Unverblümtheit

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Ella

Für mich sieht es heute aus, als würden alle Blumen die Köpfe hängen lassen – genau so wie ich. Aber natürlich ist das Blödsinn. In Irenes Blumenladen sieht es aus, wie das blühende Leben höchstpersönlich... mit Ausnahme von mir.

Als ich mich in Fox verliebt habe wusste ich, dass es intensiv wird. Im Guten wie im Schlechten.

Tja, das habe ich also davon. Die Funkstille zwischen uns beiden zerfrisst mich förmlich! Ich hoffe, er leidet mindestens so sehr wie ich... der blöde Sturschädel! Ich weiß gar nicht, was eigentlich sein Scheißproblem ist! Er verhält sich absolut kindisch und unreif.

Markus soll mich ja angegraben haben... ich glaube zwar nicht, dass das stimmt, aber wer weiß? Fox hat einen guten Instinkt.

Aber selbst wenn es stimmt... wieso ist er dann sauer auf mich?! Es ist ja wirklich nicht so, dass ich mich dem Typen an den Hals geworfen habe! Also echt...

»Entschuldigen Sie? Ich glaube, Sie zerquetschen da gerade meine Rosen.«

Ich schrecke hoch. Dann fällt mir auf, wie meine Hand sich um die üppige Blüte einer Kelchrose krallt, die ich gerade zusammen mit zwei weiteren in der Mitte eines Straußes platziere.

Perfekt. Jetzt mache ich vor Wut auf Fox auch noch die Blumen meiner Kunden kaputt. »Verzeihung! Ich hole Ihnen selbstverständlich eine neue.«

Innerlich seufzend mache ich mich auf den Weg nach hinten ins Lager. Ich bin so in Gedanken versunken, dass ich Markus gar nicht bemerke und voll in ihn krache. »Oh, Gott, entschuldige! Ich bin grad nicht ganz bei mir.« Er legt seine Hand auf meine Schulter, welche ich argwöhnisch beäuge.

»Ich muss mich entschuldigen. Ich war gerade auch in Gedanken versunken und habe nicht aufgepasst.«

Ich schiele auf seine Hand, die immer noch auf meiner linken Schulter liegt. Er scheint meinen Blick bemerkt zu haben, denn er nimmt sie hastig weg.

Abschätzend sehe ich ihn an. Dann beschließe ich, einfach mit der Tür ins Haus zu fallen: »Hey, das klingt jetzt echt komisch, aber... kann es sein, dass du was von mir willst?« Gut, etwas netter hätte ich es vielleicht doch formulieren können.

Doch Markus scheint sich an meiner Formulierung kein Stück zu stören, denn er wirft nur den Kopf in den Nacken und fängt an zu lachen. »Ach, Ella. Klar will ich was von dir!« Überrascht reiße ich die Augen auf. Ich bin wohl im Moment die letzte, die sich über seine Direktheit beschweren sollte.

»Aber ich respektiere, dass du einen Freund hast. Auch wenn ich den Typen schräg finde. Aber du brauchst dir wegen mir jedenfalls keinen Kopf zu machen, ich bin hier eh bald wieder weg.«

»Echt? Wo gehst du denn hin?« Er zuckt die Schultern.

»Ich ziehe nach Heidelberg. Hab ein sehr gutes Jobangebot gekriegt.«

»Aha. Na, dann, wünsche ich alles Gute.« Er nickt grinsend. »Danke!«

Wir gehen wieder unserer Wege, ich hole die Rose für den Kunden und stecke sie in den Strauß. »So, das hätten wir!«, trällere ich. Der Kunde holt sein Portmonaie heraus und zahlt. »Vielen Dank für Ihren Einkauf!« Er lächelt. »Ich habe zu danken. Und...«, er beugt sich verschwörerisch vor, »... was auch immer Sie bedrückt: ich hoffe, das Problem löst sich.«

Oh, wenn er wüsste.

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