Sie sind gruselig

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Ella

In einer anderen Zeit, in einer anderen Welt...

»Nun denn«, setzt der Detektiv räuspernd an und ich richte mich etwas auf. »Einen Datenabgleich, die Identität ihres Verlobten betreffend, wird nicht nötig sein. Ich besitze alle Informationen über ihn.« Ich schnaube recht undamenhaft – natürlich tut er das.

»Und wie werden wir jetzt weiter vorgehen?«, frage ich etwas patzig. Herr Fuchs fährt sich mit einer Hand über die kantige Wange, während er mit der anderen etwas zu notieren beginnt. Dann fixiert er mich mit nach wie vor gesenktem Blick und sendet abermals Schauer der ganz besonders unangenehmen Sorte mein Rückgrat hinunter. »Sie sind mir unheimlich«, entfährt es mir. Sogleich halte ich mir die Hand vor den Mund, die Wangen glühend vor Verlegenheit.

Fuchs jedoch, sieht tatsächlich... überrascht aus. Und seine folgenden Worte bestätigen ebendiesen Verdacht: »Sie finden mich unheimlich?« Er starrt mich entgeistert an. Ich räuspere mich. »Nun... ja. Sie sind gruselig«, bestätige ich schlicht.

Er blinzelt, als könnte er nicht glauben, was er da soeben gehört hatte. »Na, fein«, brummt er und widmet sich wieder seinen Notizen. Es wundert mich sehr stark, dass ich ihn mit meiner Aussage überrascht habe – das tut es wirklich. Dieser Mann scheint sich seiner Wirkung nicht im mindesten bewusst zu sein.

»Was starren Sie so?«, schnarrt er, ohne den Blick von dem Buch zu heben. Ich räuspere mich ertappt.

»Ich starre nicht!«

»Klar tun Sie das.«

Er schaut auf und seine kohlschwarzen Augen bohren sich in meine. Ich schlucke. Plötzlich schleicht sich ein amüsiertes Funkeln in seine Augen und er hebt eine fein geschwungene Braue. »Gefällt Ihnen, was Sie sehen?«

Empört richte ich mich auf. »Also, ich muss doch sehr bitten!«

Fuchs verschränkt die Arme und lehnt sich grinsend in seinem gepolsterten Stuhl zurück. Das muss das erste Mal sein, dass ich diesen Mann lächeln sehe. Es verändert sein Gesicht und seine Ausstrahlung komplett. »Worum müssen Sie bitten? Dass ich Sie mir ebenfalls mal etwas genauer ansehe? Dass ich meine Hand...«, er beugt sich mit einem Mal ernst zu mir vor, bis uns nur noch wenige Zentimeter trennen, »... um ihre Kehle schließe? Ist es das, was Sie wollen?« Seine Stimme ist mittlerweile so leise, dass sie nunmehr einem Wispern gleicht.

Ich überspiele meine Verlegenheit und verdrehe die Augen. »Pff, in Ihren Träumen vielleicht.« Meine Stimme klingt erstaunlich fest. Ich nippe an meinem Cognac und weiche seinem Blick aus. Er lässt sich wieder zurück auf seinen Stuhl fallen und widmet sich seinem Buch.

Ich weiß nicht genau, ob es an dem schweren Getränk oder an etwas anderem liegt, aber mir ist plötzlich sehr heiß. Wohl doch vor Verlegenheit, wie ich mir eingestehen muss.

»Vielleicht«, ist alles, was er dazu sagt und erst einige Sekunden später geht mir auf, was er da gerade gesagt hat.

Er träumt von mir. Vielleicht.

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