder."
"Sehr wohl, Master Anakin.", antwortete er und stöckelte gehorsam davon.
Wir setzten uns und aßen. Es herrschte eine peinliche Stille und nicht einmal meine Frau, für die einander anschweigen sonst keine Lösung war, hatte keinen Einwand. Wir beide waren einfach zu nervös, um etwas zu sagen.
"Nun ihr Beiden seid mir noch eine Geschichte schuldig.", meinte Obi-Wan endlich zu uns. Trotzdem spürte ich, wie ich errötete — Padmé blieb natürlich ganz ausdruckslos.
"Ich w-weiß nicht, w-was wollt Ihr den wissen?", stammelte ich, wie ein kleiner Junge, der gerade versuchte sich Ausreden für seine Fehler zu überlegen.
"Alles. Am Besten erzählt ihr vom Anfang an.", erwiderte er und strich sich durch den Bart.
"Den Anfang, Obi-Wan, kennt Ihr bereits. Wir lernten uns auf jener Rettungsaktion kennen, bei der wir uns auch begegneten. Danach sahen wir uns zehn Jahre nicht wieder.", Padmé hatte wieder ihre Stärke zurückerlangt und in ihrer Stimme kam die sachliche Politikerin durch.
Ich musste schmunzeln — besser hätte man nicht antworten können.
"Ja, das weiß ich in der Tat bereits und auch beim Wiedersehen war ich mit dabei. Aber wann fing das mit euch an?"
"Meister, ihr müsst versprechen-"
"Das habe ich gestern Abend schon erledigt.", unterbrach er mich mit seinem strengen, aber nicht unhöflichen Ton.
Padmé nickte mir lächelnd zu.
Schön, dass ich das auch mal erfahre.
"Ihr kennt mich doch, Meister. Abgeneigt war ich ihr nie, aber wir beide wussten — sie mehr als ich — wie groß die Konsequenzen einer solchen Beziehung wären."
"Deswegen beschlossen wir es auf der Vergangenheit beruhen zu lassen, was auch einige Zeit so anhielt."
"Wann war das ungefähr?"
Ohje, dieses Gespräch wurde immer peinlicher und die Hochzeit würde noch erst kommen.
"Meine erste Mission, der Personenschutz der Senatorin im Exil auf Naboo. Wir-", ich sah meiner Frau tief in die Augen-, "-liebten uns, aber beschlossen diese Liebe nicht zu zulassen."
Sie ergriff meine Hand und hielt sie unter dem Tisch fest, sodass Obi-Wan nichts bemerkte.
"Wie anständig.", nickte er uns zu.
"Bis wann hat diese Abmachung gehalten?"
"Erinnert Ihr Euch an die Gladiatorenarena auf Geonosis? Ich dachte, ich würde sterben und im Angesicht des Todes gestand ich Anakin meine Liebe."
Sie drückte meine Hand fest, aber nicht so, dass es weh tat.
In dem Moment platzten R2 und 3PO in den Raum. Anscheinend stritten sie sich mal wieder über irgendeine Belanglosigkeit.
"Ihr kommt gerade rechtzeitig wieder!", Padmé stand auf und ging zu ihnen.
"Zeig Meister Kenobi bitte die Aufnahme von unserer Hochzeit."
Bei dem Wort Hochzeit entglitten meinem Meister sämtliche Gesichtszüge.
"Ihr... ihr... ihr seid verheiratet?!"
Beschämt blickte ich zu Boden, Padmé grinste ihn an.
"Was dachtet Ihr denn, Obi-Wan? Ich und ein uneheliches Kind?"
Nun musste auch ich lachen und die Situation verlor schlagartig sämtliche Peinlichkeit und Schamhaftigkeit.
"Äh... ich...", stammelte mein Meister.
Ich stand auf, ging zu meiner Ehefrau und umarmte sie.
"Wir haben auf Naboo geheiratet — es war immer mein Wunsch gewesen. Die beiden hier,", sie zeigte auf die Droiden, "waren — von dem Geistlichen natürlich abgesehen — die ganze Hochzeitsgesellschaft..."
"Und die Trauzeugen natürlich.", ergänzte ich.
"Ihr beide seid verrückter, als ich dachte.", fasste sich Obi-Wan wieder und lächelte.
"Dann zeigt mal her!"
Auf's Wort begann R2 die Zeremonie abzuspielen und ein unglaubliches romantisches Gefühl überkam mich. Ich küsste Padmé auf die Wange.
Sie nahm meine Hände und legte sie auf ihren Bauch, sodass ich die Bewegungen des Babys spüren konnte. Obi-Wan achtete kaum auf uns, so stark war er in die Aufzeichnung vertieft.

Als das Hologramm beendet war blickte er zu uns auf.
"Das war eine wirklich schöne Hochzeit." Sanft lächelte er uns an.
"Du bist einer der Menschen, die dort gefehlt haben, aber das war damals und an dem Ort nicht möglich." Traurig senkte ich meinen Blick zu Boden.
"Ich nehme an, dass ihr euch danach bei jeder Gelegenheit getroffen habt?"
"Wie sollten wir uns sonst begegnen? So viel Personenschutz benötige ich nun auch nicht. Er kam nach fast jeder Mission zu mir und jede Nacht, die wir auf dem gleichen Planeten waren, verbrachten wir zusammen."
Es war wieder Still, allerdings herrschte nun eine angenehme, vertraute Stille, die Geborgenheit und Liebe ausstrahlte.
"Blieeb... blieeb... blieeb..."
Begann der Comlink meiner Frau zu piepen. Überrascht tippte sie darauf und laß eine Nachricht, dann blickte sie zu uns auf.
"Es tut mir leid, aber ich muss euch verlassen. Der Senat hat zu einer Zusammenkunft aufgerufen, um über einen Nachfolger für Palpatine zu diskutieren. Entschuldigt mich."
Verständnisvoll sah ich ihr tief in die braunen Augen.
"Na los, küss sie schon oder bin ich dir peinlich?", murmelte mein Freund aus dem Hintergrund, ehe ich mich meiner Frau hingab.
Ich küsste sie lange und gefühlvoll. Sie erwiderte den Kuss auf die selbe Weise. Dann löste sie sich von mir, verabschiedete sich von Obi-Wan und verließen mit 3PO zusammen das Appartement.
Grinsend sah ich ihr nach.
"Da wird man glatt eifersüchtig.", kommentierte mein Meister freundlich zu mir.
"Es wäre nichts für Euch. Ihr würdet viel zu viele Regeln brechen."
Er grinste mich an, während er sich durch den Bart strich.
"Vermutlich", antwortete er amüsiert.
"Was habt Ihr jetzt vor, Meister?"
"Schweigen... schweigen und euch helfen, wenn ihr Hilfe braucht. Oder habt ihr einen Plan, wie ihr eure Berufe behalten könnt?"
"Um ehrlich zu sein nicht... die einzigen Zukunftspläne lauten zusammenbleiben und Padmé will das Kind auf Naboo großziehen. Habt Ihr Ideen dazu?"
Eine nachdenkliche Sorgenfalte zeichnete sich auf seiner Stirn ab.
"Nun, Padmé könnte in den Innendienst wechseln, bis das Kind alt genug ist und du kannst dich auf den Außenposten bewerben."
"Aber der Posten der Naboo ist fast immer überbelegt und für die nächsten Jahr ausgebucht."
"Aber du hast einst den Planeten gerettet oder du bewirbst dich auf den Posten bei den Gungans — der ist aus unerklärlichen Gründen eigentlich immer frei."
Ich schlug mir die Hand vor die Stirn.
"Ohje, dass ist dann wohl der Preis..."

Der Sieg des Lichts (STAR WARS FF)Where stories live. Discover now