Cognac und ein Schuss Verlegenheit

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Ella

In einer anderen Zeit, in einer anderen Welt...

Der Weg in Detektiv Fuchs' Büro verläuft schweigend. Jedes Mal, wenn ich einen Versuch unternehme, Konversation zu betreiben, lässt er mich rüde abblitzen. Er scheint mir nicht gerade der gesellige Typ Mann zu sein. Nun ja, mir soll es recht sein, er ist mir ohnehin nicht besonders sympathisch.

Schließlich fahren wir in eiserner Stille mit dem Fahrstuhl nach oben. Die Türen öffnen sich mit einem leisen Rattern und wir passieren Detektiv Fuchs' Sekretärin, mit welcher ich zuvor bereits das Vergnügen hatte.

Energischen Schrittes steuert er sein Büro an, ich trippele ihm hastig hinterher. Nachdem die Tür mit einem leisen Klick hinter uns ins Schloss gefallen ist, bleibe ich etwas unschlüssig vor seinem massiven
Mahagoni-Schreibtisch stehen, während er sich schwungvoll in seinen hohen, gepolsterten Sessel fallen lässt. Ohne mir weitere Beachtung zu schenken, entfernt er den Glasstöpsel einer massiven, kunstvoll gearbeiteten Glaskaraffe und schenkt sich etwas von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit in ein Glas.
Er hebt den Blick und hält fragend die Karaffe in meine Richtung.

Ich sollte ablehnen – das ist es, was meine Mutter von mir erwarten würde, das ist es, was sich für eine Dame ziemt. Doch ich tue es nicht. Als ich nicke, huscht für den Bruchteil einer Sekunde Verwunderung über seine Miene, doch sofort kehrt sein Gesicht wieder zu der üblichen ausdruckslosen Maske zurück und er schenkt mir etwas von dem – wie ich vermute – Cognac ein und schiebt es in meine Richtung. Diese Unterhaltung werde ich ohne Alkohol gewiss nicht überstehen können.

Wieder hebt er den Blick, seine schwarzen Augen bohren sich in meine und ein unangenehmer Schauer läuft mir über den Rücken.

Mit gerunzelter Stirn fragt er: »Was stehen Sie da so rum?«

Unwillkürlich fühle ich meine Wangen warm werden. Mit zusammengepressten Lippen gehe ich zu seinem Schreibtisch, ziehe den Stuhl seinem gegenüber zu mir heran und lasse mich mit geschlossenen Knien darauf sinken.

Er zieht ein kleines, schwarzes Notizbuch und einen Füller aus seiner Brusttasche und blättert erst einmal eine Weile darin. Nervös drehe ich den Verlobungsring an meinem Finger. Merkwürdigerweise beruhigt es mich, das Metall auf meiner Haut zu spüren.

»Das ist mal ein Ring«, brummt er und ich fahre ertappt zusammen. Geziert räuspere ich mich. »Er ist wunderschön, nicht wahr?«

Plötzlich beugt der Detektiv sich über den Tisch und ergreift meine Hand, ich schnappe leise nach Luft. Mit prüfendem Blick begutachtet er den Ring an meinem Finger. Eigentlich sollte ich ich ihm empört meine Hand wegreißen, doch ich bin wie gelähmt vor Überraschung. Eigenartigerweise fühlt sich seine Hand sehr viel weicher und wärmer an, als ich es erwartet hätte.

Detektiv Fuchs pfeift leise durch die Zähne und lässt meine Hand los, woraufhin diese dumpf in meinen Schoß plumpst. »Hochkarätig.« Ich beschließe, dem nichts mehr hinzuzufügen und nehme lediglich einen tiefen Schluck meines Cognacs, was ich sogleich bereue.

Ich muss stark an mir halten, um nicht augenblicklich in wildes Husten auszubrechen, oder gar Feuer zu spucken. So beiße ich also betont ungerührt die Zähne zusammen, während mir die brennende Flüssigkeit den Hals hinunterfließt. Ich meine etwas, wie ein anerkennendes Funkeln in seinen bodenlos schwarzen Augen zu sehen.

Hastig wende ich mich ab. Eigentlich sollte ich froh sein, dass ich endlich jemanden gefunden habe, der mir bei der Suche nach Jack helfen kann... doch jedes Mal, wenn ich Detektiv Fuchs ansehe, würde ich am allerliebsten die Beine in die Hand nehmen und in die entgegengesetzte Richtung davonrennen.

Erneut treffen sich unsere Blicke – doch diesmal sehe ich nicht weg, sondern halte seinem Blick felsenfest stand. Seine tiefschwarzen Augen halten meine gewaltsam fest, mein Herz fängt an zu rasen... und plötzlich breitet sich eine sanfte Röte quer über seinen Nasenrücken aus. Verwundert blinzele ich.

Ruckartig löst er seine Augen von meinen und nimmt einen langen Schluck aus seinem Glas.
Ein Gefühl des Triumphes überkommt mich.
Ich, Ella Donner, habe Detektiv Fuchs in Verlegenheit gebracht! Warum, ist mir jedoch noch nicht ganz klar...

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