So nett und charmant

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Ella

»Wir sollten mit Finn reden.«

»Wie? Sag mir, wie!«, ruft Fox, während er sich durch die Haare fährt.

Es sind jetzt zwei Tage vergangen seit Annamarie ihre Bombe hat platzen lassen...
Manchmal ertappe ich mich selber dabei, wie ich es einfach nicht glauben kann, dass Fox und Finn keine genetischen Halbbrüder mehr sind, sondern richtige... und dementsprechend genetisch gesehen wiederum vollständige Brüder sein müssen, oder? Sie haben den gleichen Vater und ihre Mütter sind eineiige Zwillinge... mein Kopf explodiert gleich.

Das ist alles so... unfassbar.

Man könnte fast meinen, dass das hier ein schlechter Film ist. Oder irgend so eine billige Seifenoper, die immer Vormittags läuft.

Fox hat das alles so gut verarbeitet wie man sowas eben verarbeiten kann. Zu seinem Vater hat er fast nie Kontakt, der hat bis jetzt wohl immer mit Abwesenheit geglänzt. Er hat also keine Ahnung von dem, was hier so abgeht. Ich frage mich kurz, ob er überhaupt von Finns Existenz weiß - ich tippe auf ›ja‹.
Aber das ist jetzt nebensächlich.

Nachdenklich betrachte ich Fox.
Er kommt schon irgendwie damit zurecht und ich tue mein bestes um es ihm leichter zu machen, aber er dreht – verständlicherweise – trotzdem hin und wieder mal am Rad.
So wie jetzt gerade, nachdem ich das Thema ›Was machen wir mit Finn?‹ angeschnitten habe.

Ich trete zu ihm und lege die Hand auf sein Schulterblatt. »Wir müssen ihm erzählen, was Annamarie gesagt hat. Dann kann er selber entscheiden, was er mit der Information macht. Ob er mit ihr redet. Wann er mit ihr redet. Finn ist stark, Fox. Ihr beide seid stark, aber... wenn ihr das gemeinsam durchsteht, seid ihr noch stärker.«

Kraftlos setzt er sich hin und stützt sein Gesicht in eine Hand. Dann sieht er matt lächelnd hoch. »Wieso musst du immer so weise sein?« Ich knickse grinsend vor ihm und deute eine schwungvolle Verbeugung an.
»Stets zu Euren Diensten.«

Nach einem kurzen Kuss auf seine Wange ziehe ich ihn am Arm hoch. »Und jetzt komm, beschäftigen wir uns mit etwas anderem.«
Als Fox mich süffisant grinsend von der Seite betrachtet, wird mir heiß und meine Wangen stehen in Flammen.

»Schau nicht so dreckig! Ich dachte da eher an einen Spaziergang, oder so.«

Da wirft er den Kopf zurück und lacht.
Erleichtert über seinen Stimmungsschwung stimme ich in das Lachen ein. »Was sind wir denn, Rentner?«

Ich stemme die Hände in die Seiten. »Ach, was! Dann schlag doch was besseres vor!«
Er zuckt bloß die Schultern. »So, so. Große Töne spucken und dann nichts dahinter. Wie wär's denn mit dem Jahrmarkt? Es gibt einen fünfzehn Minuten von hier entfernt.«
Er sieht mich vielsagend an.

»Ich dachte, mit Jahrmärkten sind wir definitiv durch.« Stimmt, damals haben wir ja auf dem ›Jahrmarkt der Träume‹ Hinweise über Jack und diese Tusse gesammelt... ich sage schon ›damals‹, dabei ist es eigentlich nicht mal ein halbes Jahr her.

Grinsend remple ich ihn an. »Wie wär's? Wir könnten doch Willy einen Besuch abstatten? Der Typ würde dich sofort vom Fleck weg adoptieren«, scherze ich. Willy ist der Mann vom Schießstand, der uns damals ein wenig mit Jack hat helfen können. Fox grinst.
»Das wär's! Aber der Jahrmarkt ist etwas weiter weg als nur fünfzehn Minuten.«
Ich zucke die Schultern. »Na gut, dann gehen wir da nächstes Mal hin.«

»Und was schwebt dir jetzt vor?« Ich lege den Kopf schief. »Treffen wir uns doch mit Elias und Artemis.«

Da murmelt er irgendwas undeutliches und schüttelt den Kopf. »Was ist denn?«
Er lächelt leicht. »Vor ein paar Monaten hätte ich nicht im Traum dran gedacht, dass Elias und ich Freundinnen haben und die ganze Zeit diesen Doppeldate-Spießer-Zirkus durchziehen werden.«

Ich grinse. »Vor ein paar Monaten haben wir uns noch nicht mal leiden können.«

Verteidigend hebt er die Hände. »Ich habe dich sehr wohl leiden können!«

Ich verdrehe die Augen. »Ja, klar, deswegen warst du auch immer so nett und charmant zu mir, nicht wahr?«

»Genau.«

Ich verpasse ihm einen Klaps auf den Hinterkopf und murmle: »Blödmann.«

Ich höre es leise tuten

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Ich höre es leise tuten.

Zweifelnd blickt Fox mich von der Parkbank ein Stück entfernt an. Aufmunternd nicke ich ihm zu.

Matt erwidert er mein Lächeln und dreht sich seinen Nacken massierend um. »Finn? Ja, Fox hier... willst du demnächst bei uns vorbeikommen?«

Mir wird jedes Mal warm ums Herz, wenn Fox Leute zu ›uns‹ einlädt, obwohl es ja eigentlich sein Haus ist und wir auch nicht zusammen wohnen.

»Montag? Ja, das passt... um fünf? Okay, bis dann.«

Er legt auf und lässt kurz den Kopf hängen, dann kommt er zurück. Seine dunklen Augen sind leicht umschattet.

»Hast du Angst?«, frage ich zaghaft.
Fox nickt.

»Ja... verdammt große Angst.«

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