In Ordnung, Fuchs

245 28 2
                                    

Ella

In einer anderen Zeit, in einer anderen Welt...

Ich blinzele entgeistert. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«

Detektiv Fuchs lässt sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen und vollführt lediglich eine ungeduldige Bewegung mit der Hand. »Machen Sie schon, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!«

Meine Augen müssen in diesem Moment so groß wie Untertassen sein.

»Das können Sie sich sonst wohin schieben, Sie... Sie Schuft!«

Dieser zuckt lediglich mit einem sarkastischen Lächeln die Schulter, kramt eine Zigarre aus seiner Manteltasche und steckt sie sich in den Mund. Entgeistert beobachte ich, wie er sich mit seinen feingliedrigen, sommersprossigen Händen in aller Seelenruhe ein Streichholz anzündet und dieses dann gegen den Wind abschirmend an das Ende seiner Zigarre führt.

Er sieht mich fragend – oder viel mehr, herausfordernd – an. »Was?« Ich schüttele missbilligend den Kopf. »Sie benehmen sich nicht gerade angemessen in Gegenwart einer Dame. Ständig ärgern sie mich und machen sich lustig.«

Der Detektiv verdreht die Augen und zieht spöttisch eine dunkle Braue in die Höhe. »Na, Sie sind mir ja eine Dame.« Unwillkürlich richte ich mich auf. »Wie habe ich das zu verstehen?« Er winkt nur gelangweilt ab, setzt sich auf eine Parkbank und pafft in Ruhe los.

Eine überwältigende Woge der Wut überkommt mich und ich balle die Fäuste.
Als Detektiv Fuchs dann auch noch die Stirn runzelt und mir erneut ein mürrisches »Was den?« zuschnauzt, läuft das Fass endgültig über.

Ich stapfe zu ihm, reiße die Zigarre aus seiner Hand, werfe sie zwischen uns zu Boden und trete sie mit meinem Absatzschuh aus. »Hey, verdammt, das war eine Kubanische!« Er breitet gereizt die Arme aus, als wollte er ›Was sollte das denn?‹ in einer Geste ausdrücken.

Ich baue mich vor ihm auf und stoße ihm meinen Zeigefinger in die Brust. »Es ist mir völlig egal, wo sie das übel riechende Ding herhaben! Wir haben eine Aufgabe von hoher Wichtigkeit zu erledigen, eine Aufgabe, die keinen Aufschub duldet, eine Aufgabe, bei der Sie sich bereiterklärt haben, zu helfen! Stattdessen liegen Sie lieber auf der faulen Haut und genießen es, mich bis aufs Blut zu reizen! Also verzeihen Sie, dass ich etwas ungehalten reagiere!«

Nach meinem Ausbruch habe ich mit einigen Reaktionen gerechnet – diese hier gehört definitiv nicht dazu: Ein grimmiges Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus.

Doch bevor ich meiner Verwunderung Ausdruck verleihen kann, lehnt er sich plötzlich vor, sodass unsere Nasenspitzen lediglich ein paar Zentimeter voneinander entfernt sind. Ein herber, holziger Männergeruch steigt mir in die Nase, ich werde unwillkürlich rot. Das hier ist nicht angemessen.

Seine Mundwinkel zucken amüsiert und er raunt: »Es steckt doch eine ganz schön kratzbürstige Wildkatze in der vornehmen Dame. Sehr gut.« Damit wendet er sich nonchalant ab und wirft einen Blick auf seine Armbanduhr.

Vollkommen verwirrt stehe ich da, wie zur Salzsäule erstarrt. Wie konnte ich mich bloß so gehen lassen? Und was in drei Gottes Namen hat es mit Fuchs' Reaktion auf sich?

Er dreht sich zu mir um, nach wie vor dieses triumphierend-belustigte Funkeln in den schwarzen Mandelaugen.

»Wissen Sie, Frau Donner, ich mache keine halben Sachen. Nie. Wenn wir in dieser Angelegenheit weiterkommen wollen, müssen Sie voll bei der Sache sein. Ich will keine verängstigte, gestresste Frau als nerviges Anhängsel – ich will eine Kämpferin! Gerade ist es mir gelungen, ihren Kampfgeist zu entflammen. Das wollte ich sehen.«

Ich bin sprachlos. Ich bin völlig sprachlos. Ich kann einfach nicht fassen, dass ich tatsächlich zu solch einer vehementen Reaktion fähig war. Dass ich so leicht zu manipulieren bin, schockiert mich zudem ebenfalls.

Der Detektiv steuert bereits den Ausgang des Parks an. Als er merkt, dass ich ihm nicht folge, dreht er sich um und brummt: »Kommen Sie schon!« Ich seufze und tue wie mir geheißen.

Zügigen Schrittes gehen wir nebeneinander auf den Ausgang des Parks zu, der Lärm der Straße wird Schritt für Schritt lauter. Detektiv Fuchs schnaubt.

»Haben Sie eigentlich eine Ahnung, wie teuer kubanische Zigarren sein können?«

Ich sehe ihn von der Seite an. »Sehe ich so aus, als würde es mich interessieren?«

Foxtrott - Bonusmaterial Where stories live. Discover now