Ella Donner

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Fox

»Kommt die jetzt mal? Ich habe nicht den ganzen verdammten Tag Zeit!«

Genervt trommele ich mit den Fingern auf die Armlehne meines Plastikstuhls. Mann, hat dieses Revier einen unterirdisch hässlichen Wartebereich.

»Robin, ihr Kollege, hat uns gerade darüber informiert, dass sie gefeuert wurde und ist sich sicher, dass sie direkt von der Arbeit herkommt«, sagt mir einer meiner Kollegen durchs Handy. Das weiß ich alles schon längst, deshalb bin ich ja hier.

Ich verdrehe die Augen und lege auf.

Ich sitze in der Polizeistation bei den Kollegen im anderen Bezirk und warte auf Ella Donner, die Freundin von dem Drogendealer-Typen, der uns durch die Lappen gegangen ist.

Mein Job ist es zu schauen, dass alles glatt läuft wenn sie hier aufkreuzt, das heißt: Sie darf keine Vermisstenanzeige aufgeben und muss von meinem Kollegen hier gewissermaßen durch Abschreckung weggetrieben
werden – und damit in meine Arme, damit sie uns auf Jacks Fährte bringen kann.

Im übertragenen Sinne, klar, die Gute ist nicht mein Typ. Und außerdem habe ich keine Zeit für eine Frau.

Neben mir sitzt eine verlotterte Alte, die so laut schnarcht, dass die Wände beben und daneben ein Mann, der das Gesicht in den Händen vergraben hat. Tolle Gesellschaft.

Ich lehne mich zurück und mein Plastikstuhl knackst gefährlich. Wow, was für ein Drecksloch.

Stimmengewirr von der Seite lässt mich aufschauen und eine Gruppe Teenager kommt raus – die sehen nach kleinen Möchtegernkriminellen aus. Ich schaue ihnen mäßig interessiert hinterher... und plötzlich sehe ich sie.

Gerade verziehen sich ihre Lippen zu einem höflichen Lächeln, aber ihre himmelblauen Augen sehen stumpf aus, anders als auf ihrem Passbild, wo sie geradezu leuchten.

Einer der Teens spuckt ihr einen Kaugummi vor die Füße und sie blinzelt entgeistert.
Tja, das hat sie davon, selber Schuld.

Als sie reinkommt, gleitet ihr Blick durch den Raum, verweilt kurz auf den Anti-Drogenpostern an der Wand... dann irgendwann auf mir. Ich sehe Angst in ihrem Blick aufkeimen und sie schaut hastig weg. Wahrscheinlich glaubt sie, dass ich ein Krimineller bin. Soll sie doch.

Ich verschränke die Arme und betrachte sie.
Elias hätte seine rege Freude an ihr. Ein toller Körper gepaart mit engelsgleicher Unschuld... hat etwas Reizvolles. Nicht für mich, sondern einfach generell.

Jetzt steht sie an der Scheibe und starrt vor sich hin, die schlanken Finger trommeln einen nervösen Rhythmus auf die Glasscheibe, die sie und den Polizisten dahinter trennen.
Sie scheint sich dessen gar nicht bewusst zu sein – bis er sie betont höflich darauf hinweist.
Sie zuckt von der Scheibe zurück und murmelt irgendwas.

Ich will, dass sie nochmal zu mir sieht.
Irgendwas an ihrem Blick... ich will die Scheu in ihren Augen sehen und auch die Härte...
Ich schüttle den Kopf.

Was ist bloß los mit mir? Ich habe eine Aufgabe. Und die werde ich auch erledigen, von A bis Z perfekt, genau wie es sich gehört... wie ich es immer tue.

Jetzt öffnet sich die Tür neben ihr und sie geht durch – perfekt, sie sollte direkt ohne Wartezeit drankommen. Bis jetzt läuft also alles nach Plan.

Ich warte ein wenig rastlos bis sie wieder kommt... das dauert mir viel zu lange...

Doch plötzlich öffnet sich die Tür wieder und sie rauscht heraus, das Gesicht aschfahl und die Augen leicht geweitet. Läuft wie am Schnürchen.

Dieser Robin, ihr Kollege, muss sie dann nur noch auf die Party dieser reichen Göre locken, dann kann mein eigentlicher Job beginnen...

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