X. Generationen

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Padmé lag nun stöhnend auf einer der zwei Liegen in der Miniaturausführung einer Krankenstation. Ich hatte ihr geholfen das durchnässte Kleid abzulegen und ein weißes Hemd, welches die Länge eines Nachtgewandes hatte und bis zu ihren Knien reichte, anzuziehen.
Mit dem stetigen Versuch möglichst viel Ruhe auszustrahlen, um meine Frau nicht unnötig nervös zu machen oder anzustrengen, saß ich auf einem Stuhl neben ihr. Es war mein größter Alptraum sie so leiden zu sehen und gleichzeitig zu wissen, dass ich ihr nicht helfen konnte, sondern eher für ihre Schmerzen verantwortlich war.

Ich zog meinen Schutzhandschuh aus und legte ihn beiseite. Mit meiner linken Hand hielt ich ihre Rechte — wobei sie mir eher die Finger zerquetschte, als dass ich ihr vorsichtig die Hand hielt — mit meiner rechten Hand strich ich behutsam über ihr Gesicht und versuchte sie zu beruhigen.
Diese Hand erinnerte mich stets an mein Versagen und alte Fehler, aber auch an wichtige gelernte Lektionen, die ich nie vergessen würde.
In diesem Moment, als die Rezeptoren die Berührungen an mein Nervensystem übertrugen, ich aber ihre schweißnasse Haut nicht fühlen konnte, wurde es mir bewusst:
Egal, was ich auch tun und sagen würde, was andere von mir dachten und wie verwerflich mein Verhalten auch sein mochte — ich würde mich nie von den Jedi abwenden können!
Die Macht war meine Berufung und der Frieden, der mir gerade in diesem Augenblick so allgegenwärtig war, musste bewahrt werden!
Traurig blickte ich auf meine Frau herab. Ihr Gesicht war von Schmerzen verzerrt und sie schrie bei jeder Wehe.
Was würde ich für ein Vater sein, der im Moment der Geburt seines ersten Kindes beschließt weiterhin eine Lüge zu leben?
Plötzlich riss Padmé mich aus den Gedanken.
"Ani, wo bleibt der Arzt?!", sprach sie mich unterdrückend hysterisch an.
"Sobald er eintrifft wird 3PO ihn herbringen... es kann nicht mehr lange dau-"
Ein Aufschrei ihrerseits brach meinen Satz vorzeitig ab.
"Erzähl mir etwas! Lenke mich ab!", forderte sie anscheinend Verzweifelt.
"Nun da der Name klar ist gibt es nicht viel zu erzählen; ich hoffe natürlich auf einen Ju-"
Ein weiterer Schrei unterbrach mich.
"-gen."
Zum Glück kam C-3PO endlich mit dem Mediziner angelaufen.
"Guten Tag der Herr, Senatorin." Er nickte uns beiden zu, dann wandte er sich an Padmé. Er stellte ihr Fragen während er sie untersuchte und schenkte uns mit seiner Gelassenheit Zuversicht.
Nach ungefähr drei Minuten blickte er lächelnd auf.
"Nummer eins erblickt bald das Licht der Welt!"
"Eins?!", stöhnte Padmé zwischen ihren nun durchgängigen Schreien.
"Hat Ihnen noch niemand gesagt, dass sie Zwillinge erwarten?"
Kopfschüttelnd musste ich laut los lachen.
"Wir dachten bisher es sei nur ein Baby!", gab ich freudig zurück.
"Dann herzlichen Glückwunsch: es sind zwei!"
In dem Moment quetschte meine Frau meine Finger noch stärker zusammen als zuvor. Nie hätte ich gedacht, dass sie eine solche Kraft und Ausdauer hätte.

So zogen die Stunden den Tag iin die Länge, bis er in den Nächsten Morgen überging. Ich fühlte mich schon gegen die Mittagszeit ausgelaugt und mochte mir nicht vorstellen, was meine Frau fühlen musste. Dabei waren es bei mir nicht die physischen Schmerzen, die mir zu schaffen machten, sondern meine Psyche. Durch Padmés andauernde Schreie, welche mir durchgänig meine schlimmsten Albträume vor das innere Auge riefen, war ich dermaßen geschafft, dass ich nicht zu  aufzustehen oder zu essen vermochte. Meine Beine waren weich wie Butter, ich schwitzte und meine Hände zitterten seit einigen Stunden erbärmlich. Der Mediziner hatte uns zum Warten und Leiden verdammt, doch das dabei auch die Zeit nahezu stehenbleiben musste, hatte er nicht gesagt.

Ein weiterer Schrei meiner Frau ließ den Raum erzittern. Dieses Mal war er länger und noch schmerzvoller, sofern das überhaupt im Rahmen des Möglich lag.                                                          "Es kommt." Der Arzt eilte ihr zur Hilfe.
Kurz darauf war ein Schreien zu hören und er legte mir einen kleinen Jungen in die Arme. Es war der glücklichste Moment meines Lebens.
"Willkommen auf der Welt, Luke.", flüsterte ich ihm zu und drückte ihn behutsam an mich, während Padmé erneut aufschrie.
Als dazu auch noch Luke lautstark einsetzte schrillte es in meinem Kopf.
Ich begann zu zittern, atmete schneller und mir wurde schwindlig.
Ohne nachdenken zu können stürtzte ich aus dem Raum raus auf die Terrasse. Der Ausblick war wunderschön, aber ich nahm ihn gar nicht richtig war. In und um mir drehte sich alles. Ich ließ mich auf eine Steinbank sacken, die an der Wand nicht weit von der Tür stand. Mit geschlossenen Augen saß ich dort und konnte mich beruhigen. Jedoch ging die Ruhe nicht von mir aus, sonder kam von dem kleinen Knäuel, was sich in meinen Armen sanft hin und her bewegte. Ich öffnete die Augen und blickte meinen Sohn in die Augen.
Er war so wundervoll.
Ich spürte sein Herz, seine Liebe und sein Wesen in der Macht.
Glücklich lächelte ich ihn an.
"Na kleiner Mann..."
Er griff nach meinen Finger ehe er wieder lauthals Kreischte und mich in die Realität zurückzog.
Plötzlich realisierte ich meine Situation und Dummheit! Sofort lief ich zurück zu Padmé, die inzwischen nach mir schrie.
Als ich sie sah schossen mir die Tränen in die Augen und ich wünschte mich zurück auf die Terrasse.
"Ich kann nicht mehr, Ani.", keuchte sie
Verwirrt griff ich nach ihrer Hand.
"Doch du kannst! Gemeinsam schaffen wir das!" Ich schaute den Mediziner verzweifelt an. "Können Sie nicht irgendetwas für sie tun?" Doch er schüttelte traurig den Kopf.                           "Ani, irgendetwas ist falsch. Ich spüre keine Wehen mehr!", schrie Padmé mir voller Verzweiflung zu. Ihre Augen waren voller Tränen, die eilig den Weg über ihre Wangen hinunter in das schweißnasse Kissen fanden. Die Angst versetzte mir einen Stich ins mitten Herz. "Ich kann etwas versuchen, aber es wird dir wehtun, sehr wehtun — egal ob es mir glückt oder nicht."        "Tun Sie's-", sprach der Midiziner mir zu,"-das ist der einzige Weg das zweite Baby viellcht noch retten zu können." Verstehend nickte ich ihm zu. "Ich vertraue dir. Du schaffst das.", motivierte mich meine Ehefrau.

Ich schloss die Augen und sammelte meine gesammte Konzentration. Mit der Macht ertastete ich das Baby in ihr und drückte es möglichst behutsam heraus. Plötzlich war alles still. Der Mediziner hatte sich mit etwas im Arm von uns abgewendet. War der zweite Zwilling tot? Hatte er es nicht geschafft?
Wenige Sekunden später hörten wir die ersten Schreie.
"Glückwunsch, ein Mädchen!"
Der Arzt legte sie ihrer erschöpften Mutter in den Arm.
Padmé strahlte uns an.
"Hallo Leia."
Sie küsste ihr die Wange.
Kurz danach bat mich der Arzt den Raum zu verlassen, damit sich meine Familie versorgen und die Gesundheit aller sicherstellen könnte. Schweren Herzens befolgte ich seine Bitte und verließ das Zimmer.
Im Flur sah ich mich erstaunt um, obwohl ich schon einige Stunden hier war und der Ort mir schon jetzt ungeahnt viel bedeutete, hatte ich erst zwei Zimmer gesehen.

Zunächst ging ich ins gegenüber liegende Schlafzimmer, welches mit einem großen Doppelbett, einer breiten Wiege und einen nennenswerten Kleiderschrank ausgestattet war.
Das Bad nebenan war nicht nennenswert ausgeschmückt, jedoch im Vergleich zu den Waschräumen im Tempel reiner Luxus — insbesondere wenn man die riesige Wanne betrachtete, die in den Boden eingelassen war und das Ganze unheimlich aufwertete.
Ich verließ das Bad und ging an der Terrassentür vorbei — dort war ich schließlich schon gewesen.
Die Küche war äußerst klein, sodass maximal drei Personen gleichzeitig darin Platz hatten. Sie war in einem altmodischen Stil, dennoch in ausgezeichnetem Zustand. Vorsichtig ließ ich meine Finger über die Theke gleiten und stellte erstaunt fest, dass diese spiegelglatt war.
Das Esszimmer nebenan sah der Küche bis auf die Ausstattung sehr ähnlich. In der Mitte des Raumes stand ein massiver Holztisch mit prachtvollen Holzstühlen. Das bemerkenswerteste an dem Raum war jedoch der Kronleuchter, der über dem ovalen Tisch hing und das herein strahlende Licht in tausend Farben streute.
Ich ging um den Tisch herum und bemerkte einen Vorhang in der rechten, hinteren Ecke des Raumes. Vorsichtig schob ich ihn beiseite und sah eine Treppe vor mir, die wohl in den Keller führte. Ich musste genau hinter der Küche stehen, was erklärte warum diese keine Fenster hatte.
Neugierig stieg ich die Stufen in die Dunkelheit hinab.
Plötzlich hörte ich Geräusche! Es waren Schritte, die unten auf und ab zu gehen schienen. Fast hätte ich vor Schreck einen Satz zurück gemacht.
Dennoch stieg ich hinab...

Der Sieg des Lichts (STAR WARS FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt